Magnum - Aschaffenburg

27.06.2007 | 11:04

10.05.2007, Colos-Saal

MAGNUM live! Mann, die Engländer sind die einzige Band, die ich als Fan noch nie Aug in Aug bewundern durfte. Dementsprechend riesig ist die Vorfreude an diesem Abend, den ich mit zwei Weizenbier und ein paar Dampframmen Moods auf den Weg bringe.

Um 20.45 Uhr eröffnen DIE SPRINGER für MAGNUM, und mir ist eigentlich schon nach den ersten Tönen klar, dass es ein kurzweiliges Erlebnis werden wird, was ich durchaus positiv besetze. Obwohl ich kein Freund von Deutschrock bin, verstehen es die drei Jungs blind, die Anwesenden inklusive mir in ihr Entertainment einzubeziehen. Immer wieder wird die Meute animiert und mit lustigen Sprüchen bei Laune gehalten. Ab und an wird zwischen den glasklaren Rocknummern auch mal recht Streetpunkig Gas gegeben, was den Stimmungspegel in der Halle schon vor der Hauptband ordentlich nach oben treibt. Die Musiker sind gut drauf, der Drummer groovt höllisch und die Musik treibt tight wie Sau von den Brettern die die Welt bedeuten. Unterm Strich bleibt eine mehr als ordentliche Leistung der Bayern im Gedächtnis, die man sich auf kleineren Festivals auch gut als Headliner vorstellen kann. Macht Laune!

Nach ellenlanger Umbaupause (kein Wunder, sind doch die Roadies mittlerweile genauso alt wie MAGNUMs Musiker selber), geht um 22.00 Uhr endlich das Licht aus und zunächst traue meinen Extrem Metal-Glotzpickeln nicht: Am Schlagzeug nimmt der Klon von Rob Halford (JUDAS PRIEST) Platz, an der Klampfe rockt der kleine, dicke Bruder von Kerry King (SLAYER), an den Keyboards thront der Höhlentroll aus "Herr der Ringe - Die Gefährten" und auf der Frontposition intoniert der knuffigste Teddybär der Hardrock-Szene, bis zum Bersten mit Seele gefüllt, eine unsterbliche Hymne nach der anderen. Mal im Ernst: Tätowiert man Tony Clarkin die Tribals des Herrn King auf die Birne, geht er wirklich als zweites lebendes Thrash Metal-Monument durch ...

Aber jetzt mal Spaß bei Seite: Ich bespreche hier nicht eine neue Death/Black/Thrash Metal-Supercombo aus dem hohen Norden, sondern die Briten MAGNUM, mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommen, aber dennoch leidenschaftlich bis Anschlag und bombastisch und majestätisch wie kaum eine andere Truppe in ihrem Genre. Seit drei Dekaden beglücken die Engländer nun die Massen mit ihrem völlig eigenständigen Material - und noch immer merkt man dem Gesamtpacket, bis auf die grabentiefen Furchen in den Gesichtern der Protagonisten, kein Deut Abnutzung an.

Ab dem Opener 'When We Were Younger' steht die Halle Kopf, die zum ersten Mal in meiner Colos-Saal-Besucherlaufbahn proppenvoll ist. Was mich zumindest ein wenig verwundert ist, dass auch sehr viel junge Menschen den Weg nach Aschaffenburg gefunden haben, um MAGNUM live bewundern zu können. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass die Hütte mit greisen Altrockern angereichert sein wird, aber so zeigt sich der zeitlose Geist der Musik MAGNUMs einmal mehr ganz deutlich. Die Mucke war damals und ist auch heute noch absolut essentiell und schiebt jeden musikalischen Zeitgeist kalt lächelnd aufs Abstellgleis. Recht so.

Bob Catley hätte ich wie gesagt gerne meinem Sohn Noah zum spielen mit nach Hause genommen, da er einfach nur knuddelig in seinem Stageacting ist. Aber die Tour dauert noch ein wenig an, und so muss sich mein Kleiner noch ein bisserl gedulden. Fakt ist aber, dass Mr. Catley abseits seiner eigenwilligen Bühnenpräsenz einer der ausdrucksstärksten Hardrock-Sänger überhaupt ist, was er an diesem Tag mit aller Vehemenz in Beton meißelt. Wenn Hymnen der Marke 'Les Mort Dansant', 'All Englands Eyes', 'Vigilante', 'Kingdom Of Madness', 'How Far Jerusalem', 'Back Street Kid' oder das überwiegend mit akustischer Gitarre unterlegte 'The Spirit' mit vollem Spaßpotential durch die Speaker jagen, treibt es nicht nur mir die Freudetränen in die Augen. Das Publikum nimmt jede Textzeile mit und trägt die Band förmlich auf einer Welle der Glückseligkeit. Alle Hände sind oben, wiegen mit den Beats, klatschen, die Leute jubeln, singen, feiern einfach ein großartiges Fest. Selbst bei den Tracks des neuen Albums "Princess Alice And The Broken Arrow", wie zum Beispiel 'Dragons Are Real' und 'Like Brothers We Stand', oder 'We All Run' von "Brand New Morning" kennt die Meute kein Halten und saugt jede Note dankbar auf.
Dazu trägt der üppige Sound nicht unwesentlich bei, den ich so transparent und fett bei noch keiner Liveband im Colos-Saal erlebt habe.

Summa summarum bleibt folgendes festzuhalten: Nach vierzehn Liedern verabschieden sich MAGNUM von ihrem Publikum, was sich zunächst ein wenig dünn anhört. Aber in den Gesichtern der Menschen sah ich nur zufriedenes Strahlen. Auch ich hatte vor, während und nach dem Gig wohlige Gänsehaut, auch wenn mir persönlich noch ein paar Hits, wie zum Beispiel 'Two Hearts' oder 'Back To Earth' gefehlt haben. Auch die Band verabschiedete sich mit zufriedenen Mienen und tiefen Verneigungen. Somit kann man nur einen wunderbar gelungenen Abend für alle Beteiligten resümieren, den ich in dieser Form auch gerne wieder erlebe. Klasse!

Redakteur:
Rouven Dorn

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