M´Era Luna 2002 - Hildesheim

28.08.2002 | 03:02

10.08.2002, Flugplatz Drispenstedt

Sonntag, 11.08.2002


THE BLOODFLOWERZ
(Main Stage)

Für eines der heimlichen Highlights sorgten die BLOODFLOWERZ am frühen Sonntag Nachmittag. Als sie ihren Auftritt begannen herrschte auf dem Zeltplatz reges Treiben, was die Zuschauerzahlen vor der Hauptbühne erahnen ließ. Während der ersten beiden Lieder sollte sich das aber schlagartig ändern, denn die Stimme von Sängerin Kirsten Zahn hallte kraftvoll und regelrecht fordernd über das Gelände und viele entschieden sich, ihre Besorgungen auf unbestimmte Zeit nach hinten zu verschieben.
Was mir besonders gut an der Performance gefiel waren die Ansagen zwischen und vor den jeweils anstehenden Songs. Kurz und prägnant wurde das Hauptthema erläutert und somit ein Einstieg ermöglicht. So war es auch überhaupt nicht notwendig, das Publikum zum Klatschen aufzufordern, das erledigten sie in ihrer Begeisterung ganz von selbst.
Die Songs vom Debüt „Diabolic Angel“ wie „Cold Rain“ oder „Tears Of The Night“ trafen mit ihrer metallischen Härte und den einfühlsamen melancholischen Melodien voll den Nerv der Fans und es ist einfach schön anzusehen, wenn sich Bands auf der Bühne pudelwohl fühlen und ihre Energie ins Publikum übertragen können. Und das haben die BLOODFLOWERZ ohne Zweifel geschafft.
Nach leider nur 30minütiger Spielzeit mussten sie die Bühne verlassen und ich kann mich erinnern, Zugaberufe vernommen zu haben.
[Gothicparadise.de – Stefanie]


SCHANDMAUL
(Main Stage)

Mit deutlich besserem Wetter als noch am Abend zuvor begann der zweite Festivaltag für mich mit den sympathischen Mittelalterrockern von SCHANDMAUL. Sogar die Sonne ließ sich vereinzelt blicken, als die Truppe fröhliche Mittelaltermarktstimmung mit „Die goldene Kette“, „Herren der Winde“ oder „Henkersmahlzeit“ verbreitete. Da schmeckte der (mal wieder) stilvoll zum Auftritt genossene Met noch um einiges besser :-). Passend zu „Der letzte Tanz“ erklangen die SCHANDMAULischen Dudelsäcke, Schalmeien, Geigen und akustischen Gitarren zum letzten Mal an diesem Mittag, und den wohlwollenden Gesichtern und zufriedenem Applaus ringsum nach zu urteilen haben sich die Süddeutschen mit ihrem Konzert eine ganze Reihe an neuen Fans erspielt.
SCHANDMAUL - eine echte Alternative zu Formationen wie IN EXTREMO oder SUBWAY TO SALLY.
[Kathy]


WITHIN TEMPTATION
(Main Stage)

Gleich im Anschluss gab’s eine Band auf die Ohren, auf deren Auftritt ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte: WITHIN TEMPTATION. Die holländischen NIGHTWISH um die stimmgewaltige Sängerin Sharon den Adel hatten mich schon vor einigen Monaten mit ihrem auf diversen Samplern vertretenen bombastischen Song „Mother Earth“ neugierig gemacht, und nun bot sich endlich die Gelegenheit, die Live-Qualitäten der von vielen Seiten hochgelobten Formation zu erleben. Noch bevor die ersten Töne des Sets aus den Boxen schallten bliesen sich zu beiden Seiten der Bühne große grüne, mit gelben Dornen bestückte Ranken auf, die wohl für ein bisschen mystischen Flair sorgen sollten (naja, mich erinnerten sie eher an die Tentakel-Viecher aus dem Computerspiel „Maniac Mansion“ – falls das jemand noch kennt). Aber zurück zum Konzert: Kurz nach dem Bereitstehen der Bühnendeko stürmten die Holländer auch schon die Main Stage und legten mit ihrem symphonischen Bombastmetal los. Fette Riffs und melodische Keyboards – ein Großteil davon leider vom Band – prägten das Bild der Show, in deren Mittelpunkt unumstritten Sharon stand. Angetan in einem roten Kleid und dazupassendem Make-Up zog sie sowohl durch ihre glasklare Stimme als auch ihr sympathisches Wesen den Großteil der Blicke auf sich und bangte, wann immer es ihre Gesangseinlagen zuließen, kräftig zu den druckvollen Gitarren mit. Neben dem bereits wohlbekannten „Mother Earth“ kamen weitere mitreißende Kompositionen wie „The Promise“ oder „Ice Queen“ zum Zuge, mit „Our Farewell“ gab’s außerdem eine wunderschöne Ballade für alle Anwesenden. Garniert mit kleinen passenden Pyroeffekten und einem das Konzert abschließenden Konfettiregen konnte man zum Ende von WITHIN TEMPTATION eigentlich nur sagen: Hut ab, engagierte Show, klasse Sound, begnadete Sängerin. Was will man mehr.
[Kathy]


OOMPH!
(Main Stage)

Nun, was will man groß zu OOMPH! schreiben, denn eigentlich sind die Konzerte der Elektro-Metaller, obwohl immer wieder mitreißend, im Großen und Ganzen gleich. Den Auftritt, den sie hier beim M’Era Luna hinlegten, ähnelte jedenfalls sehr dem Gig, den ich anno 2001 auf dem WGT in Leipzig miterlebte. Sänger Dero kam sogar in dem gleichen roten Outfit wie damals auf die Bühne und bot auch ansonsten die gleiche zappelige und grimassenschneidende Show. Aber nichtsdestotrotz machte es Spaß, den Jungs erneut beim Abgehen zuzusehen und natürlich auch zuzuhören: Mit „Fieber“, „Das weiße Licht“, „Gekreuzigt“ und „Supernova“ hatte man von Anfang an das jubelnde Publikum fest im Griff und löste eine Welle an Mithüpfen und –tanzen in den vorderen Reihen aus. Dass sich das Ganze auch noch bei strahlendem Sonnenschein (wurde ja auch mal wieder Zeit) abspielte, förderte zusätzlich den Zulauf vor die Bühne, und so konnten sich OOMPH! über eine Menge an angetanen Fans und solchen, die es noch werden wollen, freuen. Für mich hieß es aber nach gut 3/4 des Auftritts die Beine in die Hand nehmen und zum Hangar zu eilen – schließlich will man ja die göttlichen DAS ICH nicht verpassen... .
[Kathy]


DAS ICH
(Hangar)

Weia war das mal wieder ein Gedränge im Hangar – aber kein Wunder, gehören DAS ICH doch schon seit mehr als einem Jahrzehnt zum festen Bestandteil der schwarzen Szene, zudem kommt an ihren intelligenten und apokalyptischen Elektro so schnell niemand sonst ran, von der extravaganten Bühnenshow mal ganz zu schweigen. Die beiden obligatorischen, schwenkbaren Halterungen für die Keyboards und der martialisch-endzeitliche Mikroständer von Frontpsycho Stefan Ackermann waren bereits aufgebaut, als ich mich zum vorderen Bühnenbereich durchgearbeitet hatte, und wenige Minuten später hüpfte auch schon Stefan - gefolgt vom musikalischen Mastermind und Komponist Bruno Kramm und dem zweiten Keyboarder - vom Scheitel bis zur Sohle bzw. Bauch mit „anti’christlicher“ Schminke beschmiert, hinter den Kulissen hervor. Mit „Die Propheten“ folgte auf dem Fuße erstmal ein wenig Nostalgiegut aus den Anfangszeiten, bevor mit „Garten Eden“, „Engel“ oder „Sodom und Gomorra“ die EBM-Hämmer des neuen Albums „Anti’Christ“ gezündet wurden. Dazu zog Stefan seine altbekannte aber immer wieder sehenswerte Psychopathenshow ab, wirbelte wie besessen von einem Ende der Bühne zum anderen, rollte mit den Augen, schnitt irre Grimassen und schleuderte dem Publikum mit wahrhaft bestialischem Gehabe seine Vocals entgegen. Das Ganze artete erwartungsgemäß erneut zu einem Hexenkessel aus, spätestens mit Bandklassikern wie „Kain und Abel“ oder „Gottes Tod“ (inklusive Stefans Gekreuzigten-Szene am Mikroständer) gab es restlos kein Halten mehr; das noch heiß von den Fans eingeforderte „Destillat“ gab’s schlußendlich als Zugabe in die Venen gepumpt, ein klasse Finale.
Erneut eine souveräne Performance von DAS ICH, immer wieder gut, immer wieder mitreißend.
[Kathy]


LONDON AFTER MIDNIGHT
(Main Stage)

Die Heroen aus Amiland – das sind LONDON AFTER MIDNIGHT für nicht wenige aus der Gothic-Szene. Dass ihr Liedgut durchaus Atmosphäre besitzt mag ich auch gar nicht abstreiten, aber mit den Live-Auftritten kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Wie auch schon beim WGT 2001 „bestach“ der Gig der Androgynencombo nicht gerade durch Dynamik, Charisma oder gar Ästhetik (die wurde allein schon vom Outfit Sängers Sean Brennan zunichte gemacht). Gewohnt stoisch und großkotzig stand man auf der Bühne herum, verschwendete außer einem seltenen und müden „make some noise“ oder „thank you“ kein Wort ans Publikum und quatschte lieber mal für fünf Minuten mit den Mitmusikern, während die Musik lustlos weiterdudelte. Wirklich mal wieder aufregend wie eine Valium, gähn. Dass trotzdem einiges an Jubel und Applaus eingefahren wurde, mag wohl zum einen am „Star-Status“, zum anderen an der doch ganz netten Songauswahl der Truppe gelegen haben, denn mit „A Letter To God“, „The Bondage Song“ oder „Sacrifice“ gab es recht ordentliche Vertreter des Bandrepertoires zu hören. In seiner Großzügigkeit ließ Herr Brennan die Leute gar an einem brandneuen Song teilhaben, dessen Namen er allerdings verschwieg.
Ohne große Vorkommnisse und Engagement neigte sich nach einer Stunde der allürenhafte Gig schließlich dem Ende zu, kein Beinbruch zumindest in meinen Augen. Vielleicht hätte man dem guten Sean abschließend aber auch noch sagen sollen, dass man sich mit einem erigierten Mittelfinger in Richtung Publikum nicht unbedingt Freunde macht...nundenn, mir soll’s gleich sein, konnte ich nun doch endlich der Main Stage den Rücken kehren und Richtung THE GATHERING im Hangar streben.
[Kathy]


THE GATHERING
(Hangar)

Ich weiß nicht ob’s an der Luft lag oder an meiner vom Wetter der vorhergehenden Nacht angekratzten Gesundheit – jedenfalls konnte ich das Konzert der von mir heißersehnten THE GATHERING irgendwie nicht richtig genießen. Zu geradlinig und unspektakulär kam mir der ganze Auftritt vor – trotz einer wie die Sonne strahlenden und stimmlich absolut in Topform befindlichen Anneke van Giersbergen, und auch ihre Jungs boten eine gewohnt gute Performance an ihren Instrumenten. Trotzdem ließ es sich nicht verhindern, dass sich in mir gepflegte Langeweile und die Sehnsucht nach etwas Ruhe und Gemütlichkeit ausbreitete, und so verließ ich, wennauch mit leicht schlechtem Gewissen, zu grandiosen „Mandylion“-Songs wie „Strange Machines“ und „Eleanor“ den Hangar. Sorry THE GATHERING, ich hoffe, bei eurem nächsten Konzert bin ich stimmungsmäßig etwas empfänglicher eingestellt, nicht persönlich nehmen.
[Kathy]


SOFT CELL
(Main Stage)

Marc Almond solo war für mich schon immer etwas besonderes, und so konnte und wollte ich mir den Auftritt von SOFT CELL nicht entgehen lassen. Vielleicht gerade, weil der Dauerbrenner „Tainted Love“ so etwas Fesselndes an sich hat und gerade durch die neue Version von MARILYN MANSON die alte Begeisterung wieder aufleben lässt.
Jedoch währte mein Glück nicht lange, denn der Auftritt war so unspektakulär und einseitig, dass an einen festen Blick auf die Bühne nicht zu denken war. Stattdessen beschlossen wir, den ruhigen und einfühlsamen Klängen von der Main Stage bei einem Rundgang über das Gelände, durch Matsch und Matsch und Matsch, zu lauschen und sofort wurde die Stimmung besser. Die Keyboards und die weiche Stimme von Marc hallten über den Flughafen und bildeten die richtige Untermalung zu einer leisen Unterhaltung, einem kühlen Bier oder eben einem letzten Streifzug durch die Stände der Einkaufsmeile.
Nicht mehr und nicht weniger, leider. Da aber das erhoffte „Tainted Love“ einfach nicht erklingen wollte und die Musik mit der Zeit doch eine etwas einlullende Wirkung hatte, machten wir uns auf in den Hangar, um dort einer Weile THERION zu lauschen. Sorry Marc, es lag wahrscheinlich an der Uhrzeit... .
[Gothicparadise.de – Stefanie]


HIM
(Main Stage)

HIM sollten mit ihrem exklusiven Auftritt das dritte M’Era Luna gebührend beschließen, und dass sich viele Fans eingefunden hatten, erkannte man allein am Andrang am Sonic Seducer Stand zur Autogrammstunde der sympathischen Finnen Stunden zuvor.
Bei mir hatte sich eine gewisse Spannung eingestellt, da bei den Konzerten der letzten Tour der Schwerpunkt auf das aktuelle Album „Deep Shadows And Brilliant Highlights“ gelegt wurde und somit die ganze Performance etwas ruhiger und besinnlicher ausgefallen war. Würde es auch heute so sein??
Klare Antwort: NEIN!! Von Beginn an war abzusehen, der Auftritte stand unter dem Rockstern und der Fokus wurde vor Allem auf die ersten beiden Alben gelegt. So spielten sie unter anderem „Poison Girl“, „Right Here In My Arms“ und „666“ und ließen die Herzen der Fans höher schlagen und die Köpfe im gleichmäßigen Takt wippen.
Und das Ville Valo in guter Stimmung war zeigte sich vor Allem an seiner Redefreudigkeit und seinen typisch ironischen Bemerkungen. So riefen einige Damen aus den ersten Reihen gen Bühne und er erkundigte sich: „What do you want?“ Als Antworten bekam er unter Anderem Songs wie „Join Me“ oder „Wicked Game“ zu hören. Darauf antwortete er nur mit einem Grinsen im Gesicht: „Oh, there are enough who would kick us serious ass if we wouldn’t play ‘Join Me’ or ‘Wicked Game’. And that’s why we continue with ’In Joy And Sorrow’.“
Es wurde aber nicht nur gerockt, es gab auch Momente, in denen man Träumen und einfach nur Genießen konnte. Dafür sorgten Songs wie „For You“, „Bury Me Deep Inside“ oder eben „Join Me (In Death).“
Was mir äußerst positiv aufgefallen ist, war die Experimentier- und Improvisationsfreude der Nordlichter. Kein einziger Song wurde in der Albumversion performt, immer wieder wurde abgewandelt oder auch neue Passagen und Teilstücke eingebaut. Gerade Ville sorgte mit seinen Gesangspassagen immer wieder für Abwechslung und Staunen, wenn er sich wieder in ungeahnte Höhen vorwagte. Leider war das Mikro von Ville etwas zu laut eingestellt und somit konnten seine Ausflüge manchmal schon etwas anstrengend sein. Eine Freundin von mir meinte nur: „Der schreit zuviel.“ Naja, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten... .
Fast zur Regel ist ja die Tatsache eines neuen Songs im Set geworden, und so wurde auch bei diesem Auftritt mit „Soul On Fire“ ein Werk vom neuen Album „Love And Metal“ (so oder so ähnlich, es ist ja bekannt, dass Ville nicht besonders viel Wert auf seine Aussprache legt :-)) präsentiert. Dies stieß bei den Fans auf große Begeisterung, denn es führte die Band wieder in die Zeiten von „The Greatest Lovesongs Vol. 666“ zurück und überzeugte mit den dort so dominierenden ’gotisch-dunklen’ Gitarrenriffs.
Beendet haben HIM ihr Set mit ihrem größten Hit „Join Me (In Death)“.
Abschließend bleibt mir zu sagen, dass das M’era Luna 2002 trotz der Wetterkapriolen ein voller Erfolg war und mit ZERAPHINE und HIM das Festival zwei fantastische Bands zur Eröffnung und auch zum Ende vorweisen konnte. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Wetter im nächsten Jahr wieder von der sympathischen Seite zeigt und die Besucher nicht wieder im Schlamm versinken...

Setlist HIM:
1. Sigillum Diaboli
2. Heartache Every Moment
3. 666
4. Poison Girl
5. In Joy And Sorrow
6.Right Here In My Arms
7. Drown In My Love
8. Pretending
9. For You
10. Bury Me Deep Inside
11. Wicked Game
12. Soul On Fire
13. When Love And Death Embrace
14. Join Me (In Death)

[Gothicparadise.de – Stefanie]

Redakteur:
Kathy Schütte

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