MOB RULES - Bochum

06.06.2013 | 16:11

27.04.2013, Matrix

Mit Melodien, Hardrockklängen und einer halbvollen Halle

"Cannibal Nation" war ein tolles Album, daran gibt es nichts zu rütteln. Dass es sich die Melodic-Metaller auch nicht nehmen lassen, mit ihrem nunmehr siebten Album und drei unterstützenden Bands auf Headliner-Tour die deutschen Städte unsicher zu machen, dürfte auch klar sein. Warum das Matrix im Herzen Bochums aus diesen Gründen nicht aus allen Nähten platzt, ist mir jedoch schleierhaft. Aber der Reihe nach:

Schlecht staunt man nicht, wenn man an diesem Samstagabend ins Herz des Ruhrgebiets eindringt, um sich mit tollen Melodien und bemerkenswerter Spielfreude einen tollen Abend zu schenken. Denn wirklich voll ist das Matrix heute nicht, was der Stimmung bei den Anwesenden jedoch keinen Abbruch verleiht. So öffnen sich die Pforten, man genehmigt sich ein kühles Getränk und lauscht den ersten Tönen.

Für diese zeichnen die Rheinländer von SICK’N’TIRED verantwortlich, die mit ihrem Hardrock musikalisch ein wenig über den Tellerrand schauen und an diesem Abend durchaus motivierter hätten agieren können. Zwar abwechslungsreich, jedoch mit einem verbesserungswürdigen Sound gestraft, wirkt die halbe Stunde der Spielzeit ein wenig langweilig und stimmungsarm. Als lustlos möchte ich die Kölner um Frontmann Patrick Rose zwar nicht bezeichnen, mit mehr Action und Spaß in den Backen hätte man jedoch sicherlich mehr Publikum locken können.

Kurze Zeit danach schlägt die Uhr für die Lokalmatadoren. DISTANCE CALL entern das Matrix und haben die Menschen vor der Bühne komplett in der Hand. Wie ein Wirbelwind weht Frontfrau Korry umher, hat ein beachtlich rockiges Organ im Körper und veredelt mit diesem den starken Hardrock der Truppe. Diese weiß, wie man Stimmung macht und punktet dadurch nicht nur beim Verfasser dieser Zeilen. Auch wenn mich das Debüt "Distance Call" nicht von den Socken gerissen hat, bin ich von der Leistung am heutigen Abend doch beeindruckt. Mit facettenreichem Riffing, dieser agilen Frontdame und derartigem Feuer sollte man die 2009 gegründete Combo sicherlich nicht abschreiben. Einige Fans kann man nach diesem Auftritt sicherlich noch hinzuziehen, gefallen hat es ihnen definitiv.

Auch wenn ich dieses Bochumer Schmuckstück schon voller gesehen habe, ist die Stimmung spätestens nun wieder besser und durch die eine oder andere Thekenerfrischung vergeht auch die nächste Umbauzeit wie im Fluge: Der Sound wird ein wenig besser und musikalisch wird es frischer, agiler und schneller. Die Power-Metaller von THE CLAYMORE kommen mit einem neuen Frontmann daher, wodurch dieser Auftritt in Anbetracht der Feuertaufe unter einem besonderen Stern steht. Mike fügt sich jedoch bestens ins Geschehen ein und Stücke wie 'The Ancient Enemy', 'The Voices' als Vorgeschmack des kommenden Albums, das einleitende 'Oceans' und 'Soulseeker' machen einfach Spaß. Man kann schon sagen, dass THE CLAYMORE hier einen kleinen Siegeszug zu verzeichnen haben, locken sie doch im Rückblick die meisten Zuschauer heute vor die Bretter. So hat der Gig der Ruhrpottler viele Vorteile: Die Kraft und Spielfreude der Jungs ist toll, die Anwesenden können sich allmählich auspowern und ich habe eine neue Band auf dem Radar, deren Werdegang ich mit dem neuen Shouter definitiv beobachten werde.

Doch nun schlägt die Zeit für eine der unterbewertesten Bands im deutschen Melodic-Metal-Sektor. Auch wenn es MOB RULES nach den beiden Vortruppen schwer haben, den unterhaltsamen Standard zu halten, so gibt es mit "Cannibal Nation" doch ein gutes Album auf der Habenseite, das Appetit auf den kommenden Auftritt macht. Da es zudem mein erstes Vergnügen mit den Niedersachsen ist, macht auch ihre Laune und Freude überraschend Spaß. Mit 'Unholy War' und 'Trial By Fire' gibt's einen Einstand nach Maß, Klaus Dirks ist in einer tollen Verfassung und auch diese Akteure ziehen das etwas geschrumpfte Publikum in den Bann. Im Programm folgen 'Temple Fanfar' und 'Pilot Of Earth', ehe es mit dem Titelstück des neuen Albums weitergeht. Durchaus unterhaltsam, nicht gerade stocksteif und mit einem minimal besseren Sound gibt es tollen, melodischen Metal zu begutachten. Dem Ende hin thronen das traumhafte 'End Of All Days', das majestätische 'In The Land Of Wind And Rain' und das allseits beliebte und bekannte 'Hollowed Be Thy Name' vom gleichnamigen Album, die definitiv von mehr Menschen hätten gehört werden sollen. So endet dieser rundum gute Auftritt von MOB RULES mit 'Rain Song' und einem ausgepowerten, aber glücklichen Sextett.

Auch wenn die erste Truppe nicht die Weichen stellte, konnten die folgenden Combos definitiv Punkten und einige Fans hinzugewinnen. THE CLAYMORE und MOB RULES machen im Doppelpack Spaß und veredeln nicht nur heute Abend das Bochumer Matrix. So sind sie mit den aufsteigenden DISTANCE CALL sicherlich für viele Festivals eine gelungene Bereichung, sodass ich mir sicher bin, dieses Dreigestirn nicht zum letzten Mal gehört zu haben. Vielen Dank für einen schönen, melodisch rockigen Abend. Es war mir eine Freude und auch durchaus erholsam, einmal in einer nicht vollgequetschten Bude ein gutes Konzert begutachtet zu haben.

Redakteur:
Marcel Rapp
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