Lefay, Angel Dust - Offenbach

29.10.2000 | 04:34

07.09.2000, Hafenbahn

Gleich vier True/Power-Metal Bands, die mit ihren aktuellen Alben durchwegs gute Kritiken der Presse erhielten erwiesen sich heute Abend die Ehre, der Hafenbahn in Offenbach einen Besuch abzustatten. Daß gerade LEFAY und STEEL PROPHET live eine Macht sind war schon von vornherein klar, bleibt also nur noch die Frage, ob STORMHAMMER und ANGEL DUST mitziehen können.

Den Anfang machten logischerweise STORMHAMMER, die noch recht neu im Geschäft sind. Der muntere Six-Pack, der mit einer großen Spielfreude ans Werk ging hätte eigentlich problemlos überzeugen können. Insbesondere Sänger Tommy sprühte förmlich vor Begeisterung und versuchte, das Publikum entsprechend in Stimmung zu bringen. Es schaut also alles sehr positiv aus, wenn da... Ja, wenn da nicht die Musik wäre... Anstatt dem zu erwartenden Sturmhammer bekam man eher eine kleine Betäubungsspritze verabreicht. Mit bis zum Erbrechen nervenden teutonischem Metal, der vollkommen einfallslos und identitätslos ist konnten STORMHAMMER kaum überzeugen. Mit flachen Liedern à la \"Metal Heart Of Steel\" oder \"Holy War\" wurden die Zuschauer gelangweilt; kaum einer liess sich dazu bequemen, mit dem Kopf auch nur ansatzweise mitzubangen, obwohl das bei dem sturen, billigen, durchgehenden 4/4-tel Takt wohl kein Problem gewesen wäre. Zusätzlich ist noch das äußerst penetrante Keyboardspiel anzumerken. Einzig und allein in Erinnerung bleiben wird mir von diesem Gig wohl Bassist Horst, der in etwa die Statur von IRON MAIDEN\'s Eddie besaß wobei sein Bass dank eines zu kurzen Gurtes in etwa zwischen Brustkorb und Hals hing. Ein netter Anblick, der über die nicht vollbrachte musikalische Leistung hinwegtröstete.
(Christian)

Tja, wer folgte nun ? Auf dem Backdrop war bereits LEFAY zu lesen, angesagt waren ANGEL DUST... und es kamen... STEEL PROPHET !!! Wieso man die Stahlpropheten jedoch vor ANGEL DUST spielen lässt wird zu einer der großen Fragen der Menschheit gehören. Aber wie auch immer, nach STORMHAMMER hat man sich ein richtig gutes Konzert verdient, von dem man sich bei ANGEL DUST dann wieder erholen kann um sich mit LEFAY den Rest zu geben.
Die Mannen um Rick Mythiasin avancierten vom Geheimtip (letztes Jahr noch Vorgruppe bei der \"Powerplant\"-Tournee von GAMMA RAY) zu einer der besten Live Nackenbrecher-Bands, die es derzeit gibt. Da man \"Dark Hallucinations\" mit dem grandiosen \"Messiah\" noch toppen konnte haben STEEL PROPHET in der Zwischenzeit noch einige Fans mehr gewonnen und die Hafenbahn füllte sich schnell. Falsch machen können die symphatischen Amis eigentlich nix mehr und so wurde der Gig dank Songs (inzwischen schon fast Klassikern) wie \"Messiah\" von der gleichnamigen aktuellen CD oder \"Strange Encouter\" von der Debut-CD \"Dark Hallucinations\" ein weiterer Erfolg für STEEL PROPHET. Bassist Vince Dennis und die beiden Gitarreros glichen jeweils einem mutierten Hüpfball wodurch für zusätzlichen Spaß gesorgt wurde. Höhepunkt des Konzertes war der Geburtstag von Neuzugang Jim Williams, zu dem noch Musiker von STORMHAMMER auf die Bühne kamen und einen kleinen Geburtstags-Jam veranstalteten. STEEL PROPHET überzeugten also auf ganzer Linie und sorgten sicherlich für einige Nackenschmerzen beim ständig bangenden Publikum.
(Christian)

In noch allzu übler Erinnerung waren bei mir die nun folgenden ANGEL DUST, die bereits beim With-Full-Force Festival einen Auftritt abgeliefert hatten, bei dem man am liebsten weggerannt wäre. Aber jede Band hat eine zweite Chance verdient und so konnte man gespannt sein, was heute gezeigt wird. Sänger Dirk Thurisch kam mit einem langen, schwarzen Mantel, großer Sonnenbrille und schwarzem Hut auf die Bühne geschlendert, was uns auch zu der Frage des Tages bringt: Lebt Udo Lindenberg eigentlich noch ? Daß man sich für \"Let Me Live\" als Opener entschieden hat war vorhersehbar. Und somit wurde der Höhepunkt gesetzt, nach dem alles nur noch musikalisch abflachte. Im Vergleich zum With-Full-Force Auftritt zeigte man zwar deutliche Verbesserungen, insbesondere Gitarrist Bernd Aufermann hat an Spielstärke gewonnen, aber so recht konnten ANGEL DUST nun doch nicht überzeugen. Durch ihre große Kontaktfreudigkeit zum Publikum liessen sich zwar einige Mankos kaschieren, aber eben doch nicht alle. Grausam war die Tatsache, daß sich Sänger Dirk Thurisch dazu entschlossen hatte, bei einigen Songs die Rhythmusgitarre zu spielen. Dazu musste er dann natürlich auch ordentlich rumposen, was dank seiner spielerischen Fähigkeiten (alle 5 Sekunden mal \'nen Powerchord) ziemlich peinlich war. Das größtenteils aus Masochisten bestehende Publikum (anders kann ich es mir zumindestens nicht erklären) forderte noch eine Zugabe, bei der Rick Mythiasin, der Sänger von STEEL PROPHET noch einmal auf die Bühne kam. Dieser war dermaßen stoned, daß er sich nur mit Mühe an den entsprechenden Text erinnern konnte, vollkommen benommen herumtorkelte und sich überall festhalten musste. Selten so gelacht, es war einfach köstlich !!! Im Nachhinein entbehrt es nicht einer gewissen Komik, daß das Beste am ANGEL DUST-Auftritt die Vorstellung des bekifften STEEL PROPHET-Sängers war... Halten wir also fest: ANGEL DUST haben sich von einer mieserablen Liveband zu einer durchschnittlichen Liveband gemausert. Vielleicht werden sie ja auch mal irgendwann gut (Klar, und vielleicht wird der Papst mal schwanger...)
(Christian)

Dann betraten LEFAY die Bühne und sie schafften es, die Stimmung nochmals zu steigern. Diese Schweden sind einfach eine geile Live Band und wenn mal ein Teil nicht ganz sauber gespielt wird, dann kann man ihnen das gar nicht krumm nehmen, denn irgendein Grinsen oder eine Fratze eines Musikers bringt gleich wieder gute Laune. Das ist Heavy Metal! Sie kamen einfach sehr gut an und ihre Mucke ist wie geschaffen für Live. Fette Riffs folgen fetten Riffs und grooven tut´s auch von vorn bis hinten. Manchmal klingt dann ein Song mal dem anderen ähnlich, aber das ist egal. Es gibt nicht viele Bands, bei denen es soviel Spass macht zuzusehen. Sie scheinen eben selbst viel Spass dabei zu haben und moshen tut immer irgendeiner aus der Band. Gitarrist Peter Grehn scheint die Hetfield Posen gelernt zu haben, Mikke der Basser hat ein cooles Obelix T-Shirt an und Charles spritzt mit Wasser oder schneidet Grimassen. Seine Mimik und Bewegungen sind schon alleine den Eintritt wert. Außerdem auf jeden Fall sehenswert das Schuhwerk der Jungs. Vielleicht sollte man ihnen mal sagen, dass es auch so etwas wie Badeschlappen gibt. Sie haben nämlich ihre Schuhe dementsprechend hergerichtet... Diese Band lohnt sich auf jeden Fall live anzuschauen und einige \"größere\" Bands können sich von ihnen noch ne Scheibe abschneiden. Die Playlist:
1 Out In The Silence
2 S.O.S.
3 Maleficium
4 Creatures Of The Hierachie
5 Red Moon
6 End Of Living
7 In The Court Of The Crimson King
8 Where Gargoyles Fly
9 I AM
10 The Boone He Gives
11 Master Of The Masquerade
12 Another Dawn
13 Source Of Pain
Zugabe:
14 Rasta Song
15 State of Intoxication

(MetalS)

Redakteur:
Christian Debes

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