LYNYRD SKYNYRD - Berlin

02.03.2010 | 11:49

26.02.2010, Max-Schmeling-Halle

Kein Rentnerverein: die Southern-Rock-Legende LYNYRD SKYNYRD in Berlin.

Männer jenseits der Vierzig fallen ihren Kumpels an diesem Freitag glücklich um den Hals, spielen trunken die Luftgitarre oder singen den rauen Hals noch rauer. Und sonst brave Ehefrauen schunkeln wie seit Jahren nicht mehr. Dazu ist so ziemlich die gesamte Rockerszene der Berliner Region versammelt, wie sich an zahlreichen "MC"-Kutten unschwer erkennen lässt. Keine Frage, die Altrocker von LYNYRD SKYNYRD ziehen auch nach Jahren ihre Fans. Zu ihrer Welttour ist die Max-Schmeling-Halle am Prenzlauer Berg mit mehr als 3000 Zuschauern gut gefüllt. Sie erleben eine siebenköpfige Band, deren einziges Gründungsmitglied nach zahlreichen Schicksalsschlägen nur noch Gitarrist Gary Rossington ist. Und dennoch sind alle Musiker auf der Bühne so professionell und etwa im gleichen Alter, dass sie doch wie ein eingespieltes Team wirken. Rund achtzig Minuten lang bieten die Südstaatenrocker genau das, weswegen die meisten Fans an diesem Abend vermutlich gekommen sind: einfach kunstvolle Gitarrenriffs gepaart mit Country- und Bluesrhythmen, hart gespielt und zeitlos im Sound.
[Henri Kramer]

Lynyrd Skynyrd

Die in Schlaghosen gepackten Rockerbeine von Gitarrist Mark Matejka und Basser Robert Keans stampfen taktvoll zum Introsong 'Skynyrd Nation', und der Saal rockt mit. Südstaatenflaggen werden grüßend vor Sänger Johnny van Zant geschwungen, und ekstatisch zuckende Körper begleiten die folgenden Lieder 'Gimme Back My Bullets' und 'I Know A Little'. Ronnie Van Zants Frage, ob es auch echte "Die-Hard-LYNYRD SKYNYRD-Fans" in den Reihen gibt, wird mit lautstarkem Jubel erwidert, und die fantastische Ballade 'Simple Man' erklingt als Widmung an den 2009 verstorbenen Keyboarder Billy Powel.

'Whiskey Rock'A'Roller' wird von taumelnden Konzertgästen leibhaftig inszeniert. Später verkündet Frontmann van Zant 'God And Guns' als die beiden mächtigsten Erscheinungen unserer Zeit - so pathetisch lautet auch gleich das Tourmotto. Und mit 'Still Unbroken' wird der Pathosfaktor weiter erhöht. Ganz anders klingt der Abschlusssong des regulären Sets: Der Hit 'Sweet Home Alabama' wird einfach mit der fulminanten Bühnenpräsenz der drei Gitarristen präsentiert, die auch gern zusammen mit Basser Keans in Viererkombination vor den Fanreihen posieren. Eine von dem Sänger ergatterte Südstaatenflagge wird umhergeschwungen, während das Publikum den wohl größten Ohrwurm der Band gesanglich begleitet. Nach minutenlangen "Zugabe!"-Rufen begibt sich die Band mit 'Free Bird' zurück auf die Bühne, ein balladesker Song, der am Ende durch Gitarrensoli in eine deftige Rocknummer übergeht.
[Irina Sarkissow]

Lynyrd Skynyrd

Ja, diese Band spielt wirklich ohne je auf den Zeitgeist zu schielen. Selbst ihren Südstaatendialekt pflegen sie. Und natürlich darf während der letzten Songs von LYNYRD SKYNYRD auch keine überdimensionale Flagge fehlen, die im Hintergrund an alle Einzelstaaten des Südens der USA erinnert. Wer über so viel republikanisch-konservatives Gedankengut hinwegsehen kann, erlebt in Berlin ein tolles Konzert einer Band, die trotz aller Widrigkeiten immer noch rocken kann. Und zwar wirklich nur mit ihren Instrumenten, denn der einzige echte Spezialeffekt während der Show beschränkt sich auf eine Diskokugel, die komplett angestrahlt bei 'Free Bird' ein schönes Lichtertreiben über den Zuschauerköpfen wirbeln lässt. Und dazu die virtuosen Gitarrenmelodien, die LYNYRD SKYNYRD erschaffen - eine Ohrenweide. Wie eigentlich das ganze Konzert. Beseelt torkelt das Publikum nach Hause. Hat sich gelohnt.
[Henri Kramer]

Lynyrd Skynyrd

Setlist LYNYRD SKYNYRD
Skynryd Nation
What's Your Name
Gimme Back My Bullets
I Know A Little
That Smell
Simple Man
Whiskey Rock'A'Roller
Down South Jukin'
Needle And The Spoon
Tuesday's Gone
God & Guns
Still Unbroken
Three Steps
Call Me The Breeze
Sweet Home Alabama
Free Bird

Redakteur:
Henri Kramer

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