LORDI, ALL FOR METAL und CRIMSON VEIL - München

01.05.2024 | 12:46

27.04.2024, Backstage Werk

Ein glasklares Unentschieden.

Einmal mehr zieht es mich in diesem Jahr nach München. Ziel ist das Konzert von LORDI, welches im Rahmen ihrer "Unliving Pictour Show 2024"-Tour auch Halt in der bayerischen Landeshauptstadt macht. Musste ich vor genau einer Woche noch mit Mütze und Schal zum "Rock Meets Classic"-Konzert gehen, ist nun ENDLICH der Frühling nach Deutschland gekommen, T-Shirt ist angesagt! Im Gegensatz zu vielen anderen München-Ausflügen läuft die heutige Tour etwas anders. Ich nutze das Wochenende und teste mein neues Festival-Mobil auf Herz und Nieren. Schließlich soll mich das Fahrzeug Ende Mai zuerst zum METALFEST nach Pilsen und anschließend zum SWEDEN ROCK bringen.

Der Campingplatz Thalkirchen liegt sehr günstig in der Nähe vom Zentrum. Selbst das Heimspiel eines unbedeutenden Provinzclubs hält mich nicht groß auf, ich lasse den stockenden Verkehr am "Schlauchboot" einfach links liegen und erreiche zügig den Campground. Der Aufbau geht flott über die Bühne und die Tests mit Markise, Strom, Wasser und weiteren Annehmlichkeiten laufen erfolgreich. Die Festivalsaison kann beginnen. Ich schnappe mir mein Fahrrad und erreiche bei sommerlichen Temperaturen nach 10 Kilometern das Backstage. Ein kurzer Blick aufs Handy zeigt eine Hiobsbotschaft. Kollege Jäger wollte heute eigentlich die Schreibarbeit übernehmen, kann aber aufgrund beruflicher Verpflichtungen nicht zum Konzert kommen.


Nun gut, ich bin ja flexibel und komme mit der Doppelrolle fotografieren und schreiben gut klar. Also, ab zum Schalter, die Formalitäten erledigen. Ich schaffe noch mein erstes Bier, bevor pünktlich um 19 Uhr CRIMSON VEIL in den Ring steigt. Mit der Band aus Brighton wird es sowohl vom Licht, als auch vom Sound eher düster. Ja, wir Metalheads arbeiten gerne in Schubladen, dies wird bei CRIMSON VEIL zumindest für mich jedoch schwierig. Die Band bezeichnet sich selbst als Alternative Metal Band, für mich ist es irgendwie eine Mischung aus Tanz-Performance mit düsterem Gesang. Das Quartett hat mit Vocals, Cello, Schlagzeug und Gitarre eine interessante Instrumentierung.

Die anfänglichen Ton-Probleme bringt CRIMSON VEIL nicht aus der Ruhe. Fünf Songs finden den Weg in die Gehörgänge der Metalheads, bei denen die Band offensichtlich gut ankommt. Geschmäcker sind verschieden, meinen Nerv trifft das Quartett an diesem Abend nicht. Vielleicht ändert sich das auf dem METALFEST in Tschechien, wo ich die Band ein weiteres Mal erleben kann.

 

 

 

 

Ganz anders schaut das bei der nächsten Band aus. Ich kann machen, was ich will, ich kriege einfach diese verflixte Fanbrille nicht von der Nase. Sei's drum, ich lasse sie auf und genieße die Show! ALL FOR METAL durfte ich 2023 zum ersten Mal erleben, der Name sagte mir und vielen anderen auf dem METALFEST in Pilsen erst einmal nichts. Kein Wunder, fand der Auftritt doch ziemlich genau einen Monat vor Veröffentlichung des Debütalbums "Legends" statt. Die international besetzte Power-Metal-Band hat nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.



Gefühlt ist ALL FOR METAL seit 2023 permanent auf Tour. Neben einigen Festivals hat die Band mit WIND ROSE 17 Konzerte in Europa gespielt. Als Support für LORDI kommen weitere 40 Gigs hinzu. Dieser Fleiß, gerne auch als Ochsentour bezeichnet, zahlt sich mehr und mehr aus. Die Fangemeinde wächst stetig und zu 'All For Metal', dem ersten Song auf der Setliste, herrscht eine bombastische Stimmung im Backstage. Pommesgabeln werden in die Höhe gereckt und der Song lauthals von den Kuttenträgern mitgesungen.

ALL FOR METAL spielt heute den 34. Gig der Tour. Schaut man sich den Kalender an, fragt man sich, woher die Band diese Energie nimmt. Niemandem auf der Stage sieht man irgendwelche Ausfallerscheinungen an, es geht einfach nur straight nach vorne. Die Spielfreude ist den Sängern Tetzel und Antonio, sowie den Gitarristinnen Ursula und Jassi, förmlich ins Gesicht gemeißelt. Auch die beiden Tänzerinnen Luisa und Christina haben sichtlich Spaß in München. Bei der Rhythmusfraktion Leif (Drums) und Florian (Bass) ist die Mimik hingegen schwer auszumachen. Wie gewohnt verstecken die beiden Ihre Gesichter hinter Masken.

Die Band spielt sich fröhlich durch die neun vorgesehenen Stücke. Die drei Personen an den Äxten sind permanent in Bewegung und sorgen dafür, dass meine Kameras ordentlich was zu tun haben. Auch in München harmonieren die beiden Sänger enorm. Ab und zu haut Tetzel einen Spruch raus, um dann direkt mit Vollgas in den nächsten Song zu gehen. Hatte ALL FOR METAL auf dem ROCK OUT FESTIVAL gerade einmal 30 Minuten Spielzeit, geht heute für mich in München der Wunsch, die Band länger sehen zu können, in Erfüllung. Die Ballade 'Legends Never Die' sorgt dafür, dass das Backstage von hunderten Handylichtern erhellt wird. Der Song sorgt nicht nur bei mir für eine enorme Entenpelle.

Mit 'Gods Of Metal' gibt es dann auch einen neuen Song vom gleichnamigen Album, welches am 23. August veröffentlicht wird. Auch dieser Track zündet bei den Metalheads. Wie gewohnt schwingt Tetzel auch in München den Hammer, hier wird mit einer tollen Show nicht nur was für die Ohren geboten. Mit 'Goddess Of War' verabschiedet sich ALL FOR METAL von der Bühne nach einer enormen Leistung. Die Power-Metal-Truppe wird frenetisch gefeiert, man könnte meinen, der Headliner hätte bereits sehr gut abgeliefert.

 

 

Die Bandmitglieder machen sich kurz frisch und tauchen einige Zeit später am Merchstand auf. Geduldig stehen sie für Selfies zur Verfügung und beantworten Fragen der alten und neuen Fans. Natürlich darf das eine oder andere Autogramm nicht fehlen. Diese Fannähe zahlt sich aus, die Shirts der Band finden reißenden Absatz. ALL FOR METAL hat sich in München definitiv ein Fleißkärtchen verdient und ich bin gespannt, wie die weitere Karriere der Band verläuft. Ich werde am Start sein und hoffe demnächst auf eine Headliner-Tour. Doch jetzt freue ich mich erst einmal auf das kommende Album.



Zumindest mich hat die Show ganz schön ausgelaugt und es wird Zeit für die nächste Hopfenkaltschale. Noch ein schneller Schluck, bevor es wieder in den Graben geht. Der Abend ist noch lange nicht zu Ende, die finnischen Hard Rocker von LORDI bitten zum Tanz. Nach dem 'God Of Thunder'-Intro von KISS betritt ein verkleideter Sprecher die Bühne und es folgt als Einleitung 'SCG XVIII: Nosferuiz Horror Show'. Hat LORDI 2023 noch vor vielen tausenden Besuchern als Support von SABATON in der Olympiahalle in der Nähe gespielt, bewegt sich heute die Besucherzahl im guten dreistelligen Bereich. Ungeachtet dessen bieten die Finnen eine sehr gute Show.

Auch im Backstage rundet eine ansprechend gestaltete Bühne die Atmosphäre ab. Wie gewohnt tragen die Musiker ihre zentnerschweren Kostüme und ich frage mich, wie sie es schaffen, die 20 Songs zum Besten zu geben, ohne zu kollabieren. Ebenfalls wie gewohnt, versucht sich Mr. Lordi an der deutschen Sprache. Sätze wie "Ich möchte Deine Arschl... lecken" sorgen nach wie vor für Erheiterung vor dem Wellenbrecher, nutzen sich bei mir langsam aber sicher jedoch ab. Viel mehr gefällt mir die Musik, welche LORDI an diesem Abend spielt. Neben sieben Tracks vom aktuellen Album "Screem Writers Guild" sorgen weitere Songs dafür, dass die Temperatur im Backstage ins Unermessliche steigt. Ich brauche zwischenzeitlich immer wieder mal etwas Flüssigkeit und bin froh, dass ich heute nicht mit dem Auto hier bin.

LORDI liefert zweifelsohne gut ab. Ob die Band Spaß an dem Auftritt hat, kann man aufgrund der Masken natürlich nicht erkennen. Spaß hat auf jeden Fall das Publikum. Jeder Song wird gefeiert und viel zu schnell ist auch dieser Konzertabend in München zu Ende. Mit 'Hard Rock Hallelujah' erlischt das Licht in der Halle, natürlich kennt man den Song vom ESC. Doch es wäre vermessen, LORDI auf den Auftritt von 2006 zu reduzieren. Die Finnen bieten eine hervorragende Show und haben sich völlig verdient mit ihren Alben und Auftritten eine große Fanbase erspielt. Ich lasse mir noch 1,3 Bier schmecken und mich später nach weiteren 10 Radkilometern zufrieden in meine mobile Koje fallen. Alles in Allem ein gelungener Ausflug nach München.

Photo Credit: Andre Schnittker


Redakteur:
Andre Schnittker

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