Kassierer, Die - Stuttgart

22.01.2003 | 09:48

17.01.2003, Universum

Ins Universum auf dem Gelände der Stuttgarter Uni in Vaihingen (UNIversum wie UNIversität, Achtung Wortspiel!) rief „eine der erstaunlichsten Bands des Universums“ (die KASSIERER über die KASSIERER) und eine drei Mann große Abordnung des Powermetal.de-Teams, bestehend aus Martin, Kathy und meiner Wenigkeit, folgte dem Ruf. Bereits im Eingangsbereich begegneten wir Wölfi, dem Sänger der KASSIERER, der sich mit einem gutgelaunten „Viel Spaß auf dem Konzert, ich geh' nach Hause!“ von einer Horde Punks verabschiedete. Mit einem so gutgelaunten (und etwas angetrunkenen) Bandleader konnte nicht viel schiefgehen, doch zuvor galt es noch, zwei Vorbands beizuwohnen.

Die erste Vorband hörte auf den einfallsreichen Namen HERMAN FLATWANKER BAND. „Flatwanker“ möchte ich naiv-wörtlich mit „Flachwichser“ übersetzen, aber okay, ich lasse jedem seinen Humor, meiner ist wahrscheinlich auch nicht besser. Musikalisch spielten die Flachwichser eintönigen Punkrock von der Stange, nicht wirklich schlecht, aber auch nicht der Hammer. Vor den Bierständen und am Merchandising-Stand war jedenfalls mehr Stimmung als vor der Bühne, was sich bei Vorband Numero zwei, den SIFFERn, nur geringfügig änderte. Die Jungs schafften es durchaus, mit ihrem ÄRZTE-liken Punkpop (oder „Hartchorpunk“, wie die Band sagt) ein paar Leute mehr vor die Bühne zu ziehen, aber die große Offenbarung war auch diese Kapelle nicht, so dass die mächtigen KASSIERER nie in ihrer Position als beste Band des Abends gefährdet waren.

Als ginge es darum, von Anfang an zu zeigen, wo der Hammer hängt (darum ging es wahrscheinlich auch), kam Wölfi im Anschluss sogleich nackt auf die Bühne, begrüßte das Publikum und begann mit dem ersten Song.
Das war auch allerhöchste Zeit, denn, Kollegin Kathy besteht darauf, dass ich das betone, das Bier (Dinkel Acker) war abscheulichst. Ob es am Konsum dieser Plörre oder an der besonderen Atmosphäre eines KASSIERER-Konzerts lag, kann ich nicht beurteilen, doch entledigten sich schon während der ersten Songs viele Zuschauer teilweise ihrer Klamotten, einige gar komplett. Somit war der Besuch auch für besagte Kollegin in jedem Fall kein verlorener Abend.
Auch wir drei mutigen Powermetal.de-Redakteure waren mal wieder näher dran als der Rest und stürzten uns waghalsig in den Moshpit - die Hände halbnackter Punks daraufhin schnell auf diversen Körperteilen der weiblichen Fraktion... . Auf jeden Fall war es ein Pit der „besonderen Art“, noch mehr Körper- und vor allem Hautkontakt als sonst und die Erkenntnis, dass verschwitzte Punker-Rücken sehr glitschig sind.
Auch in Sachen Musik wussten die KASSIERER wie erwartet voll zu überzeugen: Da die Jungs schon lange besser spielen können, als es die meisten KASSIERER-Werke vermuten lassen, spielten sie trotz zunehmendem Alkoholpegel fast fehlerfrei ein Programm herunter, das fast alle KASSIERER-Klassiker enthielt. Ob ältere Werke wie „U.F.O.“ oder neue bald-Klassiker vom aktuellen Album wie „Blumenkohl (am Pillermann)“, die KASSIERER hatten ihr Publikum voll im Griff, einige Wahnsinnige ließen sich sogar auf – im ultra-winzigen Club selbstmörderisches – Stagediving ein.
Der einzige Wermutstropfen an diesem Konzert war, dass die KASSIERER in Sachen Show-Einlage mehr und mehr auswhimpen. Wird aus grauer Vorzeit berichtet, dass die KASSIERER sämtliche Körperfunktionen inklusive Fäkalien-Absonderung auf der Bühne vorführten und wurde ich vor einem Jahr in Berlin noch Zeuge, wie Osama bin Wölfi den bin Volker (vorgetäuscht?) in den Hinter fickte, blieb es diesmal bei einer sehr jugendfreien Fist-Aktion, ganz hygienisch sogar mit Handschuhen. War vielleicht aber auch besser so, da ich mir teilweise schon ziemlich alt vorkam auf diesem Konzert, die jüngsten von mir persönlich angesprochenen Besucher gaben ihr Alter mit sechzehn an – hatten wohl Angst, ich würde sie verpfeifen, wenn sie die Wahrheit sagen würden.

Alles in Allem aber trotzdem ein höchst amüsanter Abend, die KASSIERER sind eine wunderbare Band für alle die, die ihr Hirn auch mal abschalten können und live jedes Mal wieder ein Erlebnis – und auch das Bier war gar nicht sooo schlimm wie Kathy meint.

Redakteur:
Philipp von dem Knesebeck

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