Helloween - Oberhausen

12.05.2011 | 08:12

08.04.2011, Turbinenhalle

Alle Jahre wieder kehren die deutschen Power-Metal-Veteranen und Kürbisköpfe von HELLOWEEN zurück. Und erneut beehren sie die Oberhausener Turbinenhalle mit einem fulminanten Package, welches sich durchaus sehen lassen kann. Zusammen mit den wieder erstarkten STRATOVARIUS und den Melodic-Rockern PINK CREAM 69 stehen die Vorzeichen klar auf Sieg.

"Aufgrund einer Stimmbandentzündung von Helloween Sänger Andi muss das Konzert in Oberhausen abgesagt werden". So oder so ähnlich erklang die traurige Nachricht nur wenige Tage vor dem geplanten Gig. Doch getreu dem Motto "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" kommen die Kürbisköpfe um den wieder genesenen Frontshouter in prallstem Sonnenschein nach Oberhausen, um dort das Konzert nachzuholen.

In schönstem Sonnenschein gelangen die wartenden HELLOWEEN-Fans in die Turbinenhalle, um dort ihre Heroen samt Support-Acts STRATOVARIUS und PINK CREAM 69 zu huldigen. Doch bevor die große Melodic-Power-Metal-Party beginnen kann, ist erstmal langes Warten angesagt. Doch pünktlich um 20 Uhr stürmen zunächst die Pinkies auf die Bühne und legen einen Start par excellence auf´s Bankett. Die ehemaligen Mitstreiter des HELLOWEEN-Fronters starten ihren Melodic-Rock-Feldzug mit den Ohrwürmern 'Children Of The Dawn' und 'Do You Like It Like That'. Sänger und Deris´ Nachfolger David Readman, der inzwischen auch seit stolzen 17 Jahren der Truppe sein Stimmchen verleiht, wirkt zwar etwas statisch, kann mit eben jenem Goldkehlchen dennoch die Massen der Turbinenhalle zum Mitsingen und -grölen bewegen. Jene danken es den Karlsruhern mit entsprechendem Applaus. Derweil finden auch 'Shame', sowie das grandiose 'No Way Out' ihren berechtigten Platz in jene Setliste, die nach knapp 50 Minuten mit dem obligatorischem 'Keep Your Eye On The Twisted' beendet wird. Den Status als Anheizer für den restlichen Abend haben PINK CREAM 69 zu Recht inne. Dies merken auch äußerst viele Zuschauer, wodurch die Melodic-Rocker sicherlich den einen oder anderen neuen Fan hinzugewinnen können.

Setliste:

Children Of The Dawn
Do You Like It Like That
No Way Out
Talk To The Moon
Shame
Lost In Illusions
Seas Of Madness
Keep Your Eye On The Twisted

Eine halbe Stunde wird schließlich für den Umbau des folgenden Juwels verschlagen. Doch als das meterhohe Banner komplett sichtbar wird, steigt die Vorfreude der Anwesenden. STRATOVARIUS sollen einen glorreichen Auftritt absolvieren. Der wieder genesene Jörg Michael betritt mit einer Dortmund-Flagge als Erster die Bühne, ehe ihm seine restlichen Mitstreiter folgen und ihren Siegeszug mit dem Gassenhauer des neuen Werkes 'Darkest Hour' einläuten. Dieser wird lautstark mitgesungen und Sangestalent Timo Kotipelto kitzelt im Laufe der Spielzeit auch die letzten Stimmbänder. Generell scheint der sympathische Blondschopf in einen Jungbrunnen gestolpert zu sein: Mit einer Bärenlaune und einer hiesigen Spielfreude ausgestattet, steckt er seine Bandkollegen sichtlich an, was sich automatisch auf das Publikum auswirkt. Es folgen Klassiker der Marke 'Speed Of Light', sowie 'The Kiss Of Judas', obgleich die Finnen auch neues Material wie 'Infernal Maze' oder 'Legions' in die Massen katapultieren. 'Eagleheart' wird ebenso dankbar aufgenommen und bestens wiedergegeben wie das erwartete 'Hunting High And Low', bei dem die Turbinenhalle als Chor fungiert. Die dadurch entstehende Gänsehaut wird nur durch das abschließende 'Black Diamond' getoppt. Dieses Highlight eines jeden STRATOVARIUS-Auftrittes wurde jedoch auch mal besser wiedergegeben. Sei´s drum, Finnlands Exportschlager ist anno 2011 stärker denn je. Die Truppe macht einen energischen und vor allem frischen Eindruck. STRATOVARIUS sind zurück, sodass rundum nur zufriedene Gesichter zu sehen sind. Sowohl bei der tosenden Menge, als auch bei der gesamten Band und Crew.

Setliste:

Darkest Hours
Speed of Light
The Kiss of Judas
Infernal Maze
Paradise
Legions
Eagleheart
Under Flaming Skies
Hunting High and Low
Black Diamond

'For Those About To Rock (We Salute You)' erschallt nun in der gesamten Halle, ehe gegen 22:30 Uhr die 'Happy Happy Halloween'-Melodie aus den Boxen strömt. In Anbetracht des bisherigen, doch gelungenen Abends sollten die Zeichen des HELLOWEEN-Auftrittes doch auf Sieg stehen, nicht wahr? Dieser Gedanke wird zunächst jedoch unterbrochen. Zwar strömen Deris, Weikath und Co. bestens gelaunt und sichtlich erholt auf die Bühne, doch welch enttäuschender Sound sich beim Opener 'Are You Metal?' bietet, stößt vielen Anwesenden sauer auf. Die Weenies lassen sich derweil nichts anmerken und ziehen ihr Programm gewohnt souverän durch.

Bevor HELLOWEEN jedoch jenes weiterführen, bittet Andi Deris um Gehör und Entschuldigung, dass der eigentliche Auftritt vor Wochen hatte ausfallen müssen. In Anbetracht der derzeitigen Japan-Lage, schickt der Fronter derweil noch ein Stoßgebet in den Himmel, dass die Mannschaft bis dato von diesen und ähnlichen Schreckensszenarien verschont wurde. Hiermit wird ein perfekter Übergang zum Meilenstein 'Eagle Fly Free' geschaffen, bei dem der Refrain lauter denn je mitgesungen wird. Im Anschluss gibt es für mich eine ganz persönliche Überraschung: Deris kündigt mit 'March Of Time' einen seiner Lieblingssongs der Kiske-Ära an. Zwar bereitet mir jene Stadionhymne auf Platte eine weitaus größere Gänsehaut, jedoch ist es einfach schön, dass HELLOWEEN noch solche unerwarteten Schmankerl in Petto haben.

Ein eher überflüssiges Gitarrensolo von Sascha Gerstner folgt, ehe mit 'Where The Sinners Go' und dem überraschend guten 'World Of Fantasy' zwei Songs neueren Datums präsentiert werden. Nach einem weiteren, wie ich finde entbehrlichen Solo, schlägt nun einmal mehr die Keeper-Sternstunde: Das obligatorische 'I´m Alive' wird vom Publikum ähnlich gefeiert, wie das zunächst abschließende 'I Want Out'. Doch bevor Deris und seine Mannen die Segel streichen, zaubern sie noch ein enormes Schmankerl aus dem Hut und zelebrieren alle Überlang-Stücke der "Keeper Of The Seven Keys"-Trilogie in einem grandiosen Medley.

Das auf der vergangenen Deutschland-Tour als Gassenhauer avancierte 'Halloween' reiht sich hier glänzend an den Titeltrack und 'A King For A Thousand Years'. Hier bekommt jeder Nostalgiker Gänsehaut und obwohl an manchen Stellen der gewisse Kiske-Zauber einfach abhanden gekommen ist, freut sich die gesamte Turbinenhalle, diese Besonderheit mitbekommen und vor allem mitgesungen zu haben. Unter tosendem Applaus verlassen die Kürbisköpfe die Bühne, um dann nur wenige Augenblicke später mit 'Future World' und 'Dr. Stein' zum Rundumschlag anzusetzen. Alle Anwesenden haben speziell bei Letztgenanntem sichtlich ihren Spaß, was auch an den als Dr. Stein verkleideten Fans auf der Bühne, sowie an den aufblasbaren Kürbissen liegt, die von der Bühne aus in die tosende Menge geschmissen werden. HELLOWEEN wissen nach über 25-Jähriger Bühnengeschichte eben, wie man sich standesgemäß verabschiedet und der erschöpften Halle einen denkwürdigen Abend beschert. Denkwürdig zumindest für alle Anhänger älteren Semesters.

Auf der einen Seite kann ich als großer Anhänger der beiden Keeper-Evergreens nur Lobpreisungen über die Setliste der Jungs darbieten, dennoch haben die Hamburger auch andere, gutklassige Veröffentlichungen an den Mann gelegt, die zu Unrecht keine Beachtung mehr finden. So frage ich mich bei beinah jedem HELLOWEEN-Auftritt, ob und wann denn endlich Alben wie "Time OF The Oath", "Master Of The Rings" oder das für viele Truppen so immens wichtige und einfach wegweisende "Walls Of Jericho" ihre Beachtung finden. Egal, wie meisterhaft die Achtzigerjahre der Kürbisköpfe waren; so sollte man die Neunziger, sowie die ersten Gehversuche doch nicht komplett ausschließen. Aber mit diesem Wunsch stehe ich scheinbar alleine auf weiter Flur, da man der restlichen Turbinenhalle diesen Wehrmutstropfen nicht ansieht. Im Gegenteil: Bei solch einem frenetischen Applaus und Jubelchören, den man nach dem 110-minütigen Auftritt in Oberhausen spürt, sind wohl 99% der Anwesenden restlos begeistert über den doch gelungenen Gig HELLOWEENS.

Setliste:

Are You Metal?
Eagle Fly Free
March of Time
Guitar Solo
Where the Sinners Go
World of Fantasy
Drum Solo
I'm Alive
Forever and One (Neverland)
A Handful of Pain
Medley: Keeper of the Seven Keys / The King for A Thousand Years / Halloween
I Want Out
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Future World
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Dr. Stein

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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