Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 58 - Leipzig

31.10.2005 | 23:33

21.10.2005, Moritzbastei

Freunde von heftigem Todesblei kommen beim Scheddel seit jeher gut auf ihre Kosten, und auch dieses Mal hatten die Jungs ein Death-Metal-Package aufgefahren, das sich gewaschen hatte. Die Frage, ob man Bands wie ORTH oder CROWD zu häufig beim Scheddel sieht, stellte sich angesichts der Besucherzahlen (immerhin spielten zeitgleich auch noch VADER und ROTTING CHRIST im Hellraiser) dann auch nicht wirklich.

Von HENOCH bekam ich nur noch die letzten anderthalb Songs mit, aber dieser Kurzeindruck reichte, um mitzubekommen, dass die Jungs ein tightes Brett servierten und als Opener den Appetit auf die folgenden Bands schon mal ordentlich anregen konnten.

Die Leipziger Lokalmatadoren CROWD ließen sich dann auch nicht lumpen. Untermalt von "Sänger" Stewas mörderischem Gebrüll pumpten sie ihren rüden Death Metal durch die Gemäuer der Moritzbastei. Auch wenn mir bei CROWD doch ein bisschen die Abwechslung fehlt, der Härtegehalt der Darbietung stimmte, so dass es eine richtig fette Show war. Außerdem machte es sich deutlich bemerkbar, dass die Truppe den Heimvorteil auf ihrer Seite hatte.

ORTH gingen dann ebenfalls ab wie Schmidts Katze. Mit Brian von WOTAN haben die Berliner einen neuen Klampfer in ihren Reihen, dessen erster Gig für ORTH eben hier beim Scheddel anstand. Aber er machte seine Sache gut und schien auch gar nicht so nervös zu sein, wie es Sänger Hannes ankündigte. Dessen herrliche berlinerte Ansagen waren eh das Salz in der Suppe. Vom Anschlag auf das World Trade Center hatte er schon vorher gewusst (mit solchen Aussagen kann man ganz schnell mal gewisse Kreise auf sich aufmerksam machen) und als er einen Song zum Schunkeln ansagte, erwies sich das natürlich auch als infame Lüge. Vom stimmungsfähigen Leipziger Publikum zeigten sich ORTH derart beeindruckt, dass sie als Zugabe 'Bobby Brown' coverten - und das machen sie laut eigener Ansage wirklich nur dann, wenn das Publikum besonders toll ist. Na dann...

Als Schmankerl für die Leute, für die es auch mal ein bisschen technischer sein darf, gab es zum Schluss NECROPHAGIST. Es ist wirklich beeindruckend, wie unglaublich schnell und fingerfertig die Jungs an ihren Instrumenten sind. Von verkopfter Mucke ist man aber dennoch meilenweit entfernt, dazu besitzt ihr Death Metal einfach viel zu viel Energie und Brutalität. Bei NECROPHAGIST stimmte nun wirklich alles, die technisch hochwertige Kost knallte mit Nachdruck und Präzision durch die Botanik. Als Zugabe wurde dann noch einmal 'Epitaph', der Titeltrack des aktuellen Albums, runtergehobelt, obwohl man den im Laufe des Sets schon einmal zum Besten gegeben hatte. Entweder hatte man nix Anderes mehr in petto, oder die Berliner finden diesen Songs halt einfach besonders klasse - who knows?!
Fazit: Death Metal kann eben auch anspruchsvoll sein, stumpfes Geknüppel hört sich jedenfalls anders an. Und wenn sich sogar ein anwesender DISILLUSION-Musiker begeistert zeigt ob der musikalischen Fähigkeiten NECROPHAGISTs, dann muss die Band wirklich gut gewesen sein.


Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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