Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 56 - Leipzig

29.06.2005 | 21:43

24.06.2005, Moritzbastei

Mit der vollen Breitseite Punk Rock in die Sommerpause. Bevor drei Monate ohne Scheddel anbrechen, gibt's noch fix ein Konzi mit Hüpf- und Pogo-Garantie. Den Opener AGENT KRÜGER hab ich leider verpasst, aber Augen- bzw. Ohrenzeugen nach zu urteilen, soll bereits mächtig was los gewesen sein.

PARALYSE haben sich aus dem Südraum von Leipzig in die MB verirrt und servieren ihren stampfenden Punk Rock mit ordentlich Schmackes dahinter. Die Band hat ihre eigene Fangemeinde mitgebracht und die sorgt gleich für ordentlich Pogo vor der Bühne. Besonders erfrischend ist, dass PARALYSE deutlich mehr drauf haben als die typischen drei Punk-Akkorde, sodass die Show auch musikalisch im oberen Bereich anzusiedeln ist. Auch die lustig-flapsigen Ansagen des Sänger-Kraftpaketes regen mehr als einmal zum Schmuzeln an - der Gute scheint sich über den Gig einfach wie ein Schneekönig zu freuen.
Lustig: Bei der Ankündigung von 'ACAB' gibt der Sänger die ersten beiden Buchstaben vor, und will von den Zuschauern die restlichen beiden hören - die wiederholen allerdings stattdessen mehrheitlich stur "AC". Mit steigendem Bekanntheitsgrad erhöht sich bestimmt auch die Erfolgswahrscheinlichkeit solcher Spielchen. Mit den Pressefuzzis von Bild und LVZ wird im Song '(Fuck Off) Presse' aufgeräumt und dann ist eine unterhaltsame Dreiviertelstunde auch schon wieder vorbei.

Bei KHMER wird härtemäßig noch eine gute Schippe draufgelegt, da die Band ja mit schnittigem Hardcore aufwartet. Die Truppe gibt von Anfang bis Ende Vollgas und ist einfach nur überragend. Maßgeblichen Anteil an der überzeugenden Vorstellung hat auch der ab dem zweiten Song sehr gute Sound, der einem fast den Boden unter den Füßen wegzieht. Livetechnisch ist auf die Band eh Verlass, die Jungs zocken absolut souverän ein derart tightes Brett herunter, dass einem wahrlich Hören und Sehen vergeht.
KHMER kommen zudem aber auch absolut sympathisch rüber und sind keine dieser bierernst-grimmigen Hardcore-Kapellen, denen einfach die nötige Lockerheit abhanden gekommen ist. Hier kann man hingegen ausgelassen feiern, erst recht, als es am Ende dann wieder eine Klassiker-Covershow gibt, die diesen hervorragenden Gig amtlich beendet.

Der aggressive Punk der TROOPERS stellt dann das Grande Finale dar. Mit Muskelberg resp. Kampfkoloss Atze an Gesang und Gitarre hat man auch einen optischen Hingucker am Start, während das akkustische Feuerwerk aus deutschsprachige Songs mit einprägsamen Melodien und ordentlich Mithüpf-Power besteht. Das artet manchmal auch in recht derbes Geschredder aus, ist aber immer in fetzig-räudige Punk-Nummern gewandet. Da kommt man an der Einschätzung einfach nicht vorbei, dass Berliner definitiv eine der besten Punk-Kapellen aus deutschen Landen sind.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass die TROOPERS unter den Zuschauern deutlich die meisten Sympathisanten an diesem Abend haben. Scheddel-Chef Ringo muss gegen Ende sogar mehrmals persönlich die Bühne von Fans befreien, die es sich da allzu "gemütlich" gemacht haben und die TROOPERS in ihrer Bewegungsfreiheit leicht einschränken. Das gut gefüllte Haus wird jedenfalls ordentlich zum Beben gebracht und keiner der Anwesenden dürfte enttäuscht nach Hause gegangen sein.


Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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