Heavy Metal - Nix Im Scheddel...? Nr. 35 - Leipzig

01.05.2003 | 08:31

26.04.2003, Tonellis

Das "Heavy Metal - nix im Scheddel" hatte Geburtstag und da war es natürlich Zeit für eine zünftige Feier. Und es war einfach unglaublich, was man da zum dreijährigen Jubiläum alles aufgefahren hatte. Neben den fünf Bands und dem immer wieder sehr begehrten Freibier gab es noch eine Menge andere Aktionen und Überraschungen, doch dazu später mehr.

Die Local Heroes IMMACONCEPT eröffneten den Reigen. Mit ihrem vielschichtigen und melodischen Doom/Death Metal hatten sie eine wohlklingende und eingängige Mischung am Start, die sich schön im Hirn festsetzte. Beim dritten Song wurden die Hälse der Zuschauer auf einmal um ein Vielfaches länger. Was war geschehen? Zwei GoGo-Girls hatten die Bühne betreten und gaben sich nun alle erdenkliche Mühe, ihre ansprechenden Formen im Takt zu bewegen. Das gelang bei dieser Band noch ziemlich gut, da IMMACONCEPT sowieso vornehmlich etwas getragenere Nummern zum Besten gaben. Mir persönlich hatten die beiden flotten Einstiegsstücke zwar am Besten gefallen, aber dafür war der Eingängigkeitsfaktor bei den ruhigeren Songs noch etwas höher. Besonders die melodische Komponente im Sound von IMMACONCEPT kam sehr gut rüber und musikalisch gab es überhaupt nichts auszusetzen, da man nicht gerade alltäglich klang, sondern durchaus mit einer eigenen Note überzeugen konnten. Lediglich bei der Bühnenaktivität sollte die Band noch ein wenig an sich arbeiten, aber ansonsten war das ein Einstieg nach Maß. In der anschließenden Pause wurde das erste Fass Freibier angestochen und nun konnte die Party so richtig beginnen.

Roh und brutal ging es dann bei den Jungs von SPAWN zur Sache. Ihr gnadenloses Death Metal-Brett zeigte allen Anwesenden sofort, wo der Hammer hängt. Die Hauptstädter wurden ziemlich begeistert aufgenommen und einige Leute gingen schon richtig ab. Mit diesem Inferno kamen die GoGo-Girls erwartungsgemäß nicht so richtig zurecht, da es natürlich schwer fällt, zu solcher Highspeedmucke einen ausdrucksstarken Tanz hinzulegen. War aber eigentlich auch egal, denn welcher Metaller bewegt sich schon koordiniert, wenn eine Band richtig Arsch tritt. Jedenfalls holzten sich SPAWN ziemlich rüde durch ihren Set, sodass es eine recht schweißtreibende Angelegenheit wurde. Und da die lustige Truppe, die sich die Bühne u.a. schon mit KRISIUN und CRYPTOPSY geteilt hat, unbestritten eine starke Liveband ist, bekam man eine coole Show geboten. Danach wurden ein paar mehr oder weniger wichtige Leute von den Scheddel-Veranstaltern geehrt und es wurden wie schon im letzten Jahr stilechte Scheddel-Küchenuhren verteilt (an dieser Stelle noch mal ein fettes Dankeschön).

Danach konnte es krachtechnisch weiter gehen und es kam eine alteingesessene Knüppelcombo auf die Bühne. Auch bei BLOOD gab es energiegeladene und kraftvolle Mucke in Form von grindigem Death Metal auf die Lauscher, welchen diese nun schon seit 18 Jahren fabrizieren. Sänger Clausi hatte sich mit einer Art Kriegsbemalung verziert und ist sowieso ein Unikat. Ständig hatte er irgendeinen Spruch in Richtung GoGo's auf den Lippen und machte auch sonst keinen Hehl daraus, was für einen Mordsspaß ihm dieser Gig bereitete. Es wurde eine ganze Latte von sehr kurzen und kompakten Songs unter das Volk geschossen und auch bei BLOOD gab es in Sachen Aggressivität und Intensität nicht das Geringste auszusetzen. Das Publikum moshte und bangte (größtenteils) wild durch die Gegend und für die ausgelassene Stimmung waren mit Sicherheit nicht die beiden Mädels da vorne verantwortlich. BLOOD, die mit "Dysangelium" mittlerweile ihr siebtes Langeisen (neben diversen EP's) draußen haben, machten richtig Laune. Als Pausenfüller wurde nun ein Luftgitarrewettbewerb veranstaltet, bei dem diejenigen, die sich trauten (da das Jägermeister-Promoteam justament diverse Kostproben verteilte, sank die Hemmschwelle natürlich rapide), eine halbe Minute lang (bei mir habt ihr doch mindestens zwei Minuten laufen lassen!) zu irgendwelchen Klassikern Haar und Axt wild durch die Gegend schütteln mussten. Als Preise gab es CD's, Getränkegutscheine und andere nützliche Dinge.

Dann war wieder Zeit für Mucke, die diesmal von CRACK UP verabreicht wurde. Und sich diese Band reinzuziehen, macht einfach eine Menge Spaß. Ihr punkig bzw. rock'n'rollig angehauchter Death Metal groovt wie die Hölle und auch sonst kommen sie einfach sympathsich rüber. Frisch von der Leber weg beackerten sie das Schlachtfeld und ihre heftigen, schnellen und intensiven Songs fanden jede Menge Zuspruch. Ihr bisheriges Schaffen, das in der letztjährigen Scheibe "Buttoxin' Bloom" gipfelte, wurde querbeet abgegrast und es steht außer Frage, dass CRACK UP nach wie vor eine echt geile Liveband sind. Da geht es voll zur Sache und die Stimmung vor der Bühne erreichte verständlicherweise ihren vorläufigen Höhepunkt. Absolut fett! Nachdem sich CRACK UP verkrümelt hatten, war es Zeit für Teil zwei des Luftgitarren-Kontests. Mehr oder weniger angetrunkene Gestalten machten sich mehr oder weniger zum Affen (Gruß an meinen Mitbewohner *fg*) und sahnten die verbliebenen Preise ab. Freibierfass Nummer zwei wurde auch noch unter die durstigen Kehlen gebracht und spätestens jetzt war wirklich jeder Anwesende gut dabei.

Den Abschluss dieser fulminanten Geburtstagsshow bildeten die Schwaben von MY DARKEST HATE. Diese Band, die mit Mitgliedern gespickt ist, die man spontan eher nicht der Death Metal-Szene zuordnen würde (die beiden SACRED STEEL-Klampfer Jörg Knittel und Oliver Großhans sowie Drummer Klaus Sperling von PRIMAL FEAR), gab dann den Leuten wirklich den Rest. Auch im Bereich des brutalen Geknüppels garantieren diese Musiker eben schlicht und einfach für Qualität. Auch wenn man eigentlich schon mit seinen Kräften total am Ende war, hier musste einfach nochmal wild das Haupthaar geschüttelt werden. Es war einfach zu geil! Da MY DARKEST HATE bislang nur auf zwei Longplayer zurückblicken können, wurde fast die komplette aktuelle Scheibe "To Whom It May Concern" gespielt. Aufgefüllt wurde das Ganze mit ein paar Songs vom Vorgänger und Debüt "Massive Brutality". Neben dem EXODUS-Cover 'Brain Dead' waren auch die krachenden Eigenkompositionen ein Todesurteil für jeden Nackenwirbel. Nicht nur die GoGo-Girls verausgabten sich nun völlig. Tja, MY DARKEST HATE waren halt nicht umsonst Headliner, denn hier passte einfach alles. Diese Band setzte den perfekten Schlusspunkt unter ein grandioses Konzert von allen fünf Bands und mir fehlen echt die Worte für diesen geilen Abend. Auch das Drumherum (die Musik sowieso) war einfach klasse und das Publikum richtig gut drauf - insgesamt also eindeutig Note 1 für diese perfekte Party.

Setlist MY DARKEST HATE:
As Ye Have Sewn (Intro)
Built By Gods
Eye For An Eye
Blood Pounding Black
Fallen From Grace
God Am I
Now And Forever
Army Of Vengeance
Tank
Massive Brutality
Brain Dead (EXODUS)
Bleed For Me
Scars
My Darkest Hate
War

Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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