Headbanger's Night IV - Nanzdietschweiler

28.03.2007 | 13:28

17.03.2007, Kurpfalzhalle

Bereits zum vierten Mal machten wir uns auf den Weg (und es gibt viele Wege) nach Nanzdietschweiler, und auch diesmal war der kleine Ort in der Westpfalz die Reise wert. Die HEADBANGER'S NIGHT ist inzwischen erfreulicherweise zu einer festen Institution geworden, und in unserer Region sind viele dankbar dafür. So begaben sich an diesem Samstag 400 (!) Leute in die damit ordentlich gefüllte Halle, um den Heavy Metal zu feiern.

Den Anfang machten die regionalen ROADRASH/SKELLINGTON, die aus der 90er-Metalband OBLIVION heraus entstanden sind. Sie waren nicht die einzige Band des Abends, die mir zuvor unbekannt gewesen sind. Es lohnt sich gerade diesen auftretenden Formationen Aufmerksamkeit zu schenken, denn hier hat der Veranstalter in der Regel für positive Überraschungen gesorgt. Da wir jedoch etwas spät dran waren, beschränken sich meine gesammelten Eindrücke auf den Schluss ihres Auftrittes. ROADRASH konnten vor der Bühne mit ihren zwei Sängern und ihrem von Death und Doom beeinflussten Metal schon für gute Stimmung sorgen. Für mehr hat es bei ROADRASH zwar (noch) nicht gereicht, denn obwohl es musikalisch ansprechend aus den Boxen tönte, konnten die Sänger eher weniger überzeugen. Trotzdem haben sie das Festival angemessen eröffnet.

Setlist:
Enchantress
Something Between In
Pussy
Dephts Of Dispair
End Of Searching
Everything Will Be Fine
Fast
Torn
In The Devil Don't Care

Die Reihenfolge der auftretenden Musiker war perfekt ausgelotet, und PYROLYSE konnten demnach eine Schippe zulegen. Das lag vor allem am guten Sänger Cherry Kellermann. PYROLYSE spielen reinen Power Metal, und der Höhepunkt ihres Auftritts war das rifflastige und doublebassreiche 'Fight Or Fall'. PYROLYSE kamen gut beim Publikum an, somit dürfte sich die Anreise für die Bayern gelohnt haben. Auf der HEADBANGER'S NIGHT spielten PYROLYSE, nachdem sie zur vorigen extra angereist waren, um sich persönlich vorzustellen und auf der Toilette ein paar ihrer Lieder schmetterten.

Setlist:
Playground
Bloody Dark World
Darkness
Fight Or Fall
Madness
Devildance
Resurrection
Psycho

Für die Pfälzer BOOMERANG war es fast ein Heimspiel, denn sie hatten bereits vor einigen Monaten im nahegelegenen Kusel der Meute ordentlich eingeheizt. Leider hatte die Band während ihrem Auftritt mit technischen Problemen zu kämpfen, denn neben der kaum wahrnehmbaren Lead-Gitarre war der Gesang so gut wie überhaupt nicht zu hören. Da ansonsten (mit Abstrichen bei PYROLYSE) sehr gute Soundbedingungen herrschten, lag dies wohl in der Verantwortung der Band. Derartige Umstände hätten in einem Desaster enden können, zu meinem großen Erstaunen konnten BOOMERANG aber dennoch punkten. Ihr stets nach vorne gehender Metal hat Laune gemacht und das Publikum ging trotz der enormen Soundprobleme ordentlich mit. So war es trotz der Schwierigkeiten ein guter Auftritt, der Spaß machte.

Setlist:
Balance Of Hate
Keepers Of Light
TCOII
Of Blood And Honour/The Cold One
One Night To Remember
Mourning Sun
Praise The Loud
Mind Odyssey

Die stetige Steigerung sollte nun ihren Höhepunkt erreichen, und TANKARD ließen auch nichts anbrennen. Mit einem 1:0-Sieg ihrer Eintracht (gegen die Bayern) im Rücken, reisten die Bembel-Metaller bereits äußerst gut gelaunt direkt vom Fußballstadion nach Nanzdietschweiler an, um diesen Tag zu krönen. Es dürfte keinen gewundert haben, dass Gerre & Co bereits ein oder zwei Gerstensäftchen intus hatten - ihrem professionellen Auftritt hat das jedenfalls nicht geschadet. Die Stimmung war von Beginn an ausgelassen und der Funke schwappte stets auf die Bühne, wieder hinunter und umgekehrt. Sehr cool, wie Gerre es locker wegsteckte, als ihn ein junges (nicht mehr ganz leicht angetrunkenes) Mädel ins Drumkit riss und anschließend wieder davon torkelte. Gerres Bäuchlein zu streicheln scheint inzwischen ebenso Glück zu bringen, wie das bei einer Buddhaskulptur so ist, und besonders beeindruckt war ich vom rhythmischen Klopfen des Mikros auf die Bierwampe, was sogar im Publikum von einigen mit hochgezogenen T-Shirts nachgeahmt wurde. Andi Gutjahr ist an der Gitarre immer sehenswert und Bassist Frank Thorwarth gab ebenfalls alles. Für Unterhaltung war also bestens gesorgt, die Setlist ließ auch keine Wünsche offen und TANKARD knallten dem Publikum einen Thrash Hit nach dem anderen vor den Latz, so dass nicht wenige Leute an diesem Abend mit einem Dauergrinsen herumliefen oder -standen. All dies hat vermutlich dazu beigetragen, dass TANKARD anstatt der geplanten 80 Minuten sogar die 100 vollmachten! Es war letztlich der dritte Versuch, bei dem es endlich gelungen ist, TANKARD zu verpflichten, und dieser Aufwand hat sich voll ausgezahlt: TANKARD waren das Highlight der bisherigen HEADBANGER'S NIGHTS in Nanzdietschweiler. Thrash Metal kann man kaum besser spielen als TANKARD das live und auf der aktuellen Scheibe ("The Beauty And The Beer") tun. Alle waren begeistert - vielleicht kommen die Frankfurter ja (spätestens) beim 30-jährigen Bandjubiläum wieder? Für TANKARD und Nanzdietschweiler wäre es sicherlich zu wünschen!

Setlist:
We Still Drink The Old Way
The Morning After
Zombie Attack
Slipping From Reality
Beermuda
Need Money For Beer
The Beauty And The Beast
Alcohol
Maniac Forces
New Liver Please
Die With A Beer In Your Hand
Nation Over Nation
Dancing On Your Grave
Metal To Metal
Rectifier
Hope?
Chemical Invasion
Freibier
---
Alien
Space Beer
Empty Tankard

Eigentlich war ich jetzt müde. Eigentlich wollte ich mir von der letzten Band nur noch einen kurzen Eindruck beschaffen. Eigentlich dachte ich, dass eine Rausschmeißerband bestimmt ihrem Namen Ehre machen würde, und schon während ihrem Auftritt dafür sorgt, dass die Leute freiwillig nach Hause gehen. Pfeifendeckel! THE UNHOLY CHAINSAW ABORTION OF DOOM (oder kurz "Scheen So", bzw. "Schä So" - je nach Wohnort) zogen die verbliebenen Besucher in ihren Bann. Es war die richtige Wahl, diese Band an das Ende des Festivals zu setzen, denn obwohl (oder gerade weil) sie eine exzellente Mischung aus Death Metal und Grindcore spielten, dürfte diese derbe Art von Musik den ein oder anderen abschrecken. Etwa gegen 1 Uhr enterten CHAINSAW die Bühne, und davor freute sich die munter ausharrende und zu so später Stunde noch relativ zahlreiche Menge auf Geschnetzeltes. CHAINSAW überboten die Erwartungen mit einer furiosen Show, die mit Liedern wie beispielsweise 'Padapiff Padapow', 'Schmachschplatt' gespickt war und mit der Zugabe 'Hammersball' (drei Sekunden lang) abgeschlossen wurde. Musikalisch gesehen war der Auftritt eine Glanzleistung und die jungen Musiker (zwischen 18 und 22 Jahren, soweit ich weiß) agierten wie alte Hasen. Das Programm bot zudem einige Überraschungen (messerscharfe Gitarrensoli, brutal schnelles Bassspiel sowie ein hammergeiles Schlagzeugsolo) und besonders sympathisch war dabei zu sehen, wie die Musiker oft selbst am Grinsen über das soeben dargebotene waren (was in diesem Falle nicht arrogant rübergekommen ist). Der atemberaubende Höhepunkt stellte die rasante und sogar melodische Komposition 'Sparta' dar. Anhand von den T-Shirts der Musiker kann man in etwa einen Überblick darüber erhalten, was THE UNHOLY CHAINSAW ABORTION OF DOOM stilistisch rüberbringen: SIX FEET UNDER, NILE und die KELLY FAMILY. Nach diesem sehr beeindruckenden Auftritt waren CHAINSAW neben TANKARD klar die Gewinner des Abends, womit keiner rechnen konnte. Es ist irgendwie schon komisch, wie derartige Bands meistens völlig unbekannt bleiben, aber Hauptsache die Musiker haben Freude an ihrem Tun. Ich freue mich jedenfalls auf das nächste Konzert, denn in dieser Form ist die Band ein Erlebnis.

Die Atmosphäre auf der HEADBANGER'S NIGHT war wieder bestens, denn jede Band wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen. Es ist schon klasse, was die Veranstalter jedes Mal für ein Händchen beweisen, denn TANKARD waren ein optimaler Headliner und THE UNHOLY CHAINSAW ABORTION OF DOOM eine sehr positive Überraschung. Auch die anderen Bands ließen nichts anbrennen und so hatten wieder alle ihren Spaß, wobei eine Steigerung gegenüber der HN III auszumachen war. Damit dürfte auch der Erfolg für die HN V garantiert sein. Mein Dank gilt den Veranstaltern, es ist einfach super, was sie auf die Beine gestellt haben und dass sie diese Region mit Metal versorgen. Es gibt genügend Gründe dafür (die günstigen Preise für ein kühles Bier, um einen weiteren zu nennen), das Festival im Kalender fest einzuplanen – zumindest fallen mir keine Argumente ein, dies nicht zu tun!

Redakteur:
Stefan Lang

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