Hatesphere/Dismember - Wörgl (AT)

21.02.2008 | 11:07

18.02.2008, Komma

Konzerte an einem Montag sind eigentlich immer ein risikoreiches Unterfangen und enden nicht selten mit leeren Reihen sowie einer etwas langweiligen Stimmung. So überrascht es mich umso mehr, dass das Komma in Wörgl zum Bersten voll ist als ich um Punkt 20 Uhr dort eintreffe - und dass die erste Band, LAY DOWN ROTTEN, soeben die Bühne verlassen hat, denn laut Komma-Homepage ist der Beginn des Konzerts für 20 Uhr angesetzt. Sorry, Leute, da dürfte wohl was durcheinander gekommen sein und ich kann somit nichts zum Opener des Abends sagen. Aber vielleicht lag der verfrühte Beginn auch an der Tatsache, dass der halbe Tourtross fiebrig und grippig ist und eventuell um ein früheres Ende für heute Abend gebeten hat?

Jetzt stehen aber erst mal die sympathischen Dänen HATESPHERE auf der Bühne, die heute Abend ihren Slot kurzfristig mit FALL OF SERENITY getauscht haben, da bei den Deutschen ein Bandmitglied eine Prüfung ablegen musste und daher erst später im Komma aufschlagen kann. Macht aber nichts, denn HATESPHERE sind Starallürenfrei und geben sich auch mit Platz zwei zufrieden, Hauptsache fett rocken! Aber Moment mal, wo sind HATESPHERE denn eigentlich hin? Erstaunt muss ich feststellen, dass bis auf Gitarrist Pepe die komplette Band mal eben ausgetauscht wurde, und etwas skeptisch ob des plötzlichen Wandels stehe ich diesem neuen Line-up erstmal sehr kritisch gegenüber. Immerhin war Jacob Bredahl ein absolutes Bühnenvieh und seine Show war für mich immer ein Highlight der HATESPHERE-Liveauftritte. Sein Nachfolger, der gerade mal 19 Jahre alte Jonathan "Joller" Albrechtsen macht seine Sache aber gar nicht so schlecht und kommt als Hommage an seinen Vorgänger sogar mit einem BARCODE-Shirt auf die Bühne (wo Jacob Gitarre spielt) - eine nette Geste! Spätestens nach drei Songs haben sich HATESPHERE so warm gespielt, dass selbst das Fehlen von Bandschönling und Gitarrenvirtuose Heinz nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt, denn auch sein Nachfolger, Jakob Nyholm, ist ein leidenschaftlicher Poser und erfreut das Publikum mit herrlichen Grimassen und einer ansteckenden Spielfreude. Unglaublich, was HATESPHERE für einen Groove im Blut haben, das überträgt sich schnell auf die Laune aller Anwesenden, die mit Moshpits und begeistertem Headbangen feiern. Als Jonathan dann noch in den Graben klettert, um zusammen mit den Fans zu singen, ist die Stimmung am Höhepunkt. Wer war jetzt noch Mal Jacob? HATESPHERE überzeugen auf jeden Fall auch mit neuer Mannschaft und das, obwohl Gitarrist Pepe ebenfalls vom Tourvirus erfasst wurde und mit Fieber auf der Bühne steht, was auch erklärt, warum er immer wieder im putzigen Deutsch nach "weniger Rauch auf der Bühne" verlangt und nach der Show mit einem Orangensaft statt dem traditionellen Bier in der Hand am Merch-Stand steht.

Ganz ehrlich, nach dieser Live-Granate hat es eigentlich jede Band schwer, sofern sie nicht grad DISMEMBER heißt, aber bis die Schweden auf die Bühne können, geben sich noch FALL OF SERENITY aus Deutschland die Ehre - und scheitern an einem eher uninspiriertem Metalcore-Geschrubbe und extrem öden Humor. Ich kann jedenfalls nicht über die dämlichen Ansagen lachen und ergreife nach ein paar Songs die Flucht Richtung Bar. Dem Publikum aber scheints zu gefallen, vor allem die jungen Fans (immerhin sind Semesterferien und somit viele Schüler anwesend) haben Spaß am modernen Sound der Deutschen.

DISMEMBER sind eben DISMEMBER, und auch wenn ihre Shows sich nie großartig voneinander unterscheiden und auch ihre Songs stets einer gleichen Struktur folgen, so geht das im Falle der Schweden-Legenden vollkommen in Ordnung, immerhin lieben wir sie genau für diese Beständigkeit und für diesen leicht verstaubten Sound, der die Band so besonders macht! Ein MOTÖRHEAD- und ein IRON MAIDEN-Backdrop machen dann auch eigentlich klar, wo der Hammer hängt - und dass die Jungs die Mucke dieser Helden in ihren Sound einbauen, ist auch nicht seit gestern neu. Sänger Matti Kärki leidet zwar unter Bronchitis, schafft es aber trotzdem, seine Stimme über die gesamte Strecke des Gigs in Form zu halten und post zudem wie eh und je - Respekt! Und auch seine Mitstreiter üben sich wieder im Synchron-Banging und lassen keine Sekunde daran zweifeln, dass sie hier mächtig Spaß haben. Auch dieses Mal wird die Spielfreude vom Publikum mit Begeisterungsstürmen quittiert. Das Komma ist am Kochen, Temperatur- und Stimmungsmäßig. Mit 'Europa Burns' vom kommenden Album zeigen DISMEMBER ihre Freude für groovige Metalhits und machen Lust aufs neue Werk. Zwar ist der Gig mit einer knappen Stunde doch relativ kurz, worüber auch die Zugabe 'Override The Overture' nicht so ganz hinwegtrösten kann, aber nachdem es hier auch um die Gesundheit der Band geht, geht das in diesem Fall völlig in Ordnung. Gute Besserung!

Setlist:
Skin Her Alive
Collection By Blood
Europa Burns
Killing Compassion
Bred For War
Reborn In Blasphemy
Death Conquers All
Pieces
Under A Bloodred Sky
Dreaming In Red
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Override The Overture

Redakteur:
Caroline Traitler

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