HEL oder Die Rebellen - Memmingen

27.06.2001 | 08:20

07.06.2001, Landestheater Schwaben

Am 7. Juni war es also endlich soweit. Das zweite gemeinschaftliche Projekt des Landestheaters Schwaben, unter Leitung von Walter Weyers, und des amerikanischen Rockmusikers David DeFeis, Mastermind der Metal-Band VIRGIN STEELE, wurde dem Publikum vorgestellt. Erneut wurde vor dem Hintergrund alter Mythen eine Mischung aus klassischem Schauspiel und melodischer Rockmusik dargeboten.

War bei der letzten Oper \"Klytaimnestra - Der Fluch der Atriden\" (1999) noch ein griechisches Drama Thema der Aufführung, so ist es bei \"Hel oder Die Rebellen\" die nordische Götter- und Sagenwelt nach Motiven aus der Edda, in welcher sich die Darsteller bewegen.

Der Himmelsgott Odin, Oberhaupt der Asen, des herrschenden Göttergeschlechts, teilt, nachdem er den Urriesen und Stammvater Ymir umgebracht hat, die von ihm neu kreierte Welt in zwei Teile: in Walhall, den Sitz der Götter, und in die Unterwelt Nifelheim, zu dessen Herrscherin er die widerspenstige Göttin Hel macht. Die Welt Odins ist geordnet, folgt strengen Regeln und Gesetzen, wer sich ihm nicht unterordnet, muss an seinem System scheitern. Hel lebt nun als Fürstin der Finsternis und der Toten jenseits von Ordnung und Moral und wartet mit großer Ungeduld auf den Tag der Rache. Ihr zur Seite steht der Feuerriese Sutur mit seinem gigantischen Heer, der das Geschlecht der Asen vernichten will.

Doch Hel verliebt sich in Odins Sohn Baldur; durch eine Intrige des zweigeschlechtlichen und undurchschaubaren Gottes Loki wird Baldur nach Nifelheim entführt. Die nun entstehende Liebe zwischen Baldur und Hel ist eine Rebellion gegen die Teilung der Welt. Die Reflexe von Hass, Intrige und Gewalt aber sind so groß, dass die beiden dagegen nicht ankämpfen können. So rüstet auch Odin seine Heerscharen zum Kampf gegen die Unterwelt, die Liebenden werden zu Rebellen wider Willen in der letzten großen Schlacht, die den vielbesungenen Weltuntergang, Ragnarök, herbeiführt.

Die Musik der Rock-Oper stammt von den - zum Teil schon etwas älteren - VIRGIN STEELE-Alben \"Noble Savage\" (\"Noble Savage\", \"Fight Tooth And Nail\", \"Where Are You Running To\"), \"Age Of Consent\" (\"Stranger At The Gate\"), \"Life Among The Ruins\" (\"Invitation\", \"I Dress In Black\"), \"The Marriage Of Heaven & Hell I\" (\"I Will Come For You\", \"Weeping Of The Spirits\", \"The Raven Song\", \"Forever Will I Roam\", \"I Wake Up Screaming\", \"House Of Dust\", \"The Marriage Of Heaven And Hell\"), \"The Marriage Of Heaven & Hell II\" (\"From Chaos To Creation\", \"Rising Unchained\", \"Prometheus The Fallen One\", \"Emalaith\") und \"Invictus\" (\"The Blood Of Vengeance\", \"In The Arms Of The Death God\", \"Sword Of The Gods\", \"God Of Our Sorrows\", \"Mind, Body, Spirit\", \"A Whisper Of Death\"). Die Instrumentalteile wurden auch von VIRGIN STEELE eingespielt und kamen vom Band. Nur der Gesang war selbstverständlich live. Im Großen und Ganzen hatten die Akteure auch ganz gute Stimmen. Es fiel nur stellenweise auf, dass sie sich zu sehr am Gesang von David Defeis orientierten, der aber auf eine gewisse Art eben unnachahmlich ist.

Zur Premiere ließ es sich David Defeis natürlich nicht nehmen, persönlich dem Spektakel beizuwohnen. Standesgemäß kam er in Begleitung von etwa 20 Bikern in einem schwarzen Cabrio auf den Vorplatz des Landestheaters gefahren, um dann mit seinem, von VIRGIN STEELE-Auftritten bekannten, brennenden Schwert auf einem Motorrad ins Theater zu fahren.

Obwohl das Publikum - wie auch schon vor zwei Jahren - wieder altersmäßig sehr gemischt war und wohl auch ein sehr großer Teil nicht unbedingt zur Heavy Metal-Fraktion gehören durfte, wurde die Rock-Oper von allen sehr begeistert aufgenommen und mit wahren Beifallsstürmen und Standing Ovations am Ende des Stückes bedacht.

Und auch mir hat diese Rock-Oper sehr gut gefallen. Insbesondere fand ich es faszinierend, wie Walter Weyers es mit seinen deutschen Zwischentexten und Dialogen, geschafft hat, die unterschiedlichen und textlich doch recht selbständigen VIRGIN STEELE-Songs in den gemeinsamen Kontext zu bringen. Ich kann jedem, der die Möglichkeit hat, nur empfehlen, sich dieses Spektakel anzusehen bzw. anzuhören.

Nähere Informationen gibt es auf der offiziellen Seite: http://www.die-rebellen.com

Redakteur:
Martin Schaich

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