HEIDEVOLK, NYTT LAND und JONNE - Bochum

16.01.2024 | 14:28

13.01.2024, Matrix

Auf der Suche nach dem eigenen Weg – "Wederkeer".

Das erste Konzert des Jahres für uns und überhaupt unser erstes Mal in der Matrix in Bochum. Das Stündchen Anfahrt hat sich schon gelohnt, tolle Location – leider, leider an diesem Abend nur halbvoll. Das Publikum ist kunterbunt durchmischt, vom Folk Rocker bis zum Metalhead ist alles dabei. Auch ein paar Heiden sind zu sehen – nehme ich an. Das Publikum ist wirklich schwer zu beschreiben und etwas uneinheitlicher, als man es von manchen Metalkonzerten vielleicht kennt.

Den Anfang machen JONNE & Jaana – Jonne Järvelä ist vielen wahrscheinlich als Frontmann von KORPIKLAANI ein Begriff. Heute Abend gibt es jedoch das Akustik-Folk Soloprojekt des Finnen zu hören. Ja, Metal ist das nicht, aber schöne, handgemachte Musik, mit Gitarre, Trommeln, Gesang – oder besser Joik, dem traditionellen, poetischen Gesang der Samen. Da muss auch Jonne lachen, als aus dem Publikum die KORPIKLAANI Songwünsche gebrüllt werden – normalerweise spiele er das Material ja eher mit einer Metalband. Aber macht ja nix, geht auch gut in der Akustikversion. JONNE bleibt nach ein paar englischen Brocken doch bei Finnisch. Auch wenn die weitere Kommunikation mit dem Publikum dann eher auf einer spirituellen Ebene abläuft, die Musik macht Laune, wer nicht mitsingen kann, kann tanzen. Auf jeden Fall auch als Metalfan gut anzuhören.

Musikalisch bleibt es bei schamanischen Klängen, es geht aber von Finnland aus noch etwas weiter in Richtung sibirische Kälte – das Neo-Folk-Duo NYTT LAND kommt aus Kalachinsk in Russland. Die Sängerin Natalya "Krauka" Pahalenko beherrscht die Bandbreite von Klar- und Kehlgesang, dazu kommt der männlichen Kehlgesang von Anatoly "Nordman" Pahalenko, begleitet von Instrumenten wie Talharpa, Flöte, Maultrommel und Trommel. Das Duo schafft eine wirklich beeindruckende Atmosphäre auf der Bühne. Zwar liegt die Bühne weitestgehend im Dunkeln, aber die traditionelle Kleidung, Schädelmaske und Gesichtsbemalungen, gemischt mit Nebel und diffusem Licht-Schattenspiel, sind absolut sehenswert und unterstreichen die sphärischen Klänge eindrucksvoll.

Mit neuem Album und neuer Besetzung sind die Folk-/Pagan Metaller aus den Niederlanden HEIDEVOLK zurück. Und wie! Die sechs Jungs haben sichtlich Bock zu spielen! Seit dem letzten Album sind bereits fünf Jahre ins Land gezogen. Das mittlerweile siebte Studioalbum "Wederkeer" ist bereits Anfang 2023 erschienen und wir freuen uns, dass die Gelderländer nun auch für einige Shows in Deutschland live zu erleben sind. Nur einmal habe ich HEIDEVOLK bisher live gesehen und das ist schon eine Ewigkeit her. Damals fand ich den zweistimmigen Männergesang sehr beeindruckend. Durch die perfekte Synchronität der Sänger hat es der Musik eine Tiefe gegeben, sehr charakteristisch und unverwechselbar. Nun bin ich also sehr gespannt, wie es heute Abend mit neuer Konstellation sein wird. Es ist etwas anders, als ich in Erinnerung habe, die beiden Sänger haben nicht diesen absolut synchronen Gesang. Dennoch, sie gehen gut zusammen und ergänzen sich. Nach dem eher ruhigen, akustischen Vorprogramm spielen Sie ihre Wucht aus rohem Pagan Metal nun voll aus, satte Gitarren, eingängige Songs.  

Die Band wird noch kurz vorgestellt. Darüber hinaus erzählt uns Bassist Rowan Roodbaert auch ein bisschen zur Entstehung und Intention des neuen Albums. Sich nicht zu sehr von sozialen Medien beeinflussen lassen und sich als Mensch, als Teil der Natur wahrnehmen. Die Darbietung nimmt nochmal richtig Fahrt auf und beim Klassiker 'Ostara' hüpft auch wirklich der gesamte Haufen. Es folgt 'Tiwaz' vom starken "Vuur Van Verzet"-Album und sie nehmen direkt die gute Stimmung mit und geben 'Saksenland' obendrauf. Der neue Song 'Drink Met De Goden (Walhalla)' wird gemeinsam mit dem Publikum gesungen – für die kleine Meute ganz eindrucksvoll. Insgesamt gibt es, wie der Tourname schon sagt, viel vom neuen Album "Wederkeer" zu hören, aber die Mischung mit neuen und alten Songs ist absolut gelungen. Die Fangemeinde ist voll dabei, ob es nun das neue Material oder die älteren Lieblingssongs sind. Eine volle Halle wäre auf jeden Fall verdient gewesen. Das hält die Band aber nicht davon ab, eine großartige Show zu liefern und die Zugaben treiben die Heiden nochmal richtig durch den Pit. Da im Matrix im Anschluss noch Party angesagt, ist wird das Zeitfenster zum Spielen auf jeden Fall mehr als ausgereizt, über 90 äußerst kurzweilige Minuten.

Die Bandbreite an diesem Abend ist wirklich groß – vom Moshen zum Schunkeln, von besinnlich zu Circle Pit. Kurz vor halb zwölf stolpern wir schließlich raus. Ordentlich laut war's, die Ohren klingeln noch!


Setliste: Ver Verlangen (Intro); Hagalaz; Klauwen Vooruit; Winter Woede; A Wolf In My Heart; Schildenmuur; De Strijd Duurt Voort; Oeros; Het Wilde Heer; Wederkeer; Het Bier Zal Weer Vloeien; Het Gelders Volkslied; Zomervuur; Ostara; Saksenland; Drink Met De Goden (Walhalla); Zugaben: Vulgaris Magistralis; Nehalennia

Redakteur:
Barbara Sopart

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