Gallows - Köln

09.08.2012 | 12:19

16.07.2012, Gebäude 9

Das sind sie also GALLOWS 2.0. Die erste Clubshow im neuen Line-Up mit ex-ALEXISONFIRE-Gitarristen Wade McNeil am Mikro. Man darf gespannt sein.

Frank Carter ist nicht mehr bei den GALLOWS. Dies war letzten Juli eine Schocknachricht für die Fans der Britpunks. Für ihn steht nun der wesentlich fülligere Wade McNeil am Mikrofon. Vielen wird dieser noch als Gitarrist der kanadischen Post-Hardcore-Sensation ALEXISONFIRE im Gedächtnis sein. Nachdem im letzten Dezember die EP "Death Is Birth" als erstes Lebenszeichen der neuen Besetzung erschien, durfte man auf die Livedarbietung gespannt sein. Immerhin war Carter das Aushängeschild der Briten und man wusste nie, was einen auf einer GALLOWS-Show erwarten wird.

Doch bevor dies passiert sind erst einmal die deutschen KMPFSPRT (sprich: Kampfsport - Überraschung!) an der Reihe. KOSSLOWSKI waren vorher auf der Bühne, doch habe ich die Truppe wegen der Uni leider verpasst. KMPFSPRT hingegen erinnern etwas an eine Mischung aus KETTCAR, DEAD KENNEDYS und alten THE GASLIGHT ANTHEM. Zudem singt die Band deutsch. Wirklich schlecht ist das Dargebotene nun wirklich nicht. Punk Rock mit Kopf und Melodie schallt aus den Boxen. Die Performance der Band ist zwar nicht wirklich Punk oder wenigstens aggressiv, aber es macht dennoch Spaß, den Kölnern bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Dem aufmerksamen Zuschauer wird das eine oder andere Gesicht aus den KMPFSPRT-Reihen sicherlich bekannt vorkommen. Stimmt, denn hier sind ex-Musiker von FIRE IN THE ATTIC zu Gange. Nach einer halben Stunde ist dann aber auch schon Schluss und man gibt die Bühne für den Headliner frei.

Die Briten bauen selber ihre Instrumente auf und haben anscheinend gute Laune. Denn in der Umbaupause läuft auch ein ALEXISONFIRE-Song und diesen feiert die Band ziemlich ab und lacht dabei. Von der guten Laune ist aber nichts mehr zu spüren, als die GALLOWS zu dem Streicher/Piano-Intro die Bühne betreten und mit einem Bollwerk an Aggression in Form von 'Misery' ihr Set beginnen. McNeil springt direkt ins Publikum - ähnlich wie es auch Carter immer auf Clubshows gemacht hat. Doch schnell wird klar, dass McNeil nicht versucht, sich die Gesten seines rothaarigen Vorgängers anzueignen. Spätestens bei 'True Colors', dem 45-sekündigen Wutausbruch, ist der Funke beim Publikum übergesprungen. Direkt im Anschluss gibt es das Mitgröl-Lied schlechthin 'Death Voices' auf die Ohren.

Die Band ist heute sehr gut in Form. Man tobt über die Bühne, schreit sich die Seele aus dem Leib und reißt das Publikum richtig mit. Vor der Bühne wird sich auch gut bewegt. Die Leute springen, moshen, türmen sich vor der Bühne und feiern die Reinkarnation der britischen Punk-Band euphorisch ab. Geboten wird ein Mix aus allen drei Releases, wobei das Hauptaugenmerk aber auf "Grey Britain" liegt. Sicherlich weil dies besser zum Stil der neuen GALLOWS-Songs passt, nämlich denen der "Death Is Birth" EP sowie des neuen Songs 'Last June'. Vom Debüt "Orchestra of Wolves" gibt es dennoch die Hits 'Abandon Ship', 'In The Belly Of The Shark' und abschließend für das Konzert auch den Titelsong. Bei diesen Songs trauen sich übrigens auch viele Mädchen weiter nach vorne zum Tanzen und sogar auf die Bühne für den ein oder anderen Stagedive.

Nach 50 energiegeladenen Minuten ist dann aber Schluss und man hinterlässt eine zufriedene Meute. Ich muss sagen, dass ich nicht viel von den GALLOWS in diesem Line-Up erwartet habe. Doch hat mir McNeil als Sänger wirklich gut gefallen. Zwar war die Liveshow mit Carter noch intensiver, aber der Kanadier macht seine Aufgabe mehr als gut. Man darf auf die Headlinertour im September gespannt sein, wenn wir erleben dürfen, wie die Shows mit dem neuen Album im Gepäck erst einmal werden.

Redakteur:
Sebastian Berning

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