GHOST, THE HELLACOPTERS - Neu-Ulm

27.06.2023 | 18:34

20.06.2023, Ratiopharm Arena

Bestes Rockentertainment in Neu-Ulm!

Die Schweden GHOST zählen momentan mit zu den angesagtesten Rockbands, wie auch eine annähernd ausverkaufte Ratiopharm Arena an diesem Dienstagbend beweist. Alle freuen sich auf eine heiße Show von Tobias Forge und seinen Nameless Ghouls.

Zuerst dürfen wir uns allerdings auf THE HELLACOPTERS freuen, welche heute in Neu-Ulm den Anheizer geben. Nach langen Jahren des Wartens habe ich die Gelegenheit eine der coolsten Rockbands auf dem Planeten endlich live zu erleben. Denn zuerst habe ich THE HELLACOPTERS relativ spät für mich entdeckt und dann folgte ja im Jahr 2007 die Auflösung. Nach der Reunion 2015 kam allerdings wieder Hoffnung auf, dass es doch noch mal klappen könnte, was jetzt tatsächlich Wirklichkeit werden sollte. Aber erst einmal ist weiter warten angesagt, denn zum geplanten Beginn um 20 Uhr passiert erst mal gar nichts. Es soll tatsächlich noch eine halbe Stunde dauern bis das Licht in der Arena ausgeht und es endlich mit vermeintlicher Verspätung losgeht. Wie mir Daniel Tretter später erklärt, gab es wohl ein Missverständnis wegen des Beginns, der von Bandseite für 20:30 Uhr vorgesehen war und nicht wie vom Veranstalter 20 Uhr. Was soll man machen, das T-Shirt ist bei mir inzwischen in der ziemlich warmen Arena bereits durchgeschwitzt und das erste kalte Bier schon leer, weshalb noch schnell Nachschub geholt wird um nicht allzu viel zu verpassen. Getränkenachschub ist glücklicherweise schnell besorgt und so kann ich frisch versorgt die Show von THE HELLACOPTERS genießen. Von meinem Platz auf der Stehplatztribüne habe ich besten Blick auf die Bühne, auf der die Mannen um Frontmann und Gitarrist Nicke Andersson mit dem Klassiker 'Hopeless Case Of A Kid In Denial' in ihren Set einsteigen. Ein Traumstart mit einem meiner Lieblingssongs bei bestem druckvollen Sound. Dem wird mit 'Toys And Flavors' gleich ein weiteres Stück vom genialen "High Visiblility" (2000) hinterher geschoben, bevor mit 'So Sorry I Could Die' und 'Reap A Hurricane' die ersten Stücke von der 2022 erschienenen aktuellen Scheibe "Eyes Of Oblivion" gespielt werden. Etwas später folgt noch der Titeltrack, denn ansonsten gibt es in dem gut einstündigen Set reichlich alte Klassiker. Die Stimmung im Publikum ist überraschend sehr gut, hatte ich doch vermutet, dass ein Großteil der GHOST-Fans mit dem Songmaterial von THE HELLACOPTERS eventuell nicht so vertraut ist, aber so kann man sich täuschen. '(Gotta Get Some Action) Now!' beendet einen richtig coolen Auftritt, bei dem vielleicht nur die Lightshow etwas zu puristisch ausgefallen ist.

Setliste THE HELLACOPTERS: Hopeless Case Of A Kid In Denial; Toys And Flavors; So Sorry I Could Die; Reap A Hurricane; By The Grace Of God; Eyes Of Oblivion; I'm In The Band; (Gotta Get Some Action) Now!

Die Umbaupause nutze ich zu einer dringend notwendigen Toilettenpause und dem Besorgen von Getränkenachschub. Beim Getränkestand treffe ich dann auf Philipp Adelsberger von Atomic Fire Records, den ich tatsächlich schon länger nicht mehr gesehen hatte. Mit einem Bierchen in der Hand unterhalten wir uns unter anderem über das neue kommende U.D.O.-Album und auch über PRIMAL FEAR, wo ja auch ein neues Werk ansteht. Beide freuen wir uns vor allem, dass Mat Sinner sich nach längerer Krankheit wieder seiner Musik widmen kann. So ein kleiner Plausch verkürzt die Zeit bis zum Hauptact sehr gut.

Rechtzeitig zu GHOST bin ich wieder auf meinem Tribünenplatz. Ein großer weißer Vorhang verhüllt die Bühne, während aus den Boxen sakrale Klänge erschallen. Wie immer erklingen bei jedem Konzert unmittelbar vor dem Beginn des Auftritts vom Band die Lieder 'Klara Stjärnor' von Jan Johansson sowie 'Miserere Mei, Deus' von Gregorio Allegri, die fast schon für eine andächtige Stimmung sorgen. Erster Jubel brandet aber auf, als zum Intro 'Imperium' das Licht in der Arena ausgeht. Fast ohrenbetäubend wird der Jubel, als zu den ersten Klängen von 'Kaisarion' der Vorhang fällt und den Blick auf die imposanten Bühne freigibt mit den im Hintergrund beleuchteten gothischen Kirchenfenstern. Bereits dieser Einstieg ist ganz, ganz großes Rockentertainment. Und hinter allem steckt Tobias Forge, der mit GHOST seine musikalische Vision in die Tat umgesetzt hat und der Erfolg gibt ihm Recht. Selbst hatte ich die Band bisher nur zweimal als Vorband von IRON MAIDEN gesehen, erstmals 2013 beim Open Air in Singen/Aach und 2016 auf der Waldbühne in Berlin. In der Zwischenzeit ist mein Liebe zu GHOST gewachsen und der ehemalige Support Act füllt jetzt selbst die großen Hallen, wie die annähernd ausverkaufte Ratiopharm Arena an diesem Abend zeigt. Das was die gut 9000 anwesenden Rockfans heute für die nächsten eindreiviertel Stunden geboten bekommen, ist eine Show der Superlative, wie ich sie in dieser Form schon lange nicht mehr gesehen habe. Die Lightshow ist inklusive Pyros und Flammen vom Allerfeinsten. Dabei wirkt nichts übertrieben, sondern alles songdienlich perfekt akzentuiert. Jedes Stück bekommt haargenau die Atmosphäre gezaubert, die es benötigt. Frontmann Tobias Forge tritt nicht nur als Papa Emeritus IV in Erscheinung, sondern auch die älteren Inkarnationen, wie Cardinal Copia, kommen im Laufe der Show zu Bühnenehren. Wie viele Hits die Schweden inzwischen haben, zeigt die abwechslungsreiche Songauswahl der aktuellen Tour, die fast keine Wünsche offen lässt, man kann aus dem Vollen schöpfen. Persönlicher Höhepunkt ist für mich unter anderem 'Call Me Little Sunshine', das wohl beste Stück vom aktuellen Album "Impera". Auch ältere Klassiker wie 'Ritual' fehlen selbstverständlich nicht. Ein Show-Highlight, bei dem man wohl ein bisschen bei ALICE COOPER abgeschaut hat, ist auch die Erweckung von Papa Nihil, der ein Saxophonsolo im Instrumental 'Miasma' zum Besten geben darf. Insgesamt acht Nameless Ghouls sorgen live für den musikalischen Background. Zu den beiden etatmäßigen Gitarristen, einem Bassisten, einem Schlagzeuger und einem Keyboarder hat Tobias Forge seine Mannschaft für die Konzerte noch um einen weiteren Keyboarder und zwei Backgroundsänger erweitert. Der Sound ist gut und druckvoll, wenn auch an manchen Stellen vielleicht zu basslastig, was hier und da ein bisschen zu Lasten der Transparenz geht. Aber tatsächlich ist die Ratiopharm Arena für den Tontechniker auch nicht die einfachste Halle um an allen Ecken einen perfekten Klang zu zaubern, weshalb das auch kein Meckern, sondern nur eine Anmerkung sein sollte. Mit dem wohl größten Bandhit 'Square Hammer' endet unter rieselndem Feuerregen eines der besten Konzerte, das ich seit langem gesehen habe. Die alten Helden KISS mögen zwar in wohlverdiente Rockrente gehen, aber mit GHOST habe ich in Sachen Show heute den legitimen Nachfolger gesehen. Ich bin immer noch geflasht!

Setliste GHOST: Imperium; Kaisarion; Rats; Faith; Spillways; Cirice; Hunter's Moon; Ritual; Call Me Little Sunshine; Con Clavi Con Dio; Watcher In The Sky; Year Zero; Spöksonat; He Is; Miasma; Mary On A Cross; Mummy Dust; Respite On The Spitalfields; Zugabe: Kiss The Go-Goat; Dance Macabre; Square Hammer

 

Bilder: Daniel Tretter

Redakteur:
Tommy Schmelz

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