Fuck The Commerce X - Altes Lager (Jüterbog)

01.06.2007 | 09:00

17.05.2007, Flugplatz

Freitag, 18. Mai 2007

Rein in die Show, die immer wärmer wird. Sonne, Sonne, Sonne ... Bier ...
[Henri Kramer]

Die polnischen Grind-Sickos PERVERSE eröffnen den Reigen am Freitag. Der Drummer spielt mit dem Rücken zum Publikum, Gitarrist und Basser tragen wilde Horrormasken. Dazu Elektronikspielereien vom Band und fertig ist der Eröffnungsgig.
[Thomas Fritzsch]

BLASPHEMERs unpräziser Frickel-Death Metal gestaltet sich hingegen zu aufgeregt für Radler in der Sonne.
[Gretha Breuer]

Dazwischen die SQUASH BOWELS und TORTURIZED - irgendwie bleiben sie in niemandes Erinnerung haften, gleiten hinweg. Dies mag am nächsten Rausch liegen. Denn viele Getränke stellen sich an diesen verrückten drei Tagen in den Weg – ohne um Erlaubnis zu fragen.
[Henri Kramer]

Nach dem für meine Begriffe eher unspektakulären GOLEM folgen die Berliner JACK SLATER. Ihr dritter Auftritt bei diesem Festival ist leider nicht so humorvoll wie der letzte. Das Hasenkostüm 2003 hat schon etwas gehabt, doch musikalisch bleibt sich der Fünfer treu. Death-Grind, der ordentlich knallt und nicht langweilig wird.
[Hendryk Beyer]

Die Berliner Death-Metal-Urgesteine HARMONY DIES gestalten ihren Gig zur wilden Party um, was hauptsächlich am trinkfreudigen Frontmann Chris liegt. Der Fotograben wird gleich dauerhaft erobert, auch wenn die Balance dabei zu wünschen übrig lässt. Bei aller Feierlaune vergessen die Berliner jedoch auch alte Freunde nicht. 'I'll Be Your Master' wird in Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Ringo Nöbel gezockt, den Organisator der Leipziger Konzertreihe "Heavy Metal - nix im Scheddel ...?".
[Thomas Fritzsch]

WACO JESUS legen danach noch eine Schippe mehr Grind in den Ofen und dreschen sich durch ihr einstündiges Set, als ob es kein Morgen gäbe. Doch irgendwie ist es relativ ermüdend, was entweder am Alkoholpegel, der Sonne oder beidem liegt. Für all die ausgetrockneten Seelen unten im Pit verteilen die Amis einige Flaschen Bier.
[Hendryk Beyer]

SINISTER holen dieses Jahr ihren Gig auf dem FTC nach, welcher im letzten Jahr in den Organisationsmühlen pulverisiert wurde. Dass sie dabei ihren Wurzeln treu geblieben sind, beweisen sie schon bei der Songauswahl. Hintereinander folgen die Titelsongs des ersten Albums "Cross The Styx" und der aktuellen CD "Afterburner". Leider wirkt sich das Fehlen der zweiten Gitarre gerade dann am schlimmsten aus, wenn die erste Klampfe länger den Dienst versagt, was ein großes Loch in den runden Auftritt der Holländer reist. Aber aufgeben war noch nie die Sache von SINISTER - bis 'To Mega Therion' wird schnörkelloser Death Metal geboten.
[Thomas Fritzsch]

MONSTROSITY vollbringen sodann die Glanzleistung, komplexes Gefidel, prägnante Riffs, stampfende Raserei und loopende Melodien homogen zu verbinden. Die strukturierten, mit den Melodien variierenden Growls von Mike Hrubovcak tragen das Ihre dazu bei und Mike Poggiones sechssaitiger Bass beeindruckt mehr Sinnesorgane als nur die Augen. Während die Musiker konzentriert ihr Tagwerk verrichten, verfangen die Versuche des agil-engagierten Sängers, das Publikum zu animieren, weder bei 'Final Cremation' noch sonstwann. Auch das Melodiegeschwader 'Rise The Power' und späteres infernalisches Gebrüll Hrubovcaks helfen nix. Die perfekt eingespielten Floridianer hätten in der Tat mehr Publikumsresonanz als einige Banger verdient und zwar nicht nur zum roten Strobo bei 'Spiritual Apocalypse' oder der melodiösen Raserei 'Sacred Oblivion'.
[Gretha Breuer]

Doch lässt sich zu so einem Ereignis überhaupt bangen? In der Tat sind MONSTROSITY die Band des zweiten Tages, deren Musiker in einer Intensität Death Metal bolzen, dass die Kinnscheibe nach unten fällt. Und ihr neuer Sänger Mike Hrubovcak erst: ein Tier mit einer Brüllstimme. Schlagzeuger Lee Harrison hatte erst vor kurzem im Interview angekündigt, dass sich die Fans warm anziehen müssen: "Wenn ich mir erst vorstelle, wie krank wir drauf sein werden, wenn wir erst einige Tourneen mit ihm als Sänger bestritten haben. Wir spielen immer tighter!" Dem Satz sind nun Taten gefolgt - ein unglaublicher Auftritt. Darüber diskutieren lässt es sich übrigens später an mindestens zwei Punkten auf dem Gelände: Einmal gibt es in einer großen Kuhle eine schicke Feuerstelle, die immer frisch mit Holz versorgt wird. Ein paar Hitzegrade mehr finden sich allerdings im Partyzelt des Festivals, wo bis früh um acht Uhr gefeiert wird. Da wird ein einzelner Platz schnell zur Zeitbeschleunigungsmaschine, aus der es kein Entrinnen mehr gibt - zumal noch von MY FIRST BAND ein Karaoke-Abend der besonderen Güte serviert wird. Unglaublich. Eine weitere Glanztat dieser Band auf dem FTC findet sich übrigens hier.
[Henri Kramer]

Redakteur:
Henri Kramer

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