Evergrey - Wörgl

14.02.2007 | 13:21

24.01.2007, Komma

Eigentlich befinden sich EVERGREY im Januar auf einer Osteuropa-Tour, doch aus irgendeinem glücklichen Grund beehren uns die Schweden zum Abschluss dieser Reise in Österreich und sind mit den Norwegern STONEGARD noch dazu mit einer überraschend genialen Support-Band bestückt.

Dass in Wörgl auch noch die Local Heroes SERENITY mit dabei sind, ist aufgrund der stilistischen Ähnlichkeit fast schon ein Muss! Die Jungs haben übrigens seit kurzem einen Plattenvertrag in der Tasche und werden ihr erstes Album "Words Untold & Dreams Unlived" Ende April über Napalm Records herausbringen - unbedingt merken! Denn SERENITY sind live mittlerweile in Bestform, routiniert wie immer und schaffen es auch, nach dem dritten Gig innerhalb von wenigen Wochen die Tiroler zu begeistern. Bei so einer Performance wundert man sich schon fast, warum SERENITY nicht schon viel eher den lang verdienten Labeldeal ergattert haben, aber besser spät als nie, und damit die Wartezeit aufs erste Album verkürzt wird, werden die Fans mit vielen neuen Songs verwöhnt. Und die lassen nichts zu wünschen übrig, kommen mit einer genialen Mischung aus Melodie, Härte und Ohrwurmfaktor daher und machen einfach Spaß. Und wie immer vergeht die Zeit viel zu schnell wenn's gerade am schönsten ist, und so spielen SERENITY nach einer halben Stunde noch 'Forever' von ihrem Demo "Engraved Within", bevor sie sich vom Publikum verabschieden.

STONEGARD sind die Überraschung des Abends. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich von dieser Band noch nie etwas gehört habe, was eigentlich verdammt schade ist. Denn STONEGARD machen das, was der Bandname schon vermuten lässt: Stoner Rock, der allerdings mehr als "nur" Stoner Rock ist. Klingt seltsam? In der Tat, denn so richtig wollen sich die Norweger nicht in eine Schublade stecken lassen, und auch wenn ein gewisser bekiffter Grundtenor fixer Bestandteil der Songs ist, so bekommt man immer wieder ruhige Parts zu hören, die mich sehr an ISIS erinnern (manche wollen da sogar PINK FLOYD rausgehört haben) und total krank verfrickelte Passagen, die wiederum ein wenig in die MASTODON-Kerbe schlagen. Eine Mischung, die meine Ohren also absolut erfreut, so sehr, dass ich mir nach dem grandiosen Auftritt gleich mal zwei Alben zulege (vor allem das neueste Werk mit dem coolen Titel "From Dusk Till Doom" ist zu empfehlen!). Einige melodieverliebte EVERGREY-Fans zeigen sich allerdings etwas verschreckt von diesem ziemlich schrägen Sound, aber was soll's, es muss ja nicht immer alles stilistisch zusammenpassen.

Nach dem erstaunlichen Auftritt von STONEGARD sorgen EVERGREY für reichlich Andrang in den ersten Reihen, und vor allem das weibliche Publikum scheint erstaunlich viel gefallen daran zu finden. Seltsam, bis jetzt ist mir noch nie aufgefallen, dass EVERGREY doch sehr viele Damen ansprechen, ob's jetzt am Sound oder am Aussehen der Jungs liegt kann ich nicht beurteilen - aber ich tippe hier mal eher auf ersteres. Obwohl man dem neuen Bassisten Fredrik Larsson schon zugestehen muss, eine besondere Augenweide zu sein. Leider reicht das in dem Fall nicht unbedingt, und fast wirkt der Neue im Bunde etwas schüchtern, zumindest im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger Michael Hakansson. Aber vielleicht liegt's auch am Tour-Ende, immerhin ist das hier das letzte Konzert einer offenbar ziemlich chaotischen Tour, denn laut diversen Einträgen im EVERGREY-Forum scheint nicht jeder Gig so geklappt zu haben, wie eigentlich geplant. Auch Tom Englund erzählt zwischen den Songs von einer etwas abenteuerlichen Reise durch Osteuropa und wirkt am Anfang des Sets etwas geschafft. Das legt sich aber schnell, was bei der begeisterten Publikumsreaktion und diesem Sammelsurium an Hits auch kein Wunder ist! 'Blinded' ist ein gelungener Einstieg, denn der Groove des Songs ist wie geschaffen für ausgiebiges Headbangen, und die ausgewogene Setliste schafft zwischen den schnelleren Krachern auch immer wieder Ruhephasen mit Gänsehautgarantie. Vor allem Songs wie 'In Remembrance' oder der Pianozwischenpart 'Till Dagmar' (wo sich Keyboarder Rikard ganz alleine austoben kann) bieten emotionale Momente. Ein besonderes Highlight ist zumindest für mich die Ballade 'I'm Sorry' bei der Tom sein ganzes Stimmvolumen beeindruckend zur Schau stellt und mit seinen schmeichelnden Vocals die Gefühle des Songs perfekt unterstreicht. Und je mehr Hits uns EVERGREY im Laufe des Abends präsentieren, desto mehr wird einem klar, dass auch diese Band im Club einfach noch beeindruckender und noch intensiver wirkt als auf einer großen Festivalbühne. Dass auch die Zugaben aus absoluten Ohrwurmgranaten besteht, ist klar, so kommt das Tiroler Publikum am Ende noch in den Genuss von 'Recreation Day' und der Bandhymne 'The Masterplan', die bei Festivals oft wegen der viel zu kurzen Spielzeit ausgelassen wurde. Sympathisch ist auch, dass sich EVERGREY direkt im Anschluss an etwa 90 Minuten voller Bühnenpower am Merchandise-Stand blicken lassen und sämtliche Autogramm- und Fotowünsche erfüllen. So soll das sein! Schön, dass die Schweden zusammen mit ihrem coolen Support STONEGARD noch diesen Gig in Wörgl drangehängt haben und schön natürlich auch, dass SERENITY diesen besonderen Abend eröffnen durften.

Setlist:
Blinded
End Of Your Days
Rulers Of The Mind
More Than Ever
As I Lie Here Bleeding
In Rememberance
Till Dagmar
Still In The Water
Monday Morning Apocalypse
I'm Sorry
Solitude Within
Mark Of The Triangle
Nosferatu
---
When The Walls Go Down
Recreation Day
Touch Of Blessing
The Masterplan

Redakteur:
Caroline Traitler

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