Ensiferum - Aschaffenburg

22.12.2007 | 11:54

13.12.2007, Colos-Saal

Zehn Tage vor dem heiligen Weihnachtsfestchen lassen die Metalfans es im fränkischen Aschaffenburg mit ENSIFERUM noch mal ordentlich knallen. Bei klirrender Kälte finden sich vor dem Colos-Saal hauptsächlich jüngere Metalheads ein, die angesichts des späten Beginnes der Show um 21.00 Uhr erst einmal in der neben der Konzertlocation befindlichen Bistrobar landen. Hier sitzen die Langhaarigen unter amerikanisierter Christbaumdekoration und warten auf den finnischen Folk Metal.

Zunächst sind dann aber zwei Vorbands zu überwinden. Das Spektakel beginnt mit der schwedischen Power-Metal-Band INSANIA, die, wie sich im Verlaufe der nächsten Dreiviertelstunde zeigt, nicht wirklich eine Bereicherung darstellt. Der beliebig-unauffällige Abklatsch genrebestimmender Helden wie HELLOWEEN oder - als modernere Variante – SONATA ARCTICA ist wirklich unaufregend und beantwortet damit auch die Frage, warum diese Band nach ihrer Gründung bereits 1992 bis heute über einen mäßigen Bekanntheitsgrad nicht hinausgekommen ist.

Der sich anschließende Gig der taiwanesischen Black-Metal-Combo CHTHONIC ist da schon um einiges interessanter. Allein die Kombination Black Metal mit Taiwan ist ungewöhnlich und wirft Fragen auf. Kann das richtiger Black Metal sein? Und worüber singen die Taiwanesen? Sicherlich nicht über satanistische Angriffe auf das Christentum. Aus dem Internet ist später zu erfahren, dass CHTHONIC sich mit alten Mythen und Geschichten ihrer Heimat befassen und hierüber auch die fast schon politische Botschaft transportieren, dass Taiwan auch ohne den chinesischen Einfluss eine eigene Identität hat.

Tja, und dann ist eigentlich alles wie immer. Sechs Musiker, darunter sogar eine weibliche Bassistin, prügeln schwarz gekleidet und mit dem üblichen Corpsepaint über die Bühne. Ein Keyboard sorgt für orchestralen Sound und volltönenden Klangboden, während ein fernöstliches Instrument aus der Familie der Geigen der Gesamtkomposition einen unaufdringlichen folkloristischen Anstrich verleiht. Hauptakteur der skurrilen Musiker ist Shouter Freddy, Left Face of Maradou, der sich stilecht in Pose zu werfen vermag. Ihm gelingt es recht bald, die Besetzung im Colos-Saal in Schwung zu bringen. Die Fäuste fliegen in die Höhe, und im Gegensatz zum Auftritt von INSANIA bricht sich hier doch tatsächlich Begeisterung Bahn. Es gibt also noch etwas anderes auf dem orchestralen Black-Metal-Markt als DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH. Mal sehen, was man von CHTHONIC künftig noch zu hören bekommt.

Dennoch wird es dann endlich Zeit für den eigentlichen Grund dieses Abends, und ENSIFERUM sind an der Reihe. Mr. Petri Lindroos erobert die Bühne zu Beginn mal wieder mit dem dalmatinischen Cowboyhut, der ihn schon so manches Mal begleitet hat. Bei guter Stimmung präsentieren die Finnen in den folgenden satten anderthalb Stunden eine bunte Mischung ihrer bisherigen Alben. Dabei gibt es natürlich keine Überraschungen mehr, aber verlässliche Qualität. ENSIFERUM machen nicht den Fehler, ausschließlich ihre aktuelle Scheibe in den Mittelpunkt des Programms zu stellen, sondern bringen mit 'Token Of Time' und 'Guardians Of Fate', das als Zugabe aufwarten darf, ebenso zwei Songs des Erstlingswerks.
Als Stimmungsbringer dürfen natürlich auch die üblichen Singspielchen nicht fehlen. Wer wiederholt ein Konzert von ENSIFERUM besucht hat, der kann bereits mit der finnischen Vokabel 'Ahti' umgehen und sich nunmehr umso kräftiger am gleichnamigen Song der Jungs beteiligen; hierzu laden sie das grölende Publikum herzlich ein. Und die vorderen Reihen der überschaubaren Location fühlen sich auch animiert zu einem intensiven Moshpit – so soll es sein.

Mit 'Tale Of Revenge', 'Into Battle' und 'Iron' würdigen die Power-Wikinger dann ihr zweites Album und haben damit insgesamt wesentliche Hits ihres Gesamtprogrammes berücksichtigt. Das Ende der Show wird mit dem 'Victory Song' eingeleitet, und nach drei Zugaben ist trotz der lautstarken Forderung der Fans nach mehr endgültig Schluss.

Die Fahrt ins Fränkische hat sich also auch an diesem Abend gelohnt. Neben der beschriebenen Lehrstunde in taiwanesischem Black Metal haben ENSIFERUM sich von ihrer beständigen Seite gezeigt und die Fans nach langem Warten zu später Stunde mit einem ausgewogenen und vor allem reichlichen Programm belohnt.

Redakteur:
Erika Becker

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