Donots/One Fine Day - Kiel

20.06.2006 | 10:48

16.06.2006, Halle400

Zum Auftakt der Kieler Woche 2006: Fun-Punk vom Feinsten: Donots + One Fine Day bei Delta Radio in der Halle400

Traditionell bietet das Delta Radio aus Kiel während der Kieler Woche ein POWERMETAL.de-kompatibles Kontrastprogramm zu Segelbooten, Kaiserwetter, Bundeskanzlerinneneröffnungsworten, Stockfisch, Besaufen-auf-dem Asmuss-Bremer-Platz und ... in diesem Jahr natürlich Fußball-WM in allen Kneipen. Das Konzept ist so einfach wie genial: Jeden Abend zwei knorke Rock-Acts auf die Bühne stellen, das Ganze indoor (!) machen, weil es bei Kaiserwetter ja eh meist junge Hunde regnet, und nur einen Fünfer Eintritt verlangen, damit sich's auch jede(r) leisten kann.

In diesem Jahr ist der Eröffnungsabend dem (Fun-)Punk gewidmet und hat mit den DONOTS einen mittlerweile international angesagten Headliner.

ONE FINE DAY
Den Opener allerdings machen ONE FINE DAY aus Hamburg. Nach einer charmanten Ankündigung von Delta Radio-Moderatorin Melle und harten Drum-Samples bei Stroboskop-Gewitter entern die Hanseaten die Bühne, um vor ca. 300 bis 400 extrem jungen Fans ihren Set zu beginnen. Die Marschrichtung ist sofort klar: Fun-Punk und Party sind angesagt. Parallelen zum Headliner sind rein zufällig und völlig unbeabsichtigt (glaube ich jedenfalls, naiv wie ich bin... ;-)).
Die Jugend ist sofort aus dem Häuschen, alle hüpfen wie die Frösche und singen jede Textzeile mit – THE SWEET nannten das vor dreißig Jahren, glaube ich mich erinnern zu können, 'Teenage Rampage'...

Songs wie 'These Velvet Days', 'Punk Rock Sucks' oder 'Snip And Seak' vom Album-Erstling "Faster Than The World" (2004) werden genauso frenetisch von der noch etwas spärlichen Masse bejubelt wie die neuen Songs vom voraussichtlich im September des Jahres herauskommenden zweiten Langeisens der Hanse-Boys, die hier mit dem verdammt jungen Publikum einen wirklich feinen Tag bzw. Abend haben.

Wenn sie so weiter machen, könnten ONE FINE DAY einmal die rechtmäßigen Nachfolger der auch nicht jünger (aber immer besser ;- )) werdenden DONOTS in der deutschen Fun-Punk-Party-Rock-Liga werden!

DONOTS
Als nach einer Stunde (Umbau?-)Pause endlich die Headliner des Abends die Bühne stürmen und mit 'Watch You Fall' und 'We Got The Noise' sofort das volle Brett geben, können die DONOTS dies vor voller Halle tun. Die jetzt gut 900 Party-Gierigen feiern Ihre Idole vom ersten Riff an fanatisch ab. Das Durchschnittsalter im Publikum hat sich ebenfalls merkbar erhöht. Um halb Elf in der Nacht sind es doch die ausgehenden Teens und, wenn auch erheblich weniger, Früh-Twens, die die Masse bilden.

Die beste Rockband aus Ibbenbühren legt einen energiegeladenen Set hin, der sich gewaschen hat. Nach dem Motto "Stillstand ist Rückschritt" gibt's Bewegung pur. Allen voran wirbelt natürlich Frontmann Ingo, der nach dem Motto "Moshen! Springen! Mikro schwingen!" wie unter Starkstrom tobt und auch seine berühmten Spagatsprünge nicht vernachlässigt. Nach mittlerweile 12 Jahren hartem Touren, einer ganzen Reihe erstklassiger Party/Fun-Punk-Alben und noch mehr fetten Singlehits können die DONOTS auch bei der Songauswahl aus dem Vollen schöpfen: Ob Megahits wie 'Whatever Happend To The Eighties', Klassiker der Marke 'Room With A View' oder 'Don't You Know', die Mitgrölnummer 'Big Mouth' oder das differenziertere 'Saccharine Smile' – die Jungs können heute mit ihrer Setlist nichts verkehrt machen. Und das Publikum dankt es ihnen: Crowdsurfing gibt es vom ersten Takt an. Es wird gehüpft, geklatscht, mitgesungen und gesurft bis der Arzt kommt. Damit letzteres aber doch nicht sein muss – die Security ist mit den Surfern teilweise am Rande der Belastbarkeit -, nimmt Ingo hin und wieder sehr professionell Gas weg, indem er mit dem Publikum plaudert, sich über Bandkollegen lustig macht oder mit Rhythmusgitarrist Alex über Fußball fabuliert.

Was einen echt umhaut ist, wie geradezu fanatisch die Meute "ihre" Hymne 'We´re Not Gonna Take It' abfeiert – einen Song, den TWISTED SISTER zu einer Zeit zur Rebellen-Hymne machten, als 90% der Anwesenden noch nicht mal das Licht der Welt erblickt hatten. An der Hysterie kann nicht mal Guido ("Ibbenbührens heißeste One-Man-Swinger-Party") mit dem schlechtesten Mundharmonika (!)-Solo aller Zeiten etwas ändern. Selbst diese Attacke auf den guten Geschmack vermag einen der genialsten Party-Metal-Songs dieses Universums nicht zu erschüttern!
Bei 'Saccharine Smile', meinem absoluten Favourite und letztem Song des regulären Sets, bleibt Ingo endlich auch mal die Luft weg – gut so, denn sonst müsste man bald glauben, die perfekte Gesangsperformance käme bei der ganzen Toberei vom Band.

Selbstverständlich lassen sich die "Ibbtown Rockers" nicht lange bitten, um mit dem "Pocket Rock"-Classic 'In Too Deep', der Sing-Along-Nummer 'Big Mouth' und dem schönen 'Good Bye Routine' einen wunderbaren Schlussstrich unter einen tadellosen Auftritt zu setzen, der selbst alten Rockveteranen wie mir noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird!

Melancholischer Ausblick:
Solange es solche Bands wie die vom heutigen Abend gibt, die den armen Kids, die nicht mit TWISTED SISTER oder RUNNING WILD in der Muttermilch aufwachsen durften den rechten Weg zum Rock'n'Roll mit lauten dreckigen Stromgitarren zeigen, wird die Hoffnung nicht sterben, dass sich die LORDIs dieser Welt doch noch endgültig gegen die CRAZY FROGs, Nicoles und Hansi Hinterseers dieses Planeten durchsetzen werden ... Amen!


Setliste DONOTS:
Watch You Fall
We Got The Noise
Friends
Suitcase Life
Whatever Happend To The Eighties
What We Hate
Room With A View
Wretched Boy
Life Ain't Gonna Wait
Today
Up Song
Don't You Know
We're Not Gonna Take It (mit Mundharmonika-Solo...aua!)
Saccharine Smile
---
In Too Deep
Big Mouth
Good Bye Routine

Für die gute Sache im Auftrag des Herrn haben sich diesmal aufgeopfert:
Martin Rudolph – Text
Christiane Rudolph - Fotos

Redakteur:
Martin Rudolph

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