DYING FETUS - Leipzig

02.05.2010 | 17:35

16.04.2010, Theaterfabrik

Gleich zweimal legen die Death-Metaller an diesem Abend die Technik lahm. Mit Doom Metal wäre das wohl nicht passiert ...

"Heavy Metal - nix im Scheddel ...?" heißt es an diesem Freitagabend wieder. Die "Thrash & Burn European Tour" hält heute Einzug in der Theaterfabrik in Leipzig und versprach mit den vier Death-Metal-Bands bereits im Vorfeld einen brutalen Abend. Zu brutal für die Technik, wie sich später zeigen soll.

Opener an diesem Abend ist REVOCATION. Die Amerikaner starten mit ihrer Mischung aus Death und Thrash Metal bereits gegen 20.30 Uhr vor noch einem noch kleinen Publikum, denn scheinbar rechnen viele Besucher wohl erst mit einem Beginn gegen 21.00 Uhr.

Auf der Bühne zeigen die Jungs, dass sie technisch gesehen ziemlich fit sind, dennoch können sie das Publikum nicht für sich gewinnen. Auch scheitern die Anfeuerungsversuche der Band. So gesehen haben es Opener aber generell etwas schwerer.

Als Nächstes betreten ORIGIN die Bühne. Die Amerikaner sind bekannt für ihren technischen Death Metal, den sie gerne schnell und brutal an den Mann bringen. Mit Songs der aktuellen Scheibe "Antithesis" und vom vorletzten Album "Echoes Of Decimation" starten die Jungs. Passend dazu wirft Sänger Mica Meneke gerne wütende Blicke ins Publikum. Nach rund einer Viertelstunde müssen die Jungs aber ihren Auftritt unterbrechen. Die Sicherung ist herausgeflogen. Ärgerlich, denn das Publikum fand längst Gefallen an den Death-Metallern. "We played too fucking heavy", sagt Meneke daraufhin. "Mit Doom Metal wäre das wohl nicht passiert", scherzt ein Fan.

In der Zwangspause verlassen die meisten die Halle, während die Veranstalter vom "Heavy Metal - nix im Scheddel ...?" nur angestrengt versuchen können, die Technik wieder zum Laufen zu bringen. Doch wenigstens hat so einer der ORIGIN-Gitarristen genug Zeit, Fotos von der Bühne aus zu machen. Nach gut zehn Minuten geht es endlich weiter mit schnellen Gitarrenriffs, hartem Drumgeknüppel und lautem Gegröle. Besonders Mike Flores demonstriert mit seinen flinken Händen sein Können am Bass. Dennoch steht er als zweiter Sänger der Band im Schatten von Meneke, der wohl die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Immer wieder hebt Meneke seine Hände, die er zu Fäusten ballt, in die Höhe und läuft wild umher. Ähnlich ist es im Publikum. Hier und da werden die Mähnen geschüttelt. Die Unterbrechung scheint sich nicht negativ auf die Stimmung im Publikum ausgewirkt zu haben.

Kurz vor halb elf ist es dann Zeit für die nächste Technical-Death-Metal-Band. Im Unterschied zur vorigen Band merkt man BENEATH THE MASSACRE ihre Einflüsse aus dem Hard- und Grindcore-Bereich an. Optisch würde man den muskelbepackten Sänger Elliot Desgagnés mit seinen kurzen Haaren auch eher in dieser Ecke vermuten.

Schnell und aggressiv spielen sie unter anderem Songs vom aktuellen Album "Dystopia", zu denen Desgagnés kraftvoll growlt. Auffällig ist bei den Kanadiern auch Justin Rousselle, der mit hohem Tempo auf sein Schlagzeug einschlägt und gerne die Technik des Blastbeats nutzt. BENEATH THE MASSACRE scheinen jedoch weniger beliebt zu sein als ORIGIN. Möglicherweise ist es den meisten zu eintönig. So müssen die Jungs vor einem etwas kleineren Publikum spielen.

Danach kommt endlich die Death-Metal-Band, auf die alle gewartet haben: DYING FETUS beginnen kurz vor Mitternacht und lassen die Theaterfabrik wackeln. So sehr, dass es noch einmal zu einem Versagen der Technik kommt. Wie gut, dass der Fall heute schon geübt werden konnte und die Techniker die Anlage recht schnell wieder hinbekommen. Ärgerlich ist natürlich auch diese Panne, waren doch die meisten im Publikum schon in Fahrt gekommen.  Danach geht es aber sofort weiter mit 'Epidemic Of Hate'. Schönes melodiöses Geschrammel mit netten Gitarrensoli bringt die Fans wieder auf Touren. Gitarrist John Gallagher gibt dabei seine tiefe Growl-Stimme zum Besten. Auch Bassist Sean Beasly singt hin und wieder etwas mit, während Trey Williams kräftig auf sein Schlagzeug haut.

Der nächste schnelle "Geschrammel"-Song folgt sogleich. Es wird für die meisten wieder Zeit, ihre Matte auf dem Kopf zu lüften. Mittig vor der Bühne hat sich auch ein Pulk von Menschen gebildet. Warm ist es ebenso auf der Bühne, wie bei dem Bassisten gut zu sehen ist. Der Schweiß tropft an ihm und seinem Instrument nur so herab, und wenn er seine lange Lockenmähne schüttelt, sieht es aus wie Sprühregen. 

Das Publikum wird auch immer agiler, bei der Mischung aus schnellem Gitarren- und Bassspiel, den wohl noch schnelleren Drums und dem tollen Gegröle auch kein Wunder. Da müssen selbst einige Mädels ab und zu mal kreischen, so dass es den Anschein macht, als stünde eine Boygroup auf der Bühne. Sicher, die drei Amerikaner sind Jungs. Dennoch: Hier gibt es Death Metal mit einem guten Touch Grindcore zu hören und keinen Pop.

Gegen Ende gibt es von DYING FETUS noch eine Ansage, dass sich die Menge im Kreis drehen soll, was fleißig befolgt wird. Nach rund einer Stunde Spielzeit verschwinden die Jungs kurz hinter die Bühne, kommen aber flink zurück, um 'Pissing In The Mainstream' zu spielen, so dass auch den letzten Besuchern die Kraft ausgesaugt werden kann. Bei 22 Euro Eintritt an der Abendkasse und einer Band weniger, die eigentlich auf der "Thrash & Burn European Tour" dabei sein sollte, bleiben die beiden technischen Pannen allerdings sicher noch lange im Gedächtnis.

Redakteur:
Franziska Böhl

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