DIRKSCHNEIDER, RAVEN - Geiselwind

30.12.2017 | 20:19

22.12.2017, MusicHall

ACCEPT – eine der ersten Bands für die ich mich jemals begeistern konnte und die somit maßgeblich zu meiner musikalischen Sozialisierung beigetragen hat. Die Songs aus der Udo Dirkschneider-Ära begleiteten mich nicht nur durch den Großteil meines bisherigen Lebens, sondern sind auch an viele Erinnerungen geknüpft. Und obwohl ich auch die "neuen" ACCEPT mit Sänger Mark Tornillo sehr mag, ist es doch was anderes, die alten Songs mit dem originalen Sänger, the one and only Udo Dirkschneider, zu hören. Denn der möchte ja bekanntlich mit seiner Vergangenheit abschließen und nach der "Back To The Roots – Part II"-Tour keine ollen ACCEPT-Kamellen mehr mit U.D.O. live performen.

Im Vergleich zur ersten Auflage der Tour gibt es diesmal eine andere Setliste, außerdem hat sich Udo mit seinen langjährigen Freunden und Weggefährten RAVEN eine mehr als ordentliche Vorgruppe ins Boot geholt. Als dann auch noch der große Wintereinbruch sowie das vorweihnachtliche Verkehrschaos auf der Autobahn ausbleibt, ist klar, dass nun nichts mehr einem geilen Heavy Metal Abend in der ziemlich ausverkauften MusicHall in Geiselwind im Wege stehen kann.

Bevor jedoch die Reibeisenstimme himself die Bühne betritt, darf erst ein anderes Urgestein ran: RAVEN. Der sympathische Dreier ist bereits seit 1974 unterwegs und hat maßgeblich zur Entwicklung der NWOBHM und des Speed Metal beigetragen. In Geiselwind beweisen sie in einer guten Stunde Spielzeit eindrucksvoll, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und dass Kracher wie 'Rock Until You Drop' auch im Jahr 2017 noch wunderbar funktionieren. Die Brüder Mark und John fegen über die Bühne, dass es eine wahre Freude ist, und haben auch das Publikum nach kürzester Zeit auf ihrer Seite. Gespielt wirde ein guter Querschnitt aus aktuellen Songs und Klassikern, sogar die AC/DC-Hymne 'It's A Long Way To The Top' wird angestimmt. Auch die in die Tracks eingearbeiteten Soli werden vom Publikum mit lautstarkem Applaus bedacht. Auf lange Ansprachen wird glücklicherweise verzichtet, die Spielzeit wird perfekt genutzt. Die Zuschauer werden vor allem bei den älteren Songs gut mit einbezogen und sichtlich nach jedem Track heißer. Insgesamt also ein rundum gelungener Auftritt von einem absolut würdigen Anheizer für Herrn Dirkschneider.

Setliste: Destroy All Monsters, Hell Patrol, All For One, Hung, Drawn & Quartered, Rock Until You Drop, Tank Treads (The Blood Runs Red), Faster Than The Speed Of Light, On And On, Break The Chain / It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock'N' Roll) / Symptom, Crash Bang Wallop

Nach der Umbaupause und einigen netten Gesprächen mit anderen Gästen freue ich mich, den Headliner des heutigen Abends die Bühne entern zu sehen. Anfangs sehr theatralisch mit viel Nebel legt Udo los und hat das Publikum schon nach wenigen Takten im Sack. Die Band hat sichtlich Bock und feuert den begeisterten Fans einen Klassiker nach dem anderen um die Ohren. Die runderneuerte Setlist hält sogar die eine oder andere Überraschung bereit, mit 'X-T-C' (vom Album "Eat The Heat", das Udo damals gar nicht eingesungen hat) haben wohl die wenigsten gerechnet. Die großen Klassiker sind natürlich allesamt an Bord und werden vom Publikum lautstark mitgesungen.

Ein Mann der großen Worte und Ansagen war Udo ja noch nie, und auch an diesem Abend beschränkt er sich darauf, sich gelegentlich nach dem Wohlbefinden des Publikums zu erkundigen. Was für eine Frage. Die Show hat einfach alles zu bieten, von schnellen Nummern ('Breaker') bis hin zu Gänsehaut-Balladen ('Amamos La Vida'). Das alles wird von der Band so grandios dargeboten, dass man manchmal wirklich denkt, da steht ACCEPT auf der Bühne. Als die Jungs dann die Bühne verlassen, ist eigentlich allen Anwesenden klar, dass das noch nicht das Ende gewesen sein kann. Einige der ganz großen Songs fehlen noch.

Das Publikum muss die Band auch nicht lange bitten. Es folgen die Zugaben, die es nochmal kernig in sich haben. 'Princess Of The Dawn', 'Metal Heart', 'Fast As A Shark' und 'Balls To The Wall'. Noch Fragen? Bei diesen Liedern singt dann gefühlt die ganze Halle mit und einige können sich auch das eine oder andere Tränchen nicht verkneifen. Das sind halt einfach Songs für die Ewigkeit, an denen viele Erinnerungen hängen. Ein perfekter Abschluss für einen überragenden Konzertabend.

Setliste: The Beast Inside, Aiming High, Bulletproof, Midnight Mover, Slaves To Metal, Another Second To Be, Protectors Of Terror, London Leatherboys, Fight It Back, Can't Stand The Night, Amamos La Vida, Stone Evil, Breaker, Heart Attack, Love Child, Objection Overruled, X-T-C, Russian Roulette, Princess Of The Dawn, Metal Heart, Fast As A Shark, Balls To The Wall

Fazit: Viel besser kann ein Konzertabend eigentlich nicht laufen. Mit RAVEN gab es einen sehr guten Anheizer und der Auftritt von DIRKSCHNEIDER war sehr emotional und förderte viele Erinnerungen an längst vergangene Zeiten zutage. Irgendwie schon schade, dass Udo mit dem Kapitel ACCEPT komplett abschließen will, aber auch verständlich. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine ähnliche Tour von ACCEPT wie in diesem Jahr von HELLOWEEN, bei der alle Sänger ihre jeweiligen Songs performen. Da wäre ich sofort dabei. Die DIRKSCHNEIDER-Tour ist zwar zu Ende, es ist aber gut möglich, dass es noch einige Zusatztermine geben wird. Solltet ihr die Möglichkeit haben, geht hin!

Redakteur:
Hermann Wunner

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