Couragous / Personal War - Dreieich-Dreieichenhain

29.04.2002 | 09:46

27.04.2002, JUZ

Wie sehr liebe ich doch Autobahnbaustellen. Nehmen wir z.B. die A3 zwischen Würzburg und Frankfurt. Eine Strecke die eigentlich seit 15 Jahren 3-spurig ausgebaut sein sollte. Tja, 15 Jahre später kommt man also auf die Idee, es zumindest im Bereich Aschaffenburg anzugehen. Längst überfällig, aber wenigstens ein Anfang. Aber ausgerechnet heute mußten sie diese Baustelle einspurig verengen. Danke für den Stau. Eigentlich waren wir 3 Stunden vor Konzertbeginn losgefahren, da ich noch die Jungs von COURAGOUS interviewen wollte, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nach einer guten Stunde im Stau kamen wir kurz vor knapp an. Das Interview konnte ich zwar durchführen, aber dafür verpasste ich die ersten Takte des Openers RED TO GREY. Zum Glück hatte ich Kollegin Ulrike bei mir, die mich dann über die Darbietung der Band informieren konnte.

RED TO GREY

Nach einem langsamen Intro gingen die bajuvarischen Power-Thrasher aufs Ganze. Und so war es wenig verwunderlich, daß die Snare-Drum schon dem ersten Ansturm nicht standhalten konnte. Nachdem diese ausgetauscht worden war, ging es druckvoll weiter, dabei bestach Fronter Andy Pankrez durch den Abwechslungsreichtum seiner Vokalakrobatik. So pendelte er zwischen melodischem Gesang bis hin zu wütendem Hardcore-Geschrei. Aber auch die Songstrukturen waren von Tempo- und Rhytmuswechseln geprägt, so daß keine Langeweile aufkommen konnte. Lediglich die extreme Lautstärke machte einem zu schaffen.

PERSONAL WAR

Etwas ruhiger und leiser (many Thx an den Mischer) sowie melodischer ging es dann mit PERSONAL WAR weiter. Mit zwei Scheiben im Rücken konnte die Band schon ein ansehnliches Programm aus dem Hut zaubern. Kein Wunder, daß sie mittlerweile bei AFM unter Vertrag genommen wurden. Nach drei melodischen Heavy Metal-Songs (der Bandhymne "Personal War" sowie "Crazy Fuckin' Ass-List" und "Time Of Lies") kam ihr eher balladesker, von Akustikgitarren geprägter Hit "Nothing Remains At All", bei dem es sich der COURAGOUS-Drummer Jan nicht nehmen ließ, auf die Bühne zu eilen und für die Band überraschend eine neue Backing Vocal-Gesangslinie zu kreieren. Weiter ging's mit Knallern der Marke "NewTimeBitch", "Open My World" oder dem Titeltrack der ersten Scheibe, "The Inside". Bei dem folgenden "D.O.P" schaffte es Drummer Martin Buchwalter, seine Fußmaschine zu zerlegen, so daß auch die zweite Band kurz pausieren mußte, bis diese ausgetauscht war. Weiter ging's mit "The Urge For More", "Our Century ", dem Hammer "Mother Darkness" und dem Schlusstrack "Purefaction Of Mind", bei dem sich Bandmitglieder von RED TO GREY und COURAGOUS auf der Bühne tummelten und die Band fleißig unterstützten. Dabei nahm sich COURAGOUS-Gitarrist (und LIGHTMARE-Drummer) Gerd Lücking z.B. zuerst die Becken und dann die Snare Drum vor, während sich u.a. COURAGOUS-Frontman Chris Staubach als Backing-Sänger versuchte. Da es sich um den Abschluss-Gig der 3-wöchigen Tour handelte, waren solche Späße über den ganzen Abend verteilt zu finden.

COURAGOUS

Eigentlich sollte der heutige Abend eine riesige Abschlussparty mit fünf Bands geben, aber nachdem BRAINSTORM und REBELLION absagen mußten, verlegte man das für die Offenbacher Hafenbahn geplante Konzert kurzerhand ins JUZ Dreieich - Dreieichenhain. Und auch wenn die Besucherzahlen dadurch nicht besonders hoch lagen, ließen es sich die Lokalmatadoren COURAGOUS nicht nehmen, dem geneigten Hörer ein fettes Brett zu liefern. Mit ihrem grob Richtung NEVERMORE tendierenden Sound schaffte es die Band aufs Neue, ihre moderneren Power-Thrash-Knaller dem Publikum zu kredenzen, so daß dieses zumindest in den vorderen Reihen ausrastete, weiter hinten ging es dann doch etwas ruhiger zu. Zu hören gab es die Hits ihrer vorzüglichen aktuellen CD "Remember" sowie dem Vorgänger "Listen". Dabei bestach Chris Staubach ein weiteres Mal durch seinen ausdrucksstarken, mit viel Mimik und Gestik untermaltem Gesang. Aber auch die Herren an den Äxten ließen sich nicht lumpen und bildeten den agilen Gegenpol zu Chris ruhigeren Bewegungen. Allein diese Optik ist es immer wieder wert, der Band die Ehre zu erweisen. Die Jungs sind durch und durch Profis, so war es wenig verwunderlich, daß sowohl der Sound als auch die musikalische Darbietung keine Wünsche offen ließ. Nachdem um Mitternacht Techniker Dehan Geburtstag hatte, durfte er zusammen mit Chris die KISS-Hymne "Cold Jim" schmettern. Weiter ging's mit dem Titeltrack der aktuellen Scheibe "Remember", "Brothers In Mind", und dem Mega-Song "Rebirth". Gerade "Rebirth" ist ein Aushängeschild für die fünf Frankfurter: Abwechslungsreich, fett, geile Melodien. Einfach Wahnsinn in musikalischer Perfektion. Nach "Listen" forderten die Fans noch zwei Zugaben und bekamen das TESTAMENT-Cover "Low" und die eigene Nummer "Midian" zu hören. Zwischendurch wurde die Bühne mehrfach von RED TO GREY und PERSONAL WAR gestürmt. Dabei bemächtigten sich die Jungs immer wieder diverser Bühnenutensilien wie Beckenständer, Mikros oder dem Megaphon, und setzten diese fleissig ein. Zwischendurch wurde den aktiven Musikern auch noch das ein oder andere Bier eingeflößt.

Setlist:
Scared
Lord Of The Unknown
Sudden Death
Nothin'
Fire
Mystic Highway
Cold Jim (KISS)
Remember
Brothers In Mind
Rebirth
Listen
Low (TESTAMENT)
Midian

Fazit: Die Tour scheint die drei Bands fest zusammengeschweißt zu haben, und ich habe es trotz der Nachwirkungen meines Pfeifferschen Drüsenfiebers nicht bereut, mir diese Show angesehen zu haben. Dickes Lob an die drei Bands.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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