Cage - Crailsheim

20.05.2009 | 23:34

12.05.2009, Eiche

CAGE in Crailsheim - ein Armutszeugnis. Oder: Wo treibt sich der gemeine Traditionsmetaller rum, wenn nicht gerade BYH, HOA oder KIT im Terminkalender stehen?

Möglicherweise war die Clubtour von CAGE ein wenig unglücklich gewählt. Das neue Album "Science Of Annihilation" erscheint erst am 22. Mai, aber die Band aus San Diego kommt bereits zwei Wochen früher über den großen Teich. Doch als Entschuldigung, dass zu dem Konzert in der Crailsheimer Eiche lediglich etwa knapp zwanzig Leute kommen, kann dies sicherlich nicht gelten. Immerhin haben CAGE auch schon in der Vergangenheit sehr gute Alben veröffentlicht - "Hell Destroyer" dürfte wohl eines der besten traditionellen Metalalben des Jahres 2007 sein -, und ihre Live-Auftritte - ganz egal ob in Balingen, Geiselwind oder Lauda-Königshofen - waren auch immer großartig.

CAGE sind aber leider kein Einzelfall. Heutzutage scheinen Festivals und sonstige Großevents eben eher angesagt zu sein als kleine Club-Konzerte. Das ist zwar schade, aber vermutlich nicht zu ändern. Ich kann mich nur einmal mehr wiederholen: support the underground! So, genug gejammert. Kommen wir nun zum eigentlichen Konzert:

Kurz nach halb neun - man hat vermutlich noch auf ein paar Leute mehr gehofft - kommen CLUSTERHEAD aus Regensburg auf die Bühne, um ihr Debütalbum aus dem letzten Jahr, "Times Of No Trust", zu präsentieren. Die bereits 2005 gegründete Band beginnt ihren Auftritt mit dem Opener dieser Scheibe, 'Tears I've Cried', und sie können damit auch gleich ein paar Leute vor die Bühne locken. Der Sound lässt zwar einigermaßen zu wünschen übrig, aber dafür kann sich das Songmaterial - traditioneller Heavy Metal gepaart mit hardrockigen Elementen - durchaus hören lassen. CLUSTERHEAD zeigen sich an diesem Abend auch ausgesprochen spielfreudig, und diese Einstellung, auch wenigen Leuten eine bestmögliche Show zu bieten, ist jedenfalls lobenswert. Es folgen 'Dead Faint' sowie 'The Human Factor', die beim Publikum ebenfalls gut ankommen. Sänger Rene lässt es sich deshalb auch nicht nehmen, Werbung für "Times Of No Trust" sowie T-Shirts der Band zu machen, bevor es mit dem eingängigen 'Deep In The Night' weitergeht. 'Prediction Of A Fight' wird dann zunächst von einem ausführlichen Instrumentalteil eingeleitet, der deutlich macht, dass die Oberpfälzer durchaus mit ihren Instrumenten umgehen können. Und sogar einen neuen Song haben CLUSTERHEAD noch im Gepäck, nämlich 'Burned Alive', bevor mit dem Titelstück sowie 'Made Of Stone' noch zwei weitere "Times Of No Trust"-Nummern gespielt werden. Damit neigt sich der Auftritt von CLUSTERHEAD auch schon fast seinem Ende entgegen; zum Abschluss gibt es dann aber noch eine recht gelungene Coverversion des OZZY OSBOURNE-Klassikers 'Crazy Train', bei dem Rene den ehemaligen BLACK SABBATH-Sänger nicht nur stimmlich zu imitieren versucht. Insgesamt ein guter Auftritt einer noch jungen Band, von der man in Zukunft möglicherweise noch hören wird.

Setlist:
Tears I've Cried
Dead Faint
The Human Factor
Deep In The Night
Prediction Of A Fight
Burned Alive
Times Of No Trust
Made Of Stone
Crazy Train

Die folgende Umbaupause bietet ein interessantes Bild: Während seine Bandkollegen fleißig auf der Bühne zu Werke gehen und ausgiebig soundchecken, sitzt CAGE-Sänger Sean auf einer Bank und guckt sich das Treiben an. Man könnte beinahe den Eindruck haben, dass er gar nicht (mehr) zur Band gehört. Doch kurz bevor es losgehen soll, bewegt er sich dann doch auch mal in Richtung Bühne, und die Show kann beginnen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Sean legen CAGE gegen zehn schließlich los, und zwar mit 'Planet Crusher', einem neuen Song, der jedoch schon seit einiger Zeit auf der MySpace-Seite zu hören ist. Dennoch ist er bei den meisten Leuten weitgehend unbekannt. Aber das hindert sie trotzdem nicht, begeistert mitzugehen; man merkt schon recht schnell, dass sie wegen CAGE gekommen sind. Die Band und allen voran Sean tragen aber auch ihren Teil dazu bei, dass alle ihren Spaß haben.

Im Eifer des Gefechts tritt Sean während des nächsten Songs, 'I Am The King', auf sein Mikrofonkabel, so dass plötzlich kaum noch Gesang zu hören ist. Aber er weicht kurzerhand auf das Mikrofon von Gitarrist Anthony aus, bis das Problem gelöst ist. Dies ist aber nicht die letzte technische Schwierigkeit, mit der CAGE an diesem Abend zu kämpfen haben. Bereits beim nächsten Stück, 'Kill The Devil', gibt der Verstärker von Gitarrist Dave seinen Geist auf (Sean: "Smells like a burned amplifier."). Bis Dave und seine Gitarre wieder voll einsatzfähig sind, vergehen ein paar Minuten, die Sean aber mit ein paar Plaudereien mit dem Publikum äußerst kurzweilig überbrückt. Irgendwann kann es dann aber weitergehen, und zwar mit 'Scarlet Witch' vom neuen Album. Überhaupt haben CAGE den Schwerpunkt bei der Songauswahl auf "Science Of Annihilation" gelegt, und so folgen im weiteren Verlauf auch noch 'Spirit Of Vengeance', 'Black River Falls' und 'Speed Kills'. Diese Stücke kommen allesamt hervorragend an, und wenn man von diesen Songs auf das neue Album schließen kann, dann wird auch das fünfte Werk keinen Freund von traditionellem Metal enttäuschen. Man darf also gespannt sein.

Ein paar bekanntere Nummern haben CAGE aber natürlich auch im Gepäck, wie beispielsweise 'Hell Destroyer' oder 'Metal Devil'. Bei diesen Songs wird natürlich auch im Publikum kräftig mitgegrölt, und Sean hält es dann auch gar nicht mehr auf der Bühne. Immer wieder sucht er den Weg ins Publikum; das ist wahre Fannähe.

Allmählich neigt sich der Auftritt aber auch seinem Ende entgegen, denn Sean stellt auf unterhaltsame Art die Band vor (z. B. "... and I'm Rob Halford."). Als (vorerst) letzten Song spielen sie dann anschließend 'Final Solution', doch nach einer guten Stunde kann natürlich nicht Schluss sein. Und so kommen CAGE noch einmal zurück, um noch die beiden "Hell Destroyer"-Stücke 'Christ Hammer' und 'King Diamond' zum Besten zu geben. Damit wollen es die Amerikaner eigentlich bewenden lassen, aber das Publikum ist anderer Meinung, und so werden sie doch noch zu 'Wings Of Destruction' - einem würdigen Abschluss - überredet.

Unterm Strich ein überragender Auftritt einer sympathischen Band, die sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Setlist:
Planet Crusher
I Am The King
Kill The Devil
Scarlet Witch
Spirit Of Vengeance
Hell Destroyer
Black River Falls
Speed Kills
Metal Devil
Final Solution
Christ Hammer
King Diamond
Wings Of Destruction

Redakteur:
Martin Schaich

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