CHIODOS - Köln

25.11.2013 | 12:35

18.11.2013, Werkstatt

Nach der Reunion mit Sänger Craig Owens im letzten Jahr kommt CHIODOS endlich nach Europa, um sich als neue alte Band vorzustellen. In der kleinen Werkstatt hat man dazu die perfekte Gelegenheit.

Eigentlich hätte es eine Co-Headlinertour von CHIODOS und ESCAPE THE FATE werden sollen. Zwischen den Daten der europäischen Vans Warped Tour wollte man einige Shows spielen, doch musste ESCAPE THE FATE die Teilnahme an beiden Touren absagen, weil Sänger Craig Mabbit auf die Geburt seines zweiten Kindes wartet. Also wurde die Kölner Show von der recht großen Essigfabrik in die viel kleinere Werkstatt verlegt. Sicherlich eine schlaue Entscheidung, da sich gerade einmal 90 (!) Leute einfinden, um die Emo-Helden zu sehen. Wirklich schade, denn die letzte Tour der Truppe liegt mehr als viereinhalb Jahre zurück.

THE COLOR MORALE fungieren als Support für die Tour. Die US-Band liefert vertrackten Metalcore mit einigen Ecken und Kanten. Zwischen den Songs wirken die Jungs ziemlich sympathisch und scheinen sich selber nicht all zu ernst zu nehmen. So nimmt man sich gegenseitig auf den Arm und kann beim Publikum einige Sympathiepunkte gewinnen. Das Material der Band würde dazu schon genügen, denn der technische Metalcore kommt wirklich gut an. Ein kleiner Pit entsteht vor der Bühne und der eine oder andere greift nach dem Mikro, um sein Gesangstalent zu beweisen. Es scheint sich dabei meist um US-Soldaten zu handeln, zumindest verkündet die Band dies. Zwischendurch gibt es leicht patriotische und christlich gefärbte Ansagen. Dennoch bleibt besonders die interessante Musik im Hinterkopf zurück.

Nach einer halbstündigen Umbaupause, in der eine Menge alter Emo- und Metalcore-Hits die Wartezeit verkürzen, besteigt CHIODOS die Bretter. Eine der härtesten Nummern der Bandgeschichte eröffnet die Rückkehr von Craig Owens und seiner neuen alten Band: 'The Undertaker's Thirst For Revenge Is Unquenchable (The Final Battle)'. Der Sound ist zu Beginn des Auftritts ziemlich laut und so tut die eine oder andere Gesangsnote im Ohr weh, glücklicherweise wird dies während der nächsten Nummern besser.

Zu meiner Überraschung spielt die Band sogar 'Thermacare'. Genau der Song, welcher Anlass zu einem großen (Internet-)Streit zwischen CHIODOS und dem damaligen ex-Sänger Craig Owens gab. Wiedervereinigt scheint man keine Probleme mehr zu haben, diesen Song live zu spielen. Der Rest der Setlist besteht aus Klassikern der ersten beiden Alben "All's Well That Ends Well" und "Bone Palace Ballet" (inklusive Songs des Re-Releases). Es gibt zudem sogar einen neuen Song auf die Ohren. Diese Nummer überrascht durch die recht brutale Grundausrichtung, macht allerdings ordentlich Vorfreude auf das nächste Album, welches wohl im März 2014 erscheinen wird. Man muss jedoch auch sagen, dass jeder Song live um einiges wuchtiger klingt als auf Platte. Es wird kein Lied vom dritten Album "Illuminaudio", bei welchem Owens nicht am Mikro stand, gespielt.

Es wirkt so, als sei die Chemie innerhalb der Band so gut wie noch nie. Optisch hingegen ist man ein ziemlich durcheinander gewürfelter Haufen: Sänger Craig Owens ist stilsicher mit Cardigan, Stiefelette und Tattoos unterwegs, Keyboarder Bradley Bell könnte in seiner Leinenhose und Vollbart auch in einem Bibel-Camp Aufseher sein, Gitarren-Neuzugang Thomas Erak (ex-THE FALL OF TROY) gibt den wilden Rockgitarristen, während der Rest der Band sich ruhig und unauffällig durch das Set spielt. Der Auftritt ist dennoch mehr als gut. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Band gerade einmal 45 Minuten spielt. Dafür, dass man laut eigener Aussage besonders in Deutschland mehr spielen müsse, ist das schon etwas wenig. Es sollte allerdings niemand enttäuscht von dieser Show sein, als nach 'The Words 'Best Friend' Become Redefined' Schluss ist. Dafür war der Auftritt von CHIODOS einfach zu gut. Und man kann nur hoffen, dass man wirklich öfter über den großen Teich kommt und seine Fans nicht vergisst - obwohl es scheinbar nicht mehr ganz so viele wie früher sind.

Redakteur:
Sebastian Berning

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