Break The Ground - Ahnsbeck

16.07.2010 | 16:13

17.06.2010, Festivalgelände

Drei Tage lang wird ganz Ahnsbeck umgepflügt!

Am Samstag beginnt das Break The Ground bereits um 14.00 Uhr – anscheinend zu früh für die meisten Besucher, denn bei HERETIC SOUL sind nur etwa 25 Gäste auf dem Gelände. Dabei ist die Ketzerseele extra aus Istanbul angereist, um Ahnsbeck mit ihrem Death Metal zu beglücken. Dafür legen sie einen soliden Auftritt hin und trotzen dem nassen Wetter.

Die IRON HORSES halten die Flagge des Rock 'n' Roll hoch, doch auch sie locken kaum mehr Zuschauer vor die Bühne. Viele verkriechen sich aus Angst vor Regen in ihren Zelten. Ein paar Rocker werden trotzdem wach und stellen sich zeitweise sogar in die erste Reihe. Die Eisenpferde rocken ebenfalls auf der Bühne und lassen sich auch von leeren Mikrofonbatterien nicht aus dem Takt bringen.

Richtig erwischt es DENY THE URGE, denn bei ihrem Auftritt regnet es wirklich, und das nicht zu knapp. Die Zuschauer stellen sich deshalb überall unter, und auch auf der Bühne tropft es. Langsam trauen sich die ersten Wetterfesten aber in den Regen und headbangen. Die Braunschweiger spielen durchaus guten Thrash/Death Metal und schaffen es damit sogar, die Regenwolken zu vertreiben. Das Publikum ist beeindruckt, und am Ende kommt doch noch Stimmung auf. DENY THE URGE sollte man auf dem Zettel behalten.

SEPTEMBER MURDER kredenzen ihren Hardcore im Trockenen, leider dröhnt der Bass etwas zu stark aus den Boxen. Die Musiker sind trotz mangelnden Publikums gut drauf und ziehen ein paar Grimassen. Es ist windig und kalt, aber eigentlich sollte das einen Metalfan doch nicht in seinem Zelt halten, oder? Immerhin gucken die Sanitäter zu, der Applaus ist trotzdem mäßig. So richtig passen SEPTEMBER MURDER nicht auf dieses Festival, und so bleibt auch die erste Reihe leer. Erst spät fangen zwei Zuschauer an zu headbangen. Die Musik des Quartetts ist rasant und der exzentrische Sänger Olli grunzt unverständliche Sätze ins Mikro. Wenigstens lässt sich die Band nicht den Spaß nehmen und feiert für sich auf der Bühne und mit ihren wenigen Anhängern.

Die heimlichen Headliner des Tages sind BLOODWORK, denn auf einmal ist es richtig voll auf dem Gelände. Schon beim ersten Break The Ground ist der Fünfer aufgetreten und hat sich scheinbar ins Gedächtnis der Zuschauer gespielt. Die Stimmung ist dementsprechend endlich wieder gut, und die ersten Reihen lassen eifrig die Haare kreisen. Sänger David ist ebenfalls gut drauf. Nach eigenen Aussagen trinkt er normalerweise kaum Alkohol, heute vernichtet er aber ein Bier nach dem anderen. Man merkt es seinen Ansagen an. Immer wieder sucht er den Dialog mit dem Publikum und holt sogar einen Fan auf die Bühne, um sich mit ihm zu unterhalten. Für den nächsten Song darf dieser auch noch ein bisschen mit BLOODWORK rocken. Nach dem Auftritt wird es wieder erschreckend leer auf dem Platz.

Trotz des langen Soundchecks bleiben ein paar Headbanger aber noch für SINISTER, selbst der wiederkehrende Regen kann sie nicht vertreiben. Die Niederländer tragen bis auf den Schlagzeuger alle Glatze, trotzdem spielen sie rhythmischen, technischen Death Metal mit Grunzgesang. Nach jedem Lied bedanken sie sich höflich bei ihrem Publikum und werden dafür ausgiebig beklatscht. Die Stimmung reicht zwar nicht an BLOODWORK heran, aber SINISTER lassen sich nicht hängen und legen eine gute Show hin.

Es folgen alte Bekannte, nämlich die Contest-Zweitplatzierten EMPIRESFALL. Heute dürfen sie die größer werdende Menge für EQUILIBRIUM vorwärmen und machen ihre Sache erneut gut. Auch diesen Namen sollte man sich merken.

Einen Tag zuvor wurde ihr neues Album "ReKreatur" veröffentlicht, heute stehen EQUILIBRIUM mit ihrem neuen Sänger Robert "Robse" Dahn auf dem Prüfstand. Viele Fans trauern dem ehemaligen Vokalisten Helge nach, der irgendwie Trademark der Band war. Umso skeptischer sind die Blicke derer, die Robse immerhin eine Chance geben.

Pagan Metal ist wahrlich nicht meine Baustelle, deshalb kann ich auch mit EQUILIBRIUM nicht viel anfangen. Die überwiegend jungen Zuschauer dafür umso mehr. Es ist eben irgendwie Trend, wie man auch an den unzähligen Thorshämmern um die Hälse der Fans sieht.

Zu 'Unter der Eiche' startet die erste Wall Of Death, die eher kuschelig anmutet. Vorn wird derweil abgeschädelt, und die Musiker auf der Bühne legen sich mächtig ins Zeug. Robse wird gut angenommen und füllt den Job als Fronter auch gut aus. Soweit ich es beurteilen kann – ich habe EQUILIBRIUM 2009 ein paar Mal mit Helge gesehen –, ist er ein guter Ersatz bei den alten Liedern und der richtige Mann für die neuen Songs.

Zu meiner Freude spielen die Münchener 'Blut im Auge'. Zu 'Heimwärts' lässt sich der erste Stagediver über die Menge tragen, und zwei Mädchen fangen an zu tanzen. Bei 'Wingthors Hammer' sollen alle gegen die Kälte und den Regen ausflippen – gesagt, getan. In der Mitte ist allerdings viel Platz, ob gepogt wird oder nicht. Drum herum lassen ein paar Fans noch die Haare kreisen.

EQUILIBRIUM spielen ihre Hits und mischen sicher ein paar neue Songs darunter. Sie bewegen sich viel, heizen die Menge an und sorgen so für die richtige Partystimmung.

Für die Feierwütigen spielen anschließend noch die österreichischen Todesmetaller OUTRAGE und ONE BULLET LEFT aus dem Ruhrpott.

Unterm Strich ist das zweite Break The Ground in Ahnsbeck ein gelungenes Festival. Ein besonderes Kompliment gebührt den Veranstaltern für die sanitären Anlagen: kostenfreie Spültoiletten. Der Newcomer Contest mit den zu gewinnenden Slots am Freitag und Samstag ist eine schöne Möglichkeit für junge Bands, bei einem größeren Publikum bekannt zu werden und die Qualitäten unter Beweis zu stellen. Die Örtlichkeiten bieten noch viel Raum für einen Ausbau des Festivals, und wenn im zweiten Jahr schon DIE APOKALYPTISCHEN REITER und EQUILIBRIUM als Headliner auftreten, kann sich das Break The Ground schnell von einem Geheimtipp zu einem etablierten, mittelgroßen Festival wandeln. Dieses Event sollte man im Auge behalten.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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