Bootleg Version - Frankfurt

23.07.2007 | 18:09

16.06.2007, Elfer

BOOTLEG VERSION, CARELESS und STILLWAY haben an diesem milden Abend in den "Elfer" geladen, um der (leider) kleinen Menge eine amtliche Packung Rock um die Ohren zu knallen. Das Quecksilber klettert in dem kleinen Club schnell nach oben, doch das hält gestandene Rocker nicht davon ab, ordentlich mitzugehen.

Davon ist bei CARELESS, die um kurz vor zehn auf die Bühne klettern, noch nicht allzu viel zu spüren. Zwar ist der Rock, den die Truppe zelebriert nicht von schlechten Eltern, doch so richtig will der Funke nicht überspringen. Zwar wirkt Sänger Christian von der Ausstrahlung her wie der untergetauchte Sohn von David Bowie, doch allein die Tatsache, dass er in der brütenden Hitze die ganze Zeit seine Jacke anbehält, lässt schon ein bisschen stutzen. Stimmlich erinnert er an KING DIAMOND und Billy Corgan (SMASHING PUMPKINS) [sehr interessante Mischung! - d. Red.], wohingegen die Mucke in Richtung alte PEARL JAM tendiert. Hier und da werden die KYUSS-Einflüsse mehr als offensichtlich in den Sound eingeflochten, doch allzu sehr lässt sich die kleine Menge nicht davon mitreißen. Nach knapp vierzig Minuten ist der Spuk vorbei. Bleibt festzuhalten, dass die Truppe auf der aktuellen CD "Transit" um einiges abwechslungsreicher rüberkommt als livehaftig. Vielleicht hatte sie auch nur einen schlechten Tag erwischt.

Setlist:
Being Me
Serve!
Seek
Stripy
Sniper
Forcefield
Virus
The 7th Day
Pole Position

STILLWAY hingegen haben einen guten Tag erwischt, was allein schon die Publikumsreaktionen zeigen. Der Alternative Rock, der sich augenscheinlich sehr stark an Kapellen wie HOOBASTANK und INCUBUS anlehnt, wummert sehr überzeugend aus den Boxen. Dabei ist auch mehr Leben auf der kleinen Bühne. Allen voran Sänger Basti ist mit einer sehr guten Stimme und viel Charisma gesegnet, was er zu jeder Sekunde voll ausspielt. Zwar gebraucht er das Megafon meiner Meinung nach inflationär - es kommt bei fast jedem Song zum Einsatz -, doch ansonsten kann man der Truppe attestieren, dass sie das gewisse Etwas rüberbringt, was bei CARELESS nicht der Fall war. Die Songs laden zum Mitwippen ein und sind mit genial eingängigen Refrains gesegnet. Auch hier ist nach knapp vierzig Minuten Schluss, was mit "Zugabe!"-Rufen quittiert wird. Ein sehr guter Auftritt einer hoffnungsvollen Kapelle, von der man hoffentlich bald mehr hören wird. Nicht nur aufgrund der komplett nackten Strandnixe, die auf der Setlist prangt, ist mir die Truppe sehr sympathisch. ;-)

Setlist:
Broken Hearted
My Queen
Even If
Warmth
Open Wounds
Missunderstood
What The Fuck
Bother
Rock'n'Roll

Wie konnte es anders sein: Während die Vorgruppen mit einem guten Sound gesegnet waren, hat der Headliner BOOTLEG VERSION in der Hinsicht die A-Karte gezogen. Allen voran Sänger und Gitarrist Thorsten ist angefressen, doch gerade dieser Umstand lässt das Quartett meiner Meinung nach einen der intensivsten Auftritte des Abends auf die Bühne legen. Ähnlich wie ihre Vorbilder DOWN und KYUSS haben auch BOOTLEG VERSION die Kunst drauf, die (leider) dezimierte Menge mit ihrem Sound plattzuwalzen. Raum und Zeit verschieben sich in unterschiedliche Konstellationen, und man(n)/frau [aaarrrgh, Tolgaaaa! - d. Red.] ist mitten im Geschehen. Das Distortionpedal wird bis zur Schmerzgrenze niedergedrückt, während die Rhythm-Section wie eine Halsschlagader pulsiert und die Songs vorantreibt. Auch hier ist viel zu früh Schluss, doch das nächste Konzert kommt bestimmt.

Setlist:
You Still
Money Train
DD
Settin' Down
Point Of View
Love Hurts

Ein rundum gelungener Abend, und wer an dem Abend vom Headliner enttäuscht war – was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann –, kann am 18. Oktober im "Nachtleben" vorbeischauen. Wenn dann der Sound doppelt so gut ist wie im "Elfer", dann kann sich nichts und niemand dem Bann von BOOTLEG VERSION entziehen. Da bin ich mir ganz sicher!

Redakteur:
Tolga Karabagli

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