Black Troll Winterfest - Mülheim an der Ruhr

19.12.2011 | 22:11

12.11.2011, RWE-Halle

Das Black Troll Winterfest meldet sich nach dem Schneechaos vom vergangenen Jahr eindrucksvoll zurück.

Nachdem im vergangenen Jahr Schneemassen und eine abseits gelegene Location das Black Troll Winterfest zu einer feinen, aber kleinen Veranstaltung gemacht haben, legten die Veranstalter die Sause dieses Jahr in die RWE-Halle in Mülheim an der Ruhr um und verlegten den Termin einen Monat nach vorne. Dazu haben sie mit IMMORTAL einen Hallenfüller verpflichtet. Einziges Manko: Nach Betreten der Halle kann diese nicht mehr verlassen werden. Drinnen gibt es zwar alles – Essen, Getränke, einen Raucherbereich draußen –, aber ein leicht komisches Gefühl ist es schon, über zwölf Stunden eingesperrt zu sein.

Der Einlass verzögert sich zunächst um einige Minuten und auch DRAUGR fangen zehn Minuten zu spät an, dürfen diese Zeit allerdings auch nicht hinten dranhängen. Die Italiener betreiben zu dieser frühen Stunde Understatement und treten nicht wie erwartet in Tierfellen und mit rot-schwarzer Schminke auf, sondern kommen in Lederjacke und teilweise mit Sonnenbrille auf die Bühne. Saucool! Die ersten Fans lassen sich bereits ein Bier schmecken, zwei lassen die Haare kreisen. Doch die Meisten schauen sich erst einmal in der riesigen Halle um.

Bei CHAIN OF DOGS sieht es so aus, als wären diese mit ihrer Schminke nicht ganz fertig geworden. So langsam kommt aber Bewegung in die Halle und immer mehr Leute widmen ihre Aufmerksamkeit dem Treiben auf der Bühne. Geiger Arne geht schon gut ab.

Bei CRUADALACH ist zumindest die Bühne voll. Sechs Männer und zwei Frauen vermischen hier moderne Instrumente mit den Klängen von Geige, Cello und Flöte. Die Tschechen haben zunächst jedoch Probleme mit dem Mikrofon und der Sänger ist zunächst nicht zu hören. Doch das bekommen die Techniker zum Glück schnell in den Griff und CRUADALACH zelebrieren 'Nezlomni' und 'Living With Pride'.

Die Finnen CRIMFALL heizen zum ersten Mal richtig ein. Sänger Mikko Häkkinen und Sängerin Helena Haaparanta sind gut drauf und sorgen für Stimmung. Die langen und atmosphärischen Songs kommen gut bei den Zuschauern an, die mittlerweile etwa die Hälfte der RWE-Halle füllen. Die beiden Vokalisten harmonieren sehr gut miteinander und spielen sich bei 'Silver And Bones', 'Ascension Pyre' und 'Frost Upon' die Bälle zu.

Die Gewinner des Tages sind wahrscheinlich NORTHLAND. Die Spanier sind der Geheintipp des Festivals und so ist vorne eine ansehnliche Menschenmenge versammelt. Die Band hat sichtlich Spaß und feiert und der Funke springt über. Die Fans feuern die Band an und tanzen sogar ein bisschen. Mitten im Auftritt spielt Keyboarder Pol Lemaire einen kleinen Reggae-Part – damit ist das Publikum erobert. Zum Abschluss von 'Where The Heroes Die' fordern NORTHLAND passenderweise die erste Wall Of Death des Tages.

Danach haben es ODROERIR wahrlich schwer. Die Musiker kommen in Mittelaltergewandung auf die Bühne und spielen beschwingt auf. Zwischendurch tauschen sie fröhlich die Instrumente untereinander und entledigen sich nach und nach ihrer Oberbekleidung. Vielleicht liegt es an dem nicht ganz so schönen Anblick; das Publikum geht einigermaßen mit, so richtig Stimmung kommt jedoch nicht auf.

WAYLANDER versuchen sich im Anschluss mit blauer Bemalung. Ihre Musik ist sehr atmosphärisch, allerdings bremst die Flöte den Soundfluss etwas aus. Schade! Das Publikum klatscht dennoch mit. Vor allem 'A Hero's Lament' kommt gut an.

Danach folgt das Kontrastprogramm: Der Hamburger Panzer NEGATOR rollt in die RWE-Halle und Sänger Nachtgarm fordert den Lichttechniker gleich dazu auf, die Partybeleuchtung auszumachen. Man sei hier schließlich nicht zum Spaß! Zwischendurch provoziert er immer wieder und fragt, ob denn auch Panzermetaller anwesend wären oder nur Fellträger. NEGATOR passen nicht so richtig ins Line-Up und irgendwie dann doch. Sie spalten das Publikum – ganz klar! Aber als Underdog machen sie eine gute Figur und sorgen bei der wohlgesonnenen Hälfte für viel Bewegung in der Nackengegend. Die Hamburger legen eine astreine Show hin und treten mächtig Ärsche. So soll es doch sein.

XIV DARK CENTURIES haben optisch starke Ähnlichkeit mit ODROERIR, hauen aber um einiges mehr rein! Das könnte allerdings auch an der erhöhten Lautstärke von Bass und Schlagzeug liegen. Gewollt? Vielleicht hatten sie den Plan, mit diesem betonten Rhythmus etwas aus dem Rahmen zu fallen. Das Licht ist von NEGATOR noch gedämmt, die Musik atmosphärisch. Das passt. Als kleines Extra zur Vor-Vorweihnachtszeit spielen XIV DARK CENTURIES zwei neue Lieder ihres kommenden Albums.

Danach wird es todesbleiern: SUIDAKRA kommen zum Intro ihres aktuellen Albums "Book Of Dowth", 'Over Nine Waves', auf die Bühne und legen mit 'Dowth 2059' mächtig los. Es wird lauter in der RWE-Halle und langsam auch ein bisschen voller. Die Monheimer zeigen sich bei bester Laune und rocken mächtig ab, die hervorragende Lichtshow setzt sie sehr gut in Szene. Zu 'Birogs Oath' werden SUIDAKRA von Tina Stabel unterstützt, die den Song auch auf dem Album eingesungen hat.

TYR versuchen ebenfalls, mit freien Oberkörpern zu punkten – dieses Mal können sie sich aber durchaus sehen lassen! Die Färöer sorgen für den Rock'n'Roll auf diesem Festival, was vor allem vorne für ausgelassene Stimmung sorgt. Mit 'Shadow Of The Swastica' und 'Flames Of The Free' ziehen sie das Publikum auf ihre Seite und legen am Ende noch 'Hold The Heathen Hammer High' drauf. So macht man sich hier Freunde!

Bei MOONSORROW schlägt die Stimmung natürlich um, aber nicht im negativen Sinne. Die Finnen haben viele Fans im Publikum, die sich auf ellenlange, atmosphärische Lieder freuen, zu denen sie einfach nur die Haare schütteln. Doch zu manchen Parts lässt es sich auch gut abgehen, wie die Band es vormacht. In der dunklen Halle ist mittlerweile gut was los – so kommen Viele in den Genuss von 'Jotunheim'.

PRIMORDIAL starten mit den Worten und dem Song 'No Grave Deep Enough' in ihren Auftritt. Sänger Alan "Naihmass Nemtheanga" Averill ist wie immer blutüberströmt und der unangefochtene Eyecatcher der Iren. Mit 'As Rome Burns' und 'Bloodied Yet Unbowed' feiern sie über 20 Jahre PRIMORDIAL mit einer für die Band untypisch ruhigen Performance. Gute Stimmung kommt trotzdem auf, alles ist bereit für den Co-Headliner.

Die Finnen ENSIFERUM sind für die Partys bei ihren Konzerten bekannt. Da macht der Auftritt beim Black Troll Winterfest keine Ausnahme: Das feierwütige Publikum sammelt sich vor der Bühne und freut sich vor allem über den Bonustrack des "From Afar"-Albums 'Vandraren'. Sänger Petri Lindroos fordert auch gleich den ersten richtigen Moshpit des Festivals. Die Band hat sichtlich Bock und die Masse feiert. Der Klassiker 'Twilight Tavern' stellt den Höhepunkt dar und mit den Worten: "Jetzt kommt das, was seit 500 Shows immer am Ende kommt!" beginnt – dadadada! – natürlich 'Iron'.

Nahezu andächtig warten die Fans danach auf IMMORTAL. Sorgen, die Band würde vielleicht kürzer spielen, weil es mittlerweile ein paar Verzögerungen gegeben hat, sind unberechtigt: Die Norweger wollen 90 Minuten auf der Bühne stehen, egal, wie spät es wird! Der Innenraum der RWE-Halle ist jetzt voll, alle Anwesenden haben sich unten versammelt.

Dann kommen IMMORTAL auf die Bühne – es ist dunkel und kalt, doch das sollte sich schnell ändern. Das Trio hat für massig Showeffekte gesorgt und so ist nicht so die Lichtshow perfekt abgestimmt, auch die Pyros, die meterhoch an die Decke schießen, machen gut was her.

Die finsteren Gestalten im Saal lassen die Haare kreisen und huldigen ihren Halbgöttern. Die 'Sons Of Northern Darkness' feiern ihren 'Triumph' mit einer Reise durch ihre Schaffensphasen. Der Klassiker 'The Call Of The Wintermoon' darf ebenso wenig fehlen wie 'The Sun No Longer Rises' und 'Forces Of Evil'. IMMORTAL posen dazu, lassen ansonsten aber die Musik für sich sprechen. Der Plan geht auf. Die Norweger beweisen eindrucksvoll, warum sie da stehen, wo sie nun mal stehen: Ganz oben, auf dem höchsten Berg in Blashyrkh mit weitem Blick über die Black-Metal-Landschaft.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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