Behemoth/Aborted - Berlin

21.09.2007 | 09:07

19.09.2007, K17

Für große Ereignisse nutzt das Berliner K17-Team den großen Saal - und BEHEMOTH sind ein solches Riesending, dass sich selbst an einem Mittwoch 300 hauptstädtische Zuschauer mobilisieren lassen. Die polnischen Bastarde haben sich drei Brüder im Geiste mit in den Tourbus geholt. SWORN sind da zum Beispiel zu nennen, die als erste Band gleich ordentlich Gas geben. Sie spielen Black Metal der schnellen Sorte, kommen aus dem schönen Bergen in Norwegen und wirken schon verdammt selbstbewusst. Außerdem krönen sie ihren überzeugenden Gig mit einem schicken Cover von DISSECTIONs 'Nightsblood'. Eine Band, die nach ihrem coolen Debüt-Album "The Alleviation" sicher noch eine schwarzblühende Zukunft besitzt. In dieser Sphäre sind HELRUNAR bereits angekommen. Denn das Publikum reagiert sichtlich erfreut, als die Mannen um Sänger Skald Draugir auf die Bühne schreiten und ihr Abhandlung in Pagan Metal beginnen. Das tun sie sichtlich motiviert. Dazu kommt, dass Skald vorzüglich gelingt, seine Stimme in den Dienst solcher Songs wie 'Frostnacht' zu stellen. So zischen Melodien durch die Luft, viel Pathos wird versprüht - und ab und an lassen sich sogar ein paar der deutschen Textzeilen verstehen. Bleibt das Fazit: In Deutschland gibt es zurzeit nur wenige Bands, die so vehement Pagan Metal zocken können.

Auch ABORTED haben schon längst den Sprung in die Topliga für extreme Abrisskommandos geschafft. Zu Recht, wie sie im K17 zeigen. Denn diese Band rockt - und wandelt die erzeugt Energie in Bewegung um. Vor allem Frontmann Svencho scheint vor den Gigs einen ganz großen Löffel Energie zu mampfen, denn wie ein Derwisch mit akuter Tollwut rast er über die Bühne, springt, schreit, grunzt und quiekt dazu. Dazu kommt, dass die Belgier über Songs verfügen, die sich einfach derbe tief ins Ohr prügeln, obwohl sie zwar technisch anspruchsvoll sind, aber nie genügend Griffigkeit vermissen lassen. Dass sie funktionieren, liegt aber auch an dem fantastischen Sound, den das K17 allen vier Bands spendiert. So entscheiden sich bereits erste Besucher dazu, es einmal mit dem belieben Breitensport "Bühnensprung" zu versuchen. Und ABORTED-Sänger Svencho ermuntert sie weiter, sagt vor den letzten zwei Songs ganz schlicht: "Feel free to do whatever you want on stage..." Doch dann ist Schluss und noch ein Ruf ertönt: "Are you ready for BEHEMOTH?!"

Ja, verdammt, ja ... BEHEMOTH sind Hölle. Und sie haben ihre Unterwelt hübsch dekoriert: Vor sein Mikro hat Frontmann Nergal ein großes Pentagramm aus Metall geschraubt, natürlich mit der richtigen Spitze nach unten. Dazu stehen Ventilatoren auf der Bühne, deren Winde ordentlich in den Haaren der Polen spielen. Und die Musik? Die ist schon fast beängstigend brutal, gleichzeitig düster und voll satanischer Kälte. Wenn ein Kracher wie 'Demigod' kommt, dann dreht die Moshpit-Crew vor der Bühne jeweils kollektiv durch - und es kommen viele solcher Monstersongs, die manche wieder von der Bühne springen lassen. Besonders das berüchtigte Hyper-Blasting von Drummer Inferno sorgt immer wieder für pure Gänsehaut: Wie schafft es dieser Typ nur, so unglaublich tight zu trommeln? Derweil zersägen Nergal, Bassist Orion und Session-Gitarrist Seth mit ihren Instrumenten die Luft und hinterlassen heftige Nackenzuckungen. Endlos weiter ließe sich über diese Orgie schreiben, in der ein Geschoss wie 'Conquer All' nur ein Einschlag unter vielen Treffern ist. Und wenn am Ende noch solche unglaublichen Satanskracher wie 'Chant For Eskaton 2000' stehen, in denen das nervöse Gefrickel am Anfang ohne Umschweife Spannung aufbaut, um sich in einen Ausbruch purer musischer Gewalt zu verwandeln, dann, liebe Leser, ist selbst eine große Halle wie im K17 zu eng für so große Brillanz. Phänomenal. Findet auch Nergal, der das Berliner Publikum immer wieder anfängt zu loben. Und ihnen sogar noch einen Coversong mit auf den Nachhauseweg gibt: Doch wer hätte nach einer Stunde düsterer Black-Death-Atmosphäre mit TURBONEGROs 'I Got Erection' gerechnet? Niemand. Umso schöner fühlt sich die Erektion an.

Redakteur:
Henri Kramer

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