Bang Your Head!!! Festival - Balingen

21.07.2004 | 03:51

25.06.2004, Messegelände

SAMSTAG, 26. JUNI 2004


MAJESTY

Gibt es einen undankbareren Platz auf dem Billing eines Festivals als den des Openers des letzten Tages? Der Großteil der Festival-Besucher ist ja noch damit beschäftigt, das Kopfweh mit einem Konterbier zu bekämpfen oder die zu knapp bemessenen Vorräte aufzufüllen. Trotz dieser widrigen Umstände füllte sich der Platz vor der Bühne bis zum Mischturm, bevor die deutschen True-Metal-Vorkämpfer MAJESTY zum ersten mal die große Bühne des BANG YOUR HEAD betreten durften. Schon von fern waren die 'Hail, Hail To Majesty'-Schlachtrufe zu vernehmen. Und das ließen sich Tarek und seine Mannen nicht zweimal sagen. Mit ihren Hymnen wie 'Keep It True', 'Sword And Sorcery' oder 'Into The Stadiums' zogen sie die anwesenden Fans schnell auf ihre Seite und konnten sich in der Begeisterung sonnen. Gerade Fronter Tarek und Gitarrist Rolf stand ein meterbreites Strahlen im Gesicht und ihr beachtliches Laufpensum war Zeuge ihrer engagierten Darbietung. Ein gelungener Auftritt der Taubertäler, der sie nach der erfolgreichen Tour mit U.D.O. ein weiteres Stückchen voran bringen müsste.
[Georg Weihrauch]


BALLISTIC

Nachdem MAJESTY mit ihrem hymnenhaften True Metal bereits für eine beachtliche Guten-Morgen-Stimmung gesorgt hatten, war es anschließend für BALLISTIC an der Zeit, mit ihrer Mischung aus Power Metal und Thrash Metal die letzte Müdigkeit aus den BANG YOUR HEAD-Besuchern zu prügeln. Die Band um das Szene-Urgestein Tom Gattis wollte ursprünglich mit JAG PANZER-Frontmann Harry "Tyrant" Conklin auftreten, aber da dieser einige Wochen vor dem BANG YOUR HEAD absprang, griff Tom auf den TWISTED TOWER DIRE-Sänger Tony Taylor zurück. Dass er mehr als würdiger Ersatz war, bewies das Energiebündel von Anfang an und nützte die gesamte Bühne aus. Aber nicht nur sein Stage-Acting war überzeugend, auch seine gesangliche Leistung war ohne Makel. Und so gab er die Songs des bislang einzigen, selbstbetitelten BALLISTIC-Albums geradezu perfekt zum Besten, u.a. 'Collision Course', 'Courpse Stacked High' und 'Watch Me Do It'. Nahezu die gesamte Setlist bestand aus Songs der "Ballistic"-Scheibe, doch mit dem TENSION-Klassiker 'Wrecking Crew' wurde zumindest auch ein Stück aus Toms Vergangenheit gespielt und auch von ihm selbst gesungen. Als zweite Band des Tages war die Spielzeit für BALLISTIC natürlich begrenzt, und so mussten die US-Amerikaner schon bald zum Endspurt ansetzen. Diesen gestalteten sie aber mit dem Hammersong 'Call Me Evil' und 'Threshold Of Pain' ausgesprochen gelungen, und so bedankte sich das Publikum auch brav mit lautstarken Beifallsbekundungen. - Toller Auftritt!
[Martin Schaich]


ANGEL

Kein Bericht.
[Frank Hameister]


OMEN

Auf OMEN war ich sehr gespannt, hatte ich sie bislang noch nicht mit dem neuen Sänger Kevin Goocher gesehen hatte. Aber der machte seine Aufgabe von Beginn an richtig gut und es wurde deutlich, dass großartige Songs wie 'The Axeman', 'Battle Cry', 'The Teeth Of The Hydra', 'Ruby Eyes Of The Serpent', 'Die By The Blade', 'Nightmares' oder 'In The Arena' auch ohne J.D. Kimball (R.I.P.) funktionieren. Denn so charismatisch und rau ist die Stimme von Kevin dann eben doch nicht, aber dennoch so kräftig, dass er das OMEN-Material singen kann. In die Liste der Klassiker reihten sich mit den sehr guten '1000 Year Reign' und 'Eternal Black Dawn' auch zwei Songs vom neuen Album ein, die absolut überzeugen konnten. Ebenso überzeugen konnte die – im wahrsten Sinne des Wortes – Bassaxt von Andy Haas und die Gitarrenarbeit von Kenny Powell, der von den euphorischen Publikumsreaktionen so überwältigt war, dass er nach dem Gig seine Gitarre ins Publikum warf. Gewinner.
[Peter Kubaschk]


LILLIAN AXE

Auf die Glam-Rocker von LILLIAN AXE hatte ich mich noch mehr gefreut als auf DEATH ANGEL und ANTHRAX. Und das soll wirklich was heißen. Und die Vorfreude hat sich gelohnt. Schon mit dem Debüthit 'Misery Loves Company' hatten LILLIAN AXE gewonnen. Auch weil von Glam und Rock kaum etwas zu sehen war. Stattdessen traten Ron Taylor und Co. eher wie eine Metalband auf; so sehr brateten die Gitarren und so kräftig war der Gesang von Ron. Sehr cool. Cool war auch die Songauswahl, die alle Veröffentlichungen der Band berücksichtigte, wobei 'Become A Monster' vom "Fields Of Yesterday"-Werk so modern klang, dass sich manche fragten, ob das nicht ein neuer Song sei. Nein, war es nicht. Die Höhepunkte des energiegeladenen Sets waren aber natürlich die Klassiker 'The World Stops Turning', 'Crucified' und das aus vielen Kehlen mitgesungene 'All's Fair In Love And War'. Dann war nach 45 Minuten viel zu früh Schluss. Grandios.
[Peter Kubaschk]


DEATH ANGEL

Der Auftritt von LILLIAN AXE war schon richtig gut, aber was danach folgte, ist mit Worten kaum zu beschreiben. denn DEATH ANGEL legten die Bühne unter der sengenden Mittagssonne sprichwörtlich in Schutt und Asche. - Nach 14 Jahren waren die Bay-Area-Thrasher im Frühjahr mit einem neuen Album, "The Art Of Dying", am Start, und der Opener dieser Scheibe fungierte auch live als fulminanter Einstieg. Die Gitarrenriffs flogen dem Publikum nur so um die Ohren, doch das störte dieses in keinster Weise. Ganz im Gegenteil - die sehr zahlreiche Menschenmenge vor der Bühne feierte DEATH ANGEL von der ersten Minute an begeistert ab. Das lag zu großen Stücken natürlich an der energiegeladenen Performance von Frontderwisch Mark Osegueda, der 60 Minuten lang wie wild über die Bühne wirbelte. Doch auch seine Mitstreiter an Gitarren und Bass standen kaum ruhig und nützten die gesamte Bühne aus. Lediglich Drummer Andy Galeon musste auf seinem Stühlchen sitzen bleiben, doch das hinderte ihn dennoch nicht daran, richtig abzugehen. Neben dem Opener gab es vom aktuellen Album noch 'Thicker Than Blood' und 'The Devil Incarnate' zu hören, und ansonsten zockten sich DEATH ANGEL durch die Bandhistorie. So war das Debüt "The Ultra-Violence" mit 'Voracious Souls' und 'Evil Priest' vertreten, "Frolic Through The Park" mit 'Bored' und "Act III" mit 'Disturbing The Peace', 'Stagnant' und 'Seemingly Endless Time'. Einziger Wermutstropfen war eigentlich, dass die Jungs das geniale 'The Ultra-Violence' zwar kurz angespielt haben, aber leider nicht komplett bis zum Ende durchgezogen haben - eine Stunde ist für eine solche Band halt doch zu wenig. Als Rausschmeißer diente dann schließlich der Band-Klassiker schlechthin, 'Kill As One', bei dem die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte und dementsprechend lautstark mitgesungen wurde. Wie nicht anders zu erwarten, war die Spielzeit viel zu schnell vorbei, und so forderte das Publikum noch minutenlang nach einer Zugabe, die es leider nicht gab. - Fazit: Man muss Thrash Metal nicht unbedingt mögen, aber der Live-Wirkung von DEATH ANGEL kann man sich eigentlich kaum entziehen. Geil!
[Martin Schaich]


MAGNUM

Eigentlich hätten MAGNUM schon vor zwei Jahren auf dem BANG YOUR HEAD spielen sollen. Doch ein Herzinfarkt bei Gitarrist Tony Clarkin verhinderte den Auftritt der Briten damals. In diesem Jahr war es dann aber soweit und MAGNUM lösten ihr Versprechen ein, in Balingen zu spielen. Klassiker wie 'On A Storyteller's Night' oder 'Vigilante' ließen in mir im Vorfeld die Freude auf den Gig täglich anwachsen. Endlich durfte ich die Melodic-Rocker live-haftig erleben. Kurz vor 16 Uhr war es dann soweit, freudestrahlend betrat der sympathische Frontmann Bob Catley und sein Gefolge die Bühne und wähnte sich wohl bei einem Heimspiel. Ja, fast schon frenetisch war der Empfang, den die Fans ihren Idolen bereiteten. Einer grandiosen Show stand somit auch nichts mehr im Wege. MAGNUM zelebrierten förmlich den Hardrock und reichten Stücke wie 'Wild Swan', 'How Far Jerusalem' oder 'Kingdom Of Madness', die begeistert abgefeiert wurden. Tony Clarkin schüttelte lässig ein Riff nach dem anderen aus dem Handgelenk. Der glatzköpfige Gitarrist schien wieder vollends genesen zu sein, sofern man dies nach einer solchen Krankheit überhaupt sagen kann. Zumindest sah er gut aus, auch wenn er ein paar Kilo zugelegt hatte und ohne seinen kultigen Hut auf der Bühne stand. Ebenso war Bob Catley nach wie vor noch gut bei Stimme, auch wenn man ihm die Jahre mittlerweile ansieht. Nichtsdestotrotz wussten MAGNUM voll und ganz zu überzeugen. In den zur Verfügung stehenden 60 Minuten brannten sie ein Feuerwerk ab. Selbst 'Brand New Morning' und 'We All Run' vom erst am 30. August erscheinenden neuen Album "Brand New Morning" ergänzten sich ideal mit Altbekanntem. Höhepunkt war für mich aber eindeutig die Übernummer 'Vigilante'. Leider fehlte mein absoluter Favorit 'On A Storytellers Night' im Set, sodass ich wohl nicht umher kommen werde, ein Konzert von MAGNUM zu besuchen. Hoffentlich schaffen es Bob Catley & Co. in nächster Zeit auf Tour und statten Deutschland auch einen Besuch ab, denn in dieser Verfassung wird diese mit Sicherheit zum Erfolg. MAGNUM waren für mich neben BLAZE, ANTHRAX und SEBASTIAN BACH einer der Höhepunkte beim diesjährigen BANG YOUR HEAD Festival.
[Frank Hameister]


UFO

UFO hatten es nach den durch die Bank großartigen Gigs von OMEN, LILLIAN AXE, DEATH ANGEL und MAGNUM bei mir nicht gerade leicht. Die Füße taten weh, ich hatte Hunger und Durst. Dennoch sollte man eine Legende wie UFO definitiv gesehen haben und so hielt ich tapfer die Stellung. Doch UFO vermochten mich von Beginn an nicht wirklich zu fesseln, was wohl auch am sehr basslastigen Sound gelegen haben könnte. Hinzu kam, dass mir Vinnie Moore irgendwie nicht songdienlich genug spielte und zu häufig extrovertiert auf seinen Seiten dudelte. Logisch, mit Songs wie 'Rock Me, Rock Me', 'Doctor, Doctor' oder 'Rock Bottom' kann man nicht allzu viel falsch machen und der Gesang von Phil Mogg war auch erste Sahne, dennoch waren UFO insgesamt für mich eher eine Enttäuschung. Gut, aber eben nicht mehr.
[Peter Kubaschk]


SEBASTIAN BACH

Ursprünglich hätten am zweiten Tag WHITE LION als Co-Headliner auftreten sollen, doch da es nicht - wie geplant - eine richtige Reunion geworden wäre (von der Originalbesetzung wären nur Mike Tramp (v.) und James Lomenzo (b.) dabei gewesen), wurde dieser Auftritt abgesagt und die BANG YOUR HEAD-Organisatoren mussten sich um einen Ersatz bemühen. Diesen fanden sie schließlich auch im ehemaligen SKID ROW-Sänger SEBASTIAN BACH, doch seine Verpflichtung stieß nicht gerade überall auf Begeisterung. (Vermutlich haben die Organisatoren ihn deshalb in der Running Order um einen Platz nach vorne geschoben und TESTAMENT zum Co-Headliner befördert.) Ich war ehrlich gesagt auch etwas skeptisch, was ich mir von diesem Auftritt versprechen konnte, doch im Nachhinein war ich sehr angetan von der Leistung von SEBASTIAN BACH. Für mich die Überraschung des Festivals! - Dass es während dieses Auftritts einige SKID ROW-Klassiker hageln würde, war fast klar, und so ging es mit 'Slave To The Grind' auch gleich ordentlich los, direkt gefolgt von 'Big Guns', 'Riot Act' und 'Piece Of Me'. Sebastian Bach war an diesem Tag in blendender Verfassung - sowohl stimmlich wie auch körperlich -, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass der Funke relativ schnell auf das - in den vorderen Reihen sehr weiblich dominierte - Publikum übersprang. Sebastian Bach war fast immer auf dem Steg vor der Bühne zu finden und suchte laufend den Kontakt zum Publikum. Deshalb war es auch nicht weiter tragisch, als er irrtümlicherweise 'Here I Am' ansagte, obwohl das noch gar nicht an der Reihe war - schließlich kam dieser Song ja kurz darauf doch noch - direkt nach 'Frozen' vom "Subhuman Race"-Album. Danach ging es songtechnisch wieder zu den beiden früheren SKID ROW-Scheiben "Skid Row" und "Slave To The Grind" zurück, und das war ganz im Sinne des Publikums. Gerade bei einem Song wie '18 And Life' kannte die Stimmung kaum ein Halten mehr, und so grölten fast alle äußerst lautstark mit. Mit 'Rock 'n' Roll' hatte SEBASTIAN BACH auch einen jüngeren Song im Programm, den er zusammen mit ACCEPT-Gitarrist Wolf Hoffmann geschrieben hatte, und ganz stilgerecht sagte er dieses Stück auch an, indem er einige ACCEPT-Songs kurz anstimmte (u.a. 'Balls To The Wall', 'Fast As A Shark', 'London Leather Boys'). Bei 'Monkey Business' konnte SEBASTIAN BACH noch mit einem kleinen Gimmick aufwarten, indem sie in den Song den 'Time Warp' aus der "Rocky Horror Picture Show" einbauten, was natürlich auch äußerst gut ankam. Nach der Ballade 'I Remember You' war dann auch fast schon Schluss, doch nachdem es ohne 'Youth Gone Wild' selbstverständlich nicht gehen konnte, bildete dieser Song den fulminanten Rausschmeißer. Das Publikum gab hier noch einmal alles und feierte SEBASTIAN lautstark ab. - Alles in allem also ein absoluter Hammer-Auftritt! So muss Rock 'n' Roll schmecken...
[Martin Schaich]

Setlist:

Slave To The Grind
Big Guns
Riot Act
Piece Of Me
Frozen
Here I Am
18 And Life
Rock'n'Roll
Sweet Little Sister
The Threat
Monkey Business
I Remember You
Youth Gone Wild


TESTAMENT

Auch TESTAMENT hatten nicht gerade einen leichten Stand nach der großartigen Performance von SEBASTIAN BACH, die mal eben das ganze Gelände in Verzückung gebracht hatte. Vor allem aber dauerte es sehr lange bis Chuck Billy mit seinem Anhang endlich auf die Bühne kam. Statt mit etwas Verspätung um 20.00 Uhr auf den Brettern zu stehen, dehnten sie ihren Soundcheck unverständlicherweise bis um 20.30 Uhr aus. Und trotz des ausgedehnten Soundchecks war eben jener eher weniger überzeugend und tönte ziemlich matschig durch die Speaker. Das konnte der Stimmung im Volke zwar keinen Abbruch tun, dennoch kam man an das Stimmungslevel von SEBASTIAN BACH zu keiner Sekunde ran. Und das trotz Perlen wie 'D.N.R.', 'Practice What You Preach', 'The Haunting', 'Over The Wall', 'Into The Pit' und 'True Believer'. Irgendwie reichte es einfach nicht, dass die Jungs ein bisschen bangten und Chuck auf seinem Mikroständer Luftgitarre spielte. Durch die von TESTAMENT vergrößerte Verzögerung gab es deutliche Zeichen vom Bühnenrand, dass Chuck und Co. ihren Gig vorzeitig beenden sollten, was diese aber nicht davon abhielt, weiterzuspielen und 'Disciples Of The Watch' zu intonieren. Und so wurde TESTAMENT kurzerhand der Saft abgedreht. TESTAMENT spielten den Song zwar noch zu Ende und ließen sich feiern, aber so war nach knapp 40 Minuten auch schon wieder Schluss mit Lustig.
Da TESTAMENT die Verzögerung zu einem großen Teil mitzuverschulden hatten, habe ich absolutes Verständnis für die Maßnahme vom BANG YOUR HEAD-Team, da ja sonst eine Konventionalstrafe gedroht hätte.
[Peter Kubaschk]


ICED EARTH

Nach dem jähen Ende des TESTAMENT-Auftritts und der obligatorischen Umbaupause war es auch schon Zeit für die letzte Band des Festivals und damit den Headliner des zweiten Tages: ICED EARTH. Und diese Band war im Vorfeld des BANG YOUR HEAD auf dieser Position alles andere als unumstritten. Das lag zum einen an dem aktuellen Album "The Glorious Burden", das nicht nur auf Gegenliebe stieß, und zum anderen gab es doch viele, die ICED EARTH einfach nicht für headliner-würdig empfanden. Dennoch war das Publikum vor der Bühne sehr zahlreich - vermutlich vor allem deswegen, weil sie eine Antwort auf die Frage bekommen wollten: Wie stellt sich Tim Owens live an und wie bringt er insbesondere die älteren Songs rüber? - Los ging es jedoch - ganz ohne Intro - mit einem Stück vom aktuellen Output, nämlich 'Declaration Day', bevor 'Burning Times' vom "Something Wicked This Way Comes"-Album folgte, und diese erste Nagelprobe meisterte Tim Owens ohne Probleme. Er war stimmlich in absoluter Topform, und zumindest ich vermisste Matthew Barlow nicht. Weiter ging es mit dem "Dark Saga"-Doppelpack 'Vengeance Is Mine' und 'Violate', bevor ICED EARTH zu "Something Wicked This Way Comes" zurückkehrten und mit 'Melancholy (Holy Martyr)' etwas ruhigere Töne anschlugen. Auch diesen Song meisterte Tim Owens recht ordentlich, auch wenn ihm natürlich das melancholische Timbre von Matthew Barlow fehlte und man schon merkte, dass dieser Song eben dem langmähnigen Ex-Sänger auf den Leib geschrieben wurde. Anschließend legten ICED EARTH mit 'My Own Savior' wieder ein paar Pfunde nach und erhöhten deutlich die Schlagzahl. Als dann Tim Owens den nächsten Song mit 'Something Wicked This Way Comes' ansagte, machte sich zunächst Verwunderung im Publikum breit, die mit den ersten Klängen von 'Prophecy' aber weitgehend einem zufriedenen Lächeln wich, denn schließlich spielten Jon Schaffer & Co. danach auch noch 'Birth Of The Wicked' und 'The Coming Curse' und somit die gesamte Trilogie. Anschließend hatte Tim Owens schon wieder eine Überraschung parat, indem er sich vom Publikum verabschiedete und von der Bühne ging - gefolgt von der übrigen Band. Sollte es das nach ca. 45 Minuten etwa schon gewesen sein? Nein, natürlich nicht, denn zu den Klängen der amerikanischen Nationalhymne kehrten ICED EARTH auf die Bretter zurück und es folgte das halbstündige Epos 'Gettysburg (1863)'. Untermalt wurde dieses durch die Bürgerkriegsflaggen, die man auch auf den Gitarren sehen konnte, und ein entsprechendes Outfit bei Tim Owens und Jon Schaffer. Im dritten Teil dieser Trilogie, 'High Water Mark', kamen schließlich sogar die sechs altertümlichen Kanonen zum Einsatz, die rechts und links am Bühnenrand standen, und auch sonst konnte sich die Pyro-Show durchaus sehen lassen. - Bislang fand ich den Auftritt von ICED EARTH recht gelungen - auch wenn man sich darüber streiten kann, ob ein Song wie 'Gettysburg (1863)' auf einem Festival gespielt werden muss. Doch dass die Band anschließend endgültig von der Bühne ging, ohne auch nur einen Song von den ersten drei Alben gespielt zu haben, muss man ihnen wirklich ankreiden. Zumindest 'Pure Evil' oder das gigantische Doppel 'Angel's Holocaust' / 'Stormrider' gehören für mich zwangsläufig in eine ICED EARTH-Setlist. Vor allem bin ich der Meinung, dass Tim Owens gerade die Stücke von der von John Greely eingesungenen "Night Of The Stormrider"-Scheibe exzellent hätte singen können. Nun, zu ändern war es nicht, und so bleibt eben an diesem Auftritt ein etwas fader Beigeschmack haften. - Die Leistung von Tim Owens bleibt dennoch sehr gut, denn er ist in der Tat ein hervorragender Sänger, der gut zu ICED EARTH passt, der aber noch in punkto Charisma einige Defizite hat. Doch was nicht ist, kann ja noch werden...
[Martin Schaich]

Setlist:

Declaration Day
Burning Times
Vengeance Is Mine
Violate
Melancholy (Holy Martyr)
My Own Savior
Prophecy
Birth Of The Wicked
The Coming Curse
---
The Devil To Pay
Hold At All Costs
High Water Mark



FAZIT:

Insgesamt kann das BANG YOUR HEAD auch im Jahr 2004 wieder als Erfolg auf der ganzen Linie gewertet werden. Zum einen natürlich für die Besucher, die fast ausschließlich gute bis sehr gute Bands zu sehen bekommen haben. Zum anderen aber auch für den Veranstalter, für den das Konzept mit einem etwas anderem Billing voll und ganz aufgegangen ist.

Organisatorisch gab es so gut wie nichts zu bemängeln - von den etwas überzogenen Essen- und Getränkepreisen auf dem Festivalgelände einmal abgesehen -, aber das war ja in den letzten Jahren meist auch schon so. Deshalb dürften wohl alle Besucher des diesjährigen BANG YOUR HEAD FESTIVAL einige herrliche Tage in Balingen verlebt haben und mit Freude an dieses Wochenende zurückdenken.

An Kritikpunkten gibt es daher eigentlich nur die teilweise recht schlechte Soundqualität, insbesondere bei QUEENSRYCHE, sowie den Konzertabbruch bei TESTAMENT anzuführen. Ersteres liegt wohl daran, dass die größeren Bands auf ihren eigenen Sound-"Spezialisten" bestehen und dieser dann häufig mit der an sich recht ordentlichen Anlage in Balingen nicht wirklich zu recht kommt. Und zu Letzterem hat der Veranstalter ja bereits ein offizielles Statement abgegeben.

Auch im nächsten Jahr wird es selbstverständlich wieder ein BANG YOUR HEAD FESTIVAL geben. Stattfinden wird es am 24. und 25. Juni 2005, und da es sich um die 10. Auflage handelt, haben sich die Veranstalter für dieses Jubiläumsfestival etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Unter dem Motto "The Best Of 10 Years" werden die beliebtesten und interessantesten Acts der vergangenen Festivaljahre noch einmal eingeladen. Mit TWISTED SISTER, DIO, MOTÖRHEAD, DORO, GAMMA RAY, NEVERMORE, AXEL RUDI PELL, KROKUS, JAG PANZER, DESTRUCTION, AMON AMARTH, TANKARD, DEMON sind auch schon einige namhafte Bands bestätigt, doch es sollen noch neun weitere große Acts sowie ein "Very Special Guest" hinzukommen.

Redakteur:
Martin Schaich

Login

Neu registrieren