BELPHEGOR - Münster-Breitefeld

27.04.2005 | 13:09

17.04.2005, Live Arena

Wie passend: Von der Nippel... äh, Nippon-Connection in Frankfurt mit unserem quotischen Türkennippel Tolga direkt zu den Sex-Black/Death-Ösis BELPHEGOR nach Breitefeld. Dort angekommen, müssen wir aber erstmal feststellen, dass es noch nie so einfach war, bei einem Konzert direkt vor der Live Arena einen Parkplatz zu finden. Gerade mal 20 Autos haben sich hierher verirrt – aber es ist ja noch früh und die Vorbands sind in unseren Breitengraden nicht gerade berühmt. Also guter Dinge am allseits bekannten Turban-Sith Sing vorbei in die Halle spaziert, wo es noch richtig leer ist. "The Power of Nippellecken" himself Tolga überlegt noch, sich was vom Italiener zu holen, als ihn die ersten Ösi-Düsterheimer des Abends von seinem Vorhaben abhalten. Vor allem der Lederwesten-tragende Sänger und der lichthaarige Gitarrist erinnern optisch etwas an ENTHRONED, während ihr Geknüppel eher in Richtung MARDUK geht.
(Carsten Praeg)

ASMODEUS
Das Österreichische Quartett hat die undankbare Aufgabe des Openers, was bei der geringen Zahl an Zuschauern nicht unbedingt motivierend ist. Darüber hinaus kommt noch hinzu, dass sich die paar Leutchen sehr zaghaft vor die Bühne trauen. Nach einem ultralangen Intro sollte es eigentlich losgehen, doch weit gefehlt. Erst nach einem weiteren, knapp zweiminütigen Intro geht´s zur Sache. Die Ösis bieten sehr stark an MARDUK angelehnten Black Metal. Einziges Manko ist der scheppernde Drumsound, ansonsten gehen die Jungs recht druckvoll zur Sache. Bei Titeln wie 'Summon The Horde' und 'Evoking The Beast In Twilight' wird schön die Doublebass zum vibrieren gebracht, einzig das getragene 'Oldland' lädt zum gemäßigten Headbangen ein. Das Publikum törnt die ganze Chose nicht unbedingt an, was auch am Bewegungsradius der Band liegen könnte, die zwar allesamt mit Corpsepaint auftreten, aber wie angewurzelt rumstehen. Nach dreißig Minuten war nicht mehr als Höflichkeitsapplaus drin.
(Tolga Karabagli)

Während Tolga in der Umbaupause mit dem Mädel am Backstage-Eingang quatscht, behängt die Crew die Bühne mit netten schwarzen Skelett-Fahnen. Dann betritt die einzige reine Death-Combo des Abends die Bühne: Alle etwas älter und kräftiger, der Bassist und der zweite Gitarrist im Tarnhosen-Partnerlook. Dazwischen der Sänger und Leadgitarrist ebenfalls mit langem Rauschebart. Wumms, die Wuchtbrummen legen los!
(Carsten Praeg)

IN AETERNUM
Ein paar mehr Leute als vorher haben mittlerweile den Weg in die Live Arena gefunden. Mit einem SLAYER-mäßigen Intro geht es los. Hierbei ist ein schwedisches Quartett am Start, die mit ihrer bulligen Figuren und ihren langen zotteligen Bärten wie Wikinger wirken. Vor allem der Sänger und Gitarrist könnte glatt bei AMON AMARTH mitzocken. Was den Sound angeht, so wird dem Publikum abwechslungsreicher Death Metal mit Grindcoreanleihen geboten. Vor allem die Midtempoparts laden zum bangen ein, was jedoch für das Publikum noch weiter weg vom Sound des Hauptacts liegt, und somit noch weniger Resonanzen auslöst als ASMODEUS. Bei 'Sad Storms Of Doom' wird sogar leicht gethrasht. Einzig und allein der Leadgitarrist schüttelt sich die Mähne in bester Wischmopp-Manier. Der Rest der Truppe übt sich im Wurzelschlagen. Nur bei 'No Salvation' kommt der Leadgitarrist zum Zuge und spielt in dem KREATOR-mäßigen Stück ein kurzes Solo. Auch hier war außer Höflichkeitsapplaus nix drin.

ARKHON INFAUSTUS
Ganz anders sieht es beim französischen Quartett ARKHON INFAUSTUS aus, die, sehr stark an den Headliner angelehnt, als Intro Frauengestöhne hinzuziehen. Bevor´s jedoch losgeht wird dem Gitarristen und Sänger eine halbe Pizza angeboten, die er jedoch, ganz evil, dankend ablehnt. Was die Publikumsreaktionen angeht, so geht hier mehr ab als bei den beiden vorigen Bands zusammen. Kein Wunder, bietet die Truppe doch abwechslungsreichen und groovigen Black Metall mit Wechselgesang. Neben dem Rhythmusgitarristen ist auch der Bassist an den Vocals beteiligt. Dabei wurden die beiden Mikros an den Bühnenrand gestellt, damit der Leadgitarrist, der neben abgefahrenen Zuckungen im Gesicht, mit einer Afrofrisur und Plastikkabeln im Haar glänzt, seine Show auffahren kann. Die Ansagen sind zwar total undeutlich, doch dem Publikum ist´s egal. Auch der Drummer ist nicht zu verachten, der Maschinengewehrlike seine Doublebassgewitter raushaut. Ferner sieht der Drummer den heutigen Abend im wahrsten Sinne des Wortes schwarz, woran seine Sonnenbrille nicht ganz unschuldig ist, die er den ganzen Set über auf hat. Die Spielfreude der Band wird vom Publikum gedankt. Nach sehr kurzweiligen vierzig Minuten ist jedoch Schluss und die Band wird unter tosendem Applaus verabschiedet.
(Tolga Karabagli)

Die Franzosen sind wahrlich das erste Highlight des Abends! Genial, wie sich der Gitarrist, flankiert von seinen beiden singenden Saitenkollegen, reinkniet, während hinter ihm der Sonnenbebrillte Drummer präzise wie ein (französisch-)schweizer Uhrwerk seine Salven abfeuert. Die Gitarre des Zottelkopps hat übrigens die gleiche Form wie zuvor der geile Bass des ASMODEUS-Sängers. Ein ähnliches, schwarzes Ungetüm, wie man es auch von Kerry King kennt.
Dem einen ARKHON INFAUSTUS-Sänger missfällt zwischendurch lediglich die Pizza, die ein paar besonders lustige Fans vor ihm auf den Bühnenrand legen. Mit einem gezielten Tritt wird die weiße Pappschachtel kurzerhand von der Stage befördert, während es Tolga mehr und mehr nach Italienischem gelüstet. Als er sich einen vegetarischen Nudelauflauf holt, haben sich rund hundert Metalheads (und einige leckere schwarze Bienchen) in der Live Arena eingefunden, um passend nach den französischen Sex-Black-Metal-Kings den österreichischen Hauptgang zu sehen.

BELPHEGOR
Fanfaren erklingen, Nebel zieht über die Bühne, dann ertönt das Intro des aktuellen Albums: Lateinisches Gerede, krankes Gelächter, ein Schlag – dann holzt das Ösi-Quartett los! Gnadenlos wird 'The Cruzifixus - Anus Dei' auf die Anhängerschaft losgefeuert und gleich noch die nächsten beiden Songs von "Goatreich – Fleshcult" nachgeschoben. Frontsau Helmuth hält sich kurz mit Ansagen, stattdessen kommt das Intro vom Vorgänger-Silberling aus den Boxen. "Jaaa! Jaaa! Jaaaaaaa!!!" grunzt Helmuth ins Mikrofon, als er und seine Saitenkollegen – ihr ahnt es – 'The Goatchrist' raus hauen. Die Fans bekommen genau die Vorschlaghämmer, nach denen ihnen dürstet. Dann heißt es erstmal beim zähflüssigen 'Sepulture Of Hypocrisy' durchschnaufen, ehe nach einem langen Pfeifton die nächste Brutalo-Salve aus den Lautsprechern kracht und sich im Publikum der erste, kleine Moshpit des Abends bildet.
Was das Bühnenverhalten der Band angeht, so muss ich doch ansatzweise einem Bekannten beim X-Mas-Festival rechtgeben: Der Bewegungsradius hält sich tatsächlich in Grenzen. Bassist Barth und der zweite Gitarrist Sigurd beschränken sich die ganze Zeit über aufs Headbangen. Helmuth steht am Mikro, ein Fuß unentwegt auf der Box, und guckt Finster ins weite Rund. Alle zwei Songs – oh Wunder – geht er zwei Schritte zurück und tut es seinen bangenden Kollegen gleich. Allerdings ist es bei der Schallgeschwindigkeit, die der neue Schlagzeuger vorlegt, kein Wunder, wenn sich die drei zumeist auf ihre Finger konzentrieren. Und man muss Helmuth zugute halten, dass er sich zwischendurch auch fannah gibt: Der Sänger schüttelt hin und wieder den Fans in der ersten Reihe die Hände, fordert sie auf, die Fäuste in die Luft zu recken und hält auch mal fies grinsend die Stiefelsohle direkt vor ein Foto-Handy.
Lüsternes Gestöhne erklingt, gefolgt von 'Demonic Staccato Erection'. Ein paar Knüppelsongs später kündigt Helmuth "dienächstenummäää" an, und die Fans grölen 'Lucifer Incestus'. Der Titeltrack der beinahe indizierten Platte beendet zugleich das reguläre Set. Doch BELPHEGOR lassen mit der Zugabe nicht lange auf sich warten. Helmuth rückt noch schnell sein invertiertes Kreuz zurecht, ruft "auf geht's!" zu den Fans, die beim älteren 'Purity Through Fire' noch einmal kollektiv mit ihren langen Haaren den Bühnerand wischen. Was für ein göttliches Geknüppel! Einziges Manko: Nach nur einer Zugabe verschwinden die vier Death-Blackies schneller von der Bühne, als man gucken kann. Und das nach gerade mal einer knappen Stunde. Etwas wenig für einen Headliner, und ein paar Fans gucken ungläubig. Aber immerhin kursiert kurz darauf am Merchstand das Gerücht, Helmuth würde sich noch mal blicken lassen. Davon kann ich mich jedoch nicht mehr überzeugen, da Tolga zur baldigen Heimfahrt drängt. Gar nicht so verkehrt, denn auf der Autobahn ziehen die Nebelschwaden immer mehr zu. Ein Stimmungsmäßig passender Ausklang für einen düsteren Knüppelabend, nach welchem meine BELPHEGOR-CDs im Auto plötzlich noch geiler klingen.

Setlist BELPHEGOR:
Intro
The Cruzifixus - Anus Dei
Bleeding Salvation
Fornicationium Et Immundus Diabolus
Intro: Inflamate Christianos
The Goatchrist
Sepulture Of Hypocrisy
Diaboli Virtus In Lumbar Est
Intro
Demonic Staccato Erection
Festum Asinorium
Fukk The Blood Of Christ
Swarn Of Rats
Lucifer Incestus
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Purity Through Fire

Redakteur:
Carsten Praeg

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