Armored Saint - Köln

07.10.2011 | 12:20

11.08.2011, Werkstatt

John Bush bittet zum Tanz

Für lediglich zwei Shows kommen die Sympathen von ARMORED SAINT nach Deutschland. Grund genug also, vor Ort zu sein und immens wichtige Klassiker des US-Power-Metals der glorreichen 80er Jahre mit einem der besten Sänger dieses Planeten live zu bestaunen. Leider ist jedoch auch heute nicht alles Gold, was glänzt.

Mit dem vor rund einem Jahr erschienenden, insgesamt siebten Studiowerk "La Raza", machen sich John Bush und Konsorten auf den Weg nach Europa und beehren die deutschen ARMORED SAINT-Fans mit einem leider viel zu kurzen Besuch im Alternative-Viertel von Köln-Ehrenfeld. Für die fünf Knaben aus Kalifornien scheint die Werkstatt mit seiner netten und vor allem gemütlichen Atmosphäre eine gute Anlaufstelle zu sein.

Doch bevor sich der Vorhang für die US-Metaller öffnet, entert die norddeutsche Kapelle COLLAPSE die Bühne. Mit ihrem Mix aus Thrash-/Death-Metal und Grindcore liegt die Befürchtung nahe, beim eher traditionell angehauchten Publikum nicht ganz so gut anzukommen. Dennoch versammeln sich schon früh einige Schaulustige vor der fünfköpfigen Truppe, die unter anderem mit 'Forsaken' von der "Scar The Silence"-EP und dem JUDAS PRIEST-Cover 'Between The Hammer And The Anvil' einige Nackenmuskeln zucken lässt. Obwohl COLLAPSE alles geben, um die Sympathie der Meute auf ihre Seite zu bringen, wirken sie an jenem Abend ein wenig fehl am Platz, und die Kölner Werkstatt füllt sich nur geringfügig.

Nachdem sie nach rund 40 Minuten unter einigem Applaus die Segel strichen, hoffen nun alle Anwesenden, ARMORED SAINT so schnell wie möglich begutachten und sich auf einem gelungenen Abend einstellen zu können.

Doch bevor sich die Amis die Ehre geben, vergehen knapp 50 Minuten Umbauzeit, die als schier endlos erscheinen. Wer weiß, wo sich dort der Fehlerteufel eingeschlichen hat? Aber solch eine lange Pause vor dem Hauptact ist leider Gottes eine Zumutung. Ungeduldig wandern viele Blicke zum wiederholten Male auf die Uhren, ehe es aus den ersten Reihen leise Jubel- und Klatscharien gibt und Bush, Vera, die Sandovals und Duncan um kurz vor 22 Uhr endlich die Bühne betreten. Als das eröffnende 'Loose Cannon' erschallt, füllt sich die Werkstatt mehr und mehr, scheint jedoch noch längst nicht ausverkauft zu sein oder gar aus allen Nähten zu platzen, wodurch man während dem Auftritt locker einige Reihen nach vorne oder zur Theke wandern kann.

'March Of The Saint' wird derweil lautstark mitgesungen und Ausnahmesänger John Bush treibt mit viel Charisma und Ausstrahlung die Fans zum Mitsingen an. Er betont derweil seine Zuneigung zu den deutschen Fans, die sich nicht nur durch das Tragen eines Deutschland-Trikots, sondern auch durch den Versuch, einige Worte in deutscher Sprache loszuwerden, wiederspiegelt. Nach 'Nervous Man' und dem hingebungsvollen 'Head On' vom aktuellen Schaffenswerk, demonstrieren ARMORED SAINT einmal mehr ihre ungeheure, seit Jahren betonte Fannähe, indem der stimmgewaltige Frontmann eine Karte mit Songtiteln in die Menge hält und sich im Laufe des Abends insgesamt drei glücklich Auserwählte einen Song der Amis aussuchen können. Bush betont, wie langweilig er es finde, jeden Abend das identische Set zu spielen, wodurch sich nun ein Fan das halbballadeske 'Aftermath' wünschen darf. Bassist Joey Vera stampft immer wieder quer über die Bühne und auch Bush scheint nicht nur gesanglich einmal mehr einen guten Tag erwischt zu haben. Gewaltig reiht sich das 2000er 'After Me, The Flood', sowie das von allen dankbar aufgenommene 'Last Train Home' in diese knapp 30-jährige Geschichtsstunde ein. Diesem Doppelpack folgt das erneut von der Bühnenkarte gewählte 'Dropping Like Flies', sowie das immens stark vorgetragene 'Reign Of Fire', ehe 'Chemical Euphoria' den Hauptteil glanzvoll beendet. Nach einer doch kurzen Verschnaufspause kehren die Power-Metaller schließlich noch mal auf die Bühne zurück, um sich zum dritten und letzten Mal mit 'Human Vulture' einen Song wählen zu lassen. Vielmals dankt John Bush der gut gelaunten und klatschenden Menge, doch als 'Can U Deliver' und das abschließende 'Madhouse' erklingen, schauen viele Anwesende erneut ungläubig auf ihre Uhren. Grund hierfür ist die doch geringe Spielzeit ARMORED SAINTs von nicht einmal 90 Minuten. In Anbetracht der viel zu langen Umbaupause hätte der eine oder andere sicherlich noch so manche Minute US-Power-Metal einer der besten Truppen der 80er-Jahre sicherlich gut geheißen.

Somit verlasse auch ich Köln-Ehrenfeld mit einem lachenden Auge, da ARMORED SAINT einen gewohnt soliden und gutklassigen Auftritt abgeliefert haben, sowie einem weinenden, da knappe 80 Minuten Spielzeit einfach nicht ausreichen, weil man ene Ausnahmekünstler doch so selten im Heimatlande zu Gesicht bekommt. Hier besteht dringend Nachholbedarf, der hoffentlich im kommenden Sommer bei einigen Festivalterminen gestillt wird.

Setliste:

Loose Cannon
March Of The Saint
Nervous Man
Head On
Aftermath
After Me, The Flood
Last Train Home
Dropping Like Flies
Left Hook From Right Fields
Reign Of Fire
Chemical Euphoria
Human Vulture
Can U Deliver
Madhouse

Redakteur:
Marcel Rapp

Login

Neu registrieren