AVATARIUM, THE VINTAGE CARAVAN, HONEYMOON DISEASE - München

09.12.2015 | 20:46

25.11.2015, Backstage Club

Magische Mondpferde.

Dem Konzert-Bericht von Kollegen Holger, der dieses Paket ein Konzert-Highlight des Jahres titulierte, kann ich inhaltlich nur wenig hinzufügen. Ich stimme in den allermeisten Punkten mit ihm überein. Weshalb also noch einen einen Bericht verfassen?

Nun, es war auch hier im kleinen Backstage-Club ein besonders intimes und bewegendes Konzerterlebnis. Davor haben sich Jennie-Ann Smith und ihre Kollegen schon mit ihrer neuen CD "The Girl With The Raven Mask" ganz tief in meine musikalische Blutbahn injiziert. Und allein der schon der Fakt, dass Tags zuvor BEYOND THE BLACK im zwei Stufen größeren Backstage-Werk meine Ohren zum bluten brachte (zum Bericht), die nicht minder grandiosen AVATARIUM aber nur vor einem Bruchteil der Leute spielen, rechtfertigt einen zweiten Artikel.

Leider kann ich nicht viel mehr Positives zu HONEYMOON DISEASE sagen als Kollege Andrae und das tut mir für die Band um die beiden jungen Girlies Jenna und Acid leid. Doch sie zeigen, dass die Qualitäts-Schere doch auch im sogenannten "Retro-Rock" gewaltig ist, denn mehr als punk-rockiges Geschrammel mit mittelmäßigem Gesang, der schnell langweilt, wird hier nicht geboten. Hier ist also noch viel Luft nach oben, gerade wenn man an andere skandinavische Bands wie DEAD LORD oder BLACK TRIP oder GRAVEYARD oder...

...VINTAGE CARAVAN denkt. Diese jungen Isländer wurde schon von einigen Teilen der Rockpresse als DIE neue Sensation hochgejubelt, und folglich schlug das Qualitäts-Label für Vintage Rock, Nuclear Blast, zu. So richtig angefixt war ich aber nicht vom Blast-Debüt "Arrival". Doch Holger hat es schon geschrieben und ganz exakt so war es auch in München: VINTAGE CARAVAN live ist mitreißende Performance, 150% Energie, Haarefliegen und Schädelwackeln, und ganz nebenbei ein grandioser, glasklar differenzierter Sound. Was will man mehr? Ich habe lang nicht mehr so eine sauber und tight spielende Band gesehen, und was Oskar Logi dort an der Gitarre fabriziert, ist der absolute Wahnsinn. Ich denke, der junge Mann wird sich bald hinter Dorian Sorriaux (BLUES PILLS) einreihen, wenn es um die Nennung der talentiertesten Nachwuchs-Klampfer geht. Und wenn er sich voll auf die Gitarre konzentrierten könnte, müsste er auch nicht mehr singen. Hier noch einen Klasse-Mann (oder eine Klasse-Frau) für Mikro organisieren, und für VINTAGE CARAVAN wird es steilstens nach oben gehen. Doch auch so: toller Gig!

Und dann endlich AVATARIUM! Ich bin sofort im Bann dieser Musik. Jennie-Ann’s schwarzer Umhang ähnelt zwar eher einer billigen Karnevals-Verkleidung, doch sobald der erste Ton des mystischen Openers 'Ghostlight' gesungen wird, ist die Magie da. Und in der Folge ergeht es mir wie Holger. Die blonde Dame durchlebt scheinbar ihre Musik, und auch in München dringt ihre stimmliche wie optische Präsenz bis in die letzten Ritzen des verwinkelten Clubs vor. Und obwohl es teilweise schon recht schwergewichtiger Doom-Metal ist, den die Herren um das blonde Mond-Pferdchen zelebrieren, strahlt die Musik eine solche Warmherzigkeit aus, die ein tief-behagliches Gefühl auslöst. Jetzt, spätestens jetzt sind alle Gedanken um die Welt um mich herum, die die letzten Tage auch bei Konzerten fast quälend nagten, ausgelöscht. Es gibt nur noch die Musik und sonst nichts!

Hiermit gewinnt AVATARIUM auch das Fernduell mit CANDLEMASS, die ich auf dem Hammer Of Doom-Festival kurz zuvor sehen durfte, um Längen. Ich bleibe bei meiner schon bei der Gruppentherapie zu "The Girl With The Raven Mask" formulierten Einschätzung: CANDLEMASS verwaltet nur noch sein Erbe, AVATARIUM schreibt jedoch eine ganz neue Geschichte! Da ich mir jedoch nicht vorstellen kann, das Konzerterlebnis AVATARIUM noch treffender zu beschreiben als uns Holger, schließe ich den Bericht mit einer Bitte ab: AVATARIUM, ich habe noch lange lange nicht genug von Euch. Bitte kommt bald wieder, vielleicht ja auch mit dem Urvater Eurer Musik, Leif Edling!

Redakteur:
Thomas Becker

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