AVANTASIA - Langen

17.04.2016 | 14:12

15.03.2016, Stadthalle

Wenn auf einer CD hochkarätige Musiker Gastauftritte haben, wenn man live drei Stunden feinsten Power-Bombast-Metal geboten bekommt und das neunte Konzert hintereinandcer "ausverkauft" vermeldet – dann hat Tobias Sammet mit AVANTASIA offensichtlich alles richtig gemacht.

Auf Ihrer Ghostlight-World-Tour macht die Band Halt in Langen und brennt ein dreistündiges musikalisches Feuerwerk ab, das nichts, aber auch gar nichts zu wünschen übrig lässt. Insgesamt dreizehn Akteure geben sich an diesem Abend auf der Bühne die Ehre und bringen das Publikum zum Toben, auch die Setliste ist vom Feinsten und hat von allen Alben etwas dabei. Tobi hat das Publikum voll im Griff - ob beim Klatschen oder beim Mitsingen - und zieht in seiner gewohnten Art alle Register. Zwischendurch darf natürlich das übliche Wortgeplänkel nicht fehlen, aber das gehört nun einmal zu seinen Shows dazu und hält sich zumindest an diesem Abend sehr in Grenzen. Alle Musiker sprühen vor Spiel- und Gesangesfreude, überall sieht man strahlende Gesichter – ob auf oder vor der Bühne. Und ganz ehrlich, die drei Stunden vergehen wie im Flug, man mag es fast nicht glauben, als "der letzte Song dieses Abends" verkündet wird. Aber noch ist es ja nicht soweit, hier erst einmal der musikalische Verlauf des Spektakels.

Eingeleitet wird das Ganze von Richard Strauss' 'Also Sprach Zarathustra' und dann geht es direkt in die Vollen mit 'Mystery Of A Blood Red Rose', der Titel, mit dem die Band im Vorentscheid zum ESC Platz drei belegte. Bei 'Ghostlights' wird Michael Kiske mit begeisterten "Kiske, Kiske!" Sprechchören gefeiert, wie auch sonst immer wieder zwischen den einzelnen Songs. Verstehen kann man es, er ist immerhin auch einer unserer ganz großen Powermetalsänger. Ronnie Atkins, Sänger der PRETTY MAIDS, reiht sich mit 'Invoke The Machine' als nächster in den Reigen ein, während sich zu 'Unchain The Light' Michael Kiske dazu gesellt. Bei 'A Restless Heart And Obsidian Skies' und 'The Great Misery' hat Bob Catley, Sänger der Band MAGNUM, seinen ersten Einsatz. Für 'The Scarecrow' und 'Lucifer' hat Tobi Jorn Lande – unter anderem ehemaliger Sänger bei MASTERPLAN [und ARK, was ich noch viel wichtiger finde! FJ] – an Land gezogen und beim folgenden 'The Watchmaker's Dream' kann Oliver Hartmann zeigen, dass er nicht nur fantastisch Gitarre spielen kann, sondern auch ein genauso guter Sänger ist. Und das ist es noch lange nicht mit den illustren Namen, Tobi hat noch das eine oder andere unerwartete As im Ärmel, denn auch "Mr. Big", Eric Martin, hat es sich nicht nehmen lassen, bei dem Ereignis dabei zu sein und hat seinen ersten Einsatz bei 'What's Left Of Me'. Bei der sich anschließenden 'Wicked Symphony' gesellen sich noch Jorn Lande, Amanda Somerville und Herbie Langhans zu ihm dazu, während Tobias nicht mit dabei ist. Amanda und Herbie sind ansonsten während des Abends als hochkarätige Backgroundsänger zu hören. Ach ja, bei 'Draconian Love' kann Herbie auch noch einmal als Nicht-Nur-Background-Mann glänzen. Das wunderschöne 'Farewell' teilen sich dann wieder Herr Kiske, Frau Somerville und Herr Sammet – zum Dahinschmelzen!

Um es mittendrin noch einmal anzumerken: Die Stimmung in Langen ist bombastisch, alle Akteure werden begeistert gefeiert, Tobias strahlt, erzählt die eine oder andere Story – nicht so ausufernd wie sonst manchmal – man merkt allen die Freude an, mit solch einem riesigen Gesangeswerk auf der Bühne zu stehen, so viel Erfolg zu haben und so viele Leute begeistern zu können. Ich gestehe, dass ich ganz besonders Michael Kiske mag und freue mich, dass er doch viele Parts singt. Den immer wieder aufflammenden "Kiske! Kiske!" - Rufen nach zu urteilen, sehen das etliche Besucher genauso. Das folgende 'Stargazers' knackt nach 95 Minuten schon eine übliche Konzertzeit (ohne Zugaben) und wird uns ohne Tobias, aber mit Kiske, Lande, Atkins und Hartmann präsentiert. Nach 'Shelter From The Rain (mit Kiske und Catley) darf Ersterer kurz pausieren, während wir 'The Story Ain't Over' (mit Catley), 'Let The Storm Descend Upon You' (mit Lande und Atkins) und 'Promised Land' (mit Lande) hören. Mittlerweile sind schon zwei Stunden vergangen und nach einem kurzen Zwischenspiel lösen die nächsten beiden Songs wieder ganz leichte Hysterie im Saal aus: 'Reach Our For The Light' und endlich 'Avantasia' – beide wieder mit Michael Kiske und einem euphorischen Publikum. Auch bei 'Twisted Mind' ist Tobias wieder außen vor und lässt Eric und Ronnie den Vortritt. Inzwischen sind gut 160 Minuten vergangen und Tobias kündigt den letzten Song dieses außergewöhnlichen Abends an: 'Dying For An Angel', den er noch einmal gemeinsam mit Eric Martin zelebriert. Auch wenn Füße und Rücken allmählich schmerzen, wird geklatscht, getobt, gepfiffen und gerufen – ja, wir Fans sind schon hart im Nehmen! Ohne Zugabe geht gar nix!

Die erste Zugabe 'Lost In Space' – noch einmal mit Amanda Somerville – und dann kommt wirklich und unwiederruflich der letzte Titel des Abends: 'Sign Of The Cross/The Seven Angels'. Dazu versammeln sich alle Mitwirkenden noch einmal auf die Bühne – ein gigantischer Abschluss eines gigantischen Konzertabends. Tobias Sammet hat es wieder einmal geschafft, einen unglaublichen Showabend auf die Beine zu stellen und Künstler zu rekrutieren, die nicht nur top sind, sondern offenbar auch noch richtig viel Spaß bei diesem Wahnsinn haben. Anders kann man sich ein solches Engagement eigentlich nicht erklären. Aber auch das Publikum hat richtig aufgedreht und mindestens genauso viel Spaß an der Show gehabt. Und es ist irgendwie schön, zu shen, wieviel Erfolg AVANTASIA inzwischen hat. Da kann man Tobi – bildlich gesprochen – nur auf die Schulter klopfen und "weiter so!!" sagen. Auf einen guten Start in die nächste Runde.

Setliste: Also sprach Zarathustra, Mystery Of A Blood Red Rose, Ghostlights (mit Michael Kiske), Invoke The Machine (mit Ronnie Atkins), Unchain The Light (mit Ronnie Atkins, Michael Kiske), A Restless Heart And Obsidian Skies (mit Bob Catley – bis hierher 30 Minuten), The Great Mystery (mit Bob Catley), The Scarecrow (mit Jorn Lande), Lucifer (mit Jorn Lande), The Watchmaker's Dream (mit Oliver Hartmann, auch am Gesang), What's Left Of Me (mit Eric Martin – bis hierher 60 Minuten), The Wicked Symphony (mit Oliver Hartmann, Jorn Lande, Amanda Somerville, Herbie Langhans, Eric Martin, ohne Tobias), Draconian Love ( mit Herbie Langhans), Farewell (mit Amanda Somerville, Michael Kiske), Stargazers (mit Michael Kiske, Jorn Lande, Ronnie Atkins, Oliver Hartmann, ohne Tobias – bis hierher 95 Minuten), Shelter From The Rain (mit Michael Kiske, Bob Catley), The Story Ain't Over ( mit Bob Catley), Let The Storm Descend Upon You (mit Jorn Lande, Ronnie Atkins), Promised Land ( mit Jorn Lande – bis hierher 120 Minuten), Prelude, Reach Out For The Light (mit Michael Kiske), Avantasia (mit Michael Kiske), Twisted Mind (mit Eric Martin, Ronnie Atkins, ohne Tobias), Dying For An Angel (mit Eric Martin – bis hierher 160 Minuten); Zugaben: Lost In Space (mit Amanda Somerville), Sign Of The Cross/The Seven Angels (mit allen)

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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