AUDREY HORNE, '77 und PET THE PREACHER - Hamburg

11.12.2014 | 22:47

27.11.2014, Headcrash

High Energy Rock 'n' Roll!

Das muntere Trüppchen namens AUDREY HORNE gastiert in Hamburg. Im Gepäck hat das norwegische Abgehzäpfchen die spanischen '77, sowie PET THE PREACHER, die dänischen Stoner. Da ich das Vergnügen habe, bis 20 Uhr arbeiten zu dürfen, sehe von den beiden Vorbands leider gar nichts, bekomme aber von Augenzeugen berichtet, dass beide Truppen ordentlich abgeliefert haben. Als ich gegen 22 Uhr das kleine Headcrash betrete, komme ich genau rechtzeitig, um mir noch ein handliches Astra auf die Hand zu holen, denn AUDREY HORNE steht schon in den Startlöchern.

Grandios eröffnet mit dem Thema der Muppet-Show, kracht die Band danach sofort von Null auf Hundert, ach was schreibe ich, Zweihundert los. Es ist als hätte die Band vor dem Auftritt ein paar Schachteln Ecstasy gefrühstückt, denn eine  Phase des Warmwerdens gibt es hier und heute nicht. Da werden von Beginn an keine Gefangenen gemacht. Sänger Toschie jongliert sofort auf dem Bühnenrand herum und man hat den Eindruck, seine Halsschlagadern würden platzen. Der Mann bewegt sich wie ein überspannter Flitzebogen und reißt natürlich das für einen Donnerstag gut gefüllte Headcrash sofort komplett mit. Da spielt es auch keine Rolle, dass man zu Beginn relativ viele Nummern des aktuellen Albums "Pure Heavy" zum Besten gibt. Finde ich die Scheibe in der heimischen Beschallungsmaschinerie eher nett und im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern sogar zu sanft, so gehen die meisten Titel mit dieser energischen Vortragsweise ab wie ein frisch entkorkter Vulkan. Egal ob man den Titelsong, der live sogar seiner Überschrift gerecht wird, spielt oder 'Heavy Roller', das Publikum frisst der Band aus den Händen. Da funktioniert plötzlich sogar eine vermeintlich unscheinbare Nummer wie 'There Goes A Lady' vom voran gegangenen Album "Youngblood".

Die beiden Gitarristen stehen Toschie in Sachen Bühnenpräsenz und Interaktion mit dem Publikum aber in Nichts nach. Beide posieren völlig unpeinlich am Bühnenrand herum und grinsen dabei über beide Backen. Als absoluter Sympathiebolzen entpuppt sich dabei SAHG-Klampfer Thomas Tofthagen, der immer wieder in die Menge hineinspielt. Sein Sidekick, Ice Dale von ENSLAVED, ist da etwas zurückhaltender, ohne introvertiert zu wirken. Über die Qualitäten der doppelläufigen Gitarrenharmonien muss ich hier wohl kaum etwas schreiben, denn alle Leser werden wissen, wie großartig die Band klingen kann. Da muss dann bloß der Titelsong des vorletzten Albums erklingen und die propagierte Frischzellenkur – 'Young Blood' – ist schnell spürbar. Der Club steht Kopf.

Absoluter Übersong ist aber – natürlich – 'This Ends Here'. Bei dieser vielleicht besten Nummer des letzten Jahres, gibt es überhaupt kein Halten mehr. Fliegende Matten, sich duellierende Luftgitarren und ein armeestarker Chor, der den Chorus zu einem voluminösen Über-Chorus werden lässt. Danach könnte eigentlich Schluss sein. Ist aber nicht, denn es scheint, dieser zusätzliche Energieschub des Publikums hätte die Band noch weiter angestachelt. Mit 'Straight Into Your Heart' und 'Redemption Blues' folgen sofort zwei weitere Adrenalinkiller. Schwitzen, während draußen der Winter mit eisigem Wind herumbläst. Sehr fein. 'Waiting For The Night' kracht dann abermals mächtig nach vorne los, bis man beim famosen 'Blaze Of Ashes' das Publikum bittet, einen Gang in der Mitte frei zu machen. Was bei modernen Kapellen zu einer Wall Of Death führen würde, wird hier ganz altmodisch von den Musikern dazu genutzt, inmitten der Menge weiter zu spielen. Ganz groß!

So geht ein grandioser Konzertabend würdig zu Ende und ich kann nur jedem raten, der die Band auf Konserve zu harmlos findet: Hingehen! Eine bessere Rock 'n' Roll-Show gibt es aktuell nicht. Basta!

Redakteur:
Holger Andrae
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