ALESTORM + BRAINSTORM - Bochum

16.01.2015 | 11:52

13.09.2014, Matrix

Stürmische Zeiten im Herzen des Ruhrgebiets!

Wenn diese beiden Bands gemeinsam auf Tour gehen und durch die deutsche Landschaft ziehen, darf man sich auf eine besonders stürmische Zeit freuen. Im Gepäck mit dem neuen Strauß bunter Scottish-Pirate-Metal-Melodien "Sunset On The Golden Age" präsentiert sich ALESTORM auch wieder bei den deutschen Fans. Mit dabei sind die Schwaben von BRAINSTORM, absolute Garanten wenn es um einheimischen Power Metal geht, sowie mit CRIMSON SHADOWS und TROLDHAUGEN zwei vielversprechende Vorbands.

So steht man also am Samstag des 13. Septembers vor den berühmten Hallen der Bochumer Matrix, um einen Abend voller Hymnen, Melodien, Power und trinkfesten Mannschaften zu verbringen. Auch wenn ich für solch einen Konzertanlass eher die Zeche in Bochum bevorzugt hätte, tut dies der allgemeinen Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Das erst zweite Konzert der "Storming Across Europe"-Tour ist gut besucht, sodass die Laune mit jeder vergehenden Minute noch besser wird. Obwohl ich persönlich von TROLDHAUGEN, den bekloppten Trollen aus Wales, sowie den Kanadiern von CRIMSON SHADOWS, beide Bands im übrigen mit ihrem jeweils zweiten Album an Bord ("Obzkure Anekdotez For Maniakal Massez" bzw. "Kings Among Men"), nicht sonderlich viel mitbekommen habe, scheint die Wahl der Vorgruppen auch schon einmal schlechter gewesen zu sein. Auch wenn ich laut Augenzeugenberichten mit CRIMSON SHADOWS eine wirklich tolle Live-Band verpasst haben soll, sollte der restliche Abend diesen kleinen Schandfleck auf meiner Kutte wieder mehr als wett machen.

Denn BRAINSTORM ist nach all den Jahren, nach unzähligen Alben und Auftritten, immer noch in der Champions League des europäischen Kraftmetalls beheimatet. Und diesen Status unterstreichen Andy B. Franck und seine Hintermannschaft an diesem Abend auch ab der ersten Sekunde. Ungemein spielfreudig, mit jeder Menge Elan und Power knüppeln die Schwaben ein Riff-Bombardement erster Güte in die Menschenmenge, die den Hagel aus satten Melodien, erhabenen Hymnen und reichlich Spielwitz gierig aufsaugt. Nach wie vor für ihre überdurchschnittlichen Live-Qualitäten berühmt, lassen die Schwaben dank einer felsenfesten Setliste auch nichts anbrennen. 'Falling Spiral Down', 'Shiva's Tears' oder das abschließende 'All Those Words' machen ebenso viel Spaß wie neueres Material vom "Firesoul"-Album, das, und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal loswerden, vollkommen zurecht derart in den Himmel gelobt wird.

Das Titelstück, 'Erased By The Dark' und 'Entering Solitude' haben nichts vermissen lassen und werten nicht nur die feurige Seele, sondern auch den heutigen Auftritt von BRAINSTORM merklich auf. So verwundert es auch nicht, dass das Bochumer Publikum vollends im Bann der Jungs gefangen ist. So und nicht anders kennt man BRAINSTORM, ich bin restlos begeistert. Besser kann Eigenwerbung nicht aussehen.

Setliste BRAINSTORM: Falling Spiral Down, Firesoul, Erased By The Dark, Fire Walk With Me, World's Are Coming Through, Entering Solitude, Hollow Hideaway, Shiva's Tears, How Do You Feel, All Those Words.

Nach diesem Rundumschlag wird es etwas trinkfreudiger, ALESTORM bittet zum Tanz. "Sunset On The Golden Age" ist gerade erst wenige Monate alt und dennoch beeindruckt das Bochumer Publikum die Schotten mit Textsicherheit und Feierwütigkeit. Denn was sich hier spätestens mit dem dritten Song 'Drink' breit macht, ist gute Laune in Reinkultur. Die Matrix kennt kein Halten mehr, es wird geschunkelt und gegrölt, es gibt Moshpits und Hitze, aus dem Konzertschuppen wird ein Tollhaus erster Güte. Mit diesem Kunststück kennen sich Chris Bowes und seine Piraten aus und haben eine ähnlich gute Laune wie die Zuschauerränge. Altbewehrtes Spielmannsgut wie 'Over The Seas', 'The Huntmaster', 'Back Through Time' und 'Nancy The Tavern Wench' sind seit Jahren eine feste Bank im ALESTORM-Universum, funkelniegelnagelneue Perlen namens 'Magnetic North', 'Surf Squid Warfare' oder auch 'Drink' schmiegen sich jenen jedoch bestens an und verbinden sich mit ihnen zu einem bunten, spaßigen Haufen voller Trinkfreude, Hymnen, brachialen Piratenmelodien und allerlei Spielereien.

So bewundert man ein fair geteiltes Best-Of der bis dato vier Alben. Es ist schon erstaunlich, wie Bowes und Co. die Puppen tanzen lassen und die gesamte Matrix bereits ab dem einleitenden 'Walk The Plank' im Griff hat. Abschließend werden bei 'Captain Morgan's Revenge' und 'Rum' noch einmal die letzten Energiereserven aktoviert und das Matrix in seine Einzelteile zerlegt. Der Schweiß tropft von den Wänden und der Stirn, das Shirt ist klatschnass, doch in Anbetracht der durch und durch zufriedenen Gesichter im Publikum ist das ein Preis, den man immer wieder bezahlen würde.

Setliste ALESTORM: Walk The Plank, The Sunk'n Norwegian, Drink, Over The Seas, Shipwrecked, Magnetic North, Back Through Time, Nancy The Tavern Wench, Midget Saw, Pirate Song, Surf Squid Warfare, Keelhauled, Rumpelkombo, The Huntmaster, Wenches And Mead – 1741, Wolves Of The Sea, Captain Morgan's Revenge, Rum.

So gab es für mich in der jüngsten Konzertvergangenheit auch selten ein schöneres Gefühl, als nach diesem Piraten-Tohuwabohu aus der Matrix herauszuschreiten und mir vom erfrischenden September-Wind eine angenehme Brise schenken zu lassen. So gibt es außerhalb noch das eine oder andere Erfrischungsgetränk (bitter nötig!) und etliche immernoch feierwütige Zuschauer, die Melodien grölend und Fäuste emporstreckend einen rundum tollen Abend erleben durften. BRAINSTORM und ALESTORM haben sich abermals als absolute Live-Macht bewiesen und dürfen in dieser Konstellation gerne noch einmal nach Deutschland kommen, auch wenn mein Kreislauf jetzt schon das Weite sucht...

Redakteur:
Marcel Rapp

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