17. Wave-Gotik-Treffen - Leipzig

27.05.2008 | 16:02

09.05.2008, Diverse Veranstaltunsgorte

Sonntag, 11.05.2008

Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Sonne scheint und der Kater ist auch nicht weit weg. Also keine Müdigkeit vortäuschen und ab zur Parkbühne, wo gerade SCHALLFAKTOR für mächtig Krach sorgen. Allerdings kommt ihr höchst durchschnittlicher Elektro uninspiriert aus den Boxen, so dass man Softeis locker vorzieht. Legga! Kurz eine Schalte zu meinem Außenreporter Berni Blindmann in die Kölner RWE-Arena: "Es ist geschafft! Mit einem 2:0 über Mainz 05 ist der FC wieder Erstklassig! - zurück zur Zentrale." Jubel unter den anwesenden Köln-Anhängern - oder besser gesagt, der einsame Jubel ist oftmals der schönste.

Nun sollen DIN (A) TOD für Laune sorgen. Und das schaffen sie mühelos. Ihr schwereloser und leicht melancholischer Sound, welcher mich irgendwie an eine Mischung aus WELLE:ERDBALL und PHILIPP BOA erinnert, kann die müden Glieder erwärmen. Auch Keyboarderin Claudia darf mal ran und schwingt munter das Mikrofon. Einzig die Länge der Songs schränkt das Vergnügen leicht ein. Weniger ist oftmals mehr. Was dann folgt, ist eigentlich ein Schlag ins Gesicht jeder Band, die vorher ran musste. MENTICIDE gehören zu der Sorte Musik, die diese Bezeichnung nicht verdient hat. Wo ist Schäuble, wenn man ihn braucht? Aus Schweden kommen viele tolle Sachen. MENTICIDE gehören nicht dazu. Stumpfsinniger Aggro-Elektro steht auf ihren Fahnen. Superschlecht, wenn man den Jungs bzw. Sänger Johann Van Damm jedoch hoch anrechnen muss, dass er wenigstens nüchtern ist. Das hab ich schon ganz anders gesehen.

Schnell weg in Richtung Heidnisches Dorf, wo bei allerlei musikalischer Untermalung man ganz schnell die Zeit vergessen möchte. Ein letztes Mal der Hinweis: Versucht euch gar nicht erst zu bücken, wenn ihr einen kurzen Rock und nix darunter tragt! Nun war es aber Zeit für die abendliche Unterhaltung. Zunächst ein Blick zu NOCTULUS. Mensch, der hat aber auch schon bessere Zeiten erlebt. Während WELLE:ERDBALL den Kohlrabizirkus unsicher machen, wartet man in der Folge in der AGRA gespannt auf Alexander Kaschte und SAMSAS TRAUM. Ihr letztes Album "Heiliges Herz" wurde ja als Black Metal offeriert. Dem konnte ich mich nur schwer anschließen. Vielleicht zeigt der Meister uns ja heute, was er schwarzmetallisch so drauf hat. Die Halle ist jedoch erstaunlich leer und auch vor dem Fotograben tummelt sich nur etwa ein Drittel der sonstigen Fotografenmeute. Diese wird aber mit dem ersten Ton mächtig durchgewirbelt. Ein fetter Sound und krachende Gitarren sorgen für offene Münder bei so manchem Schwarzkitteln. So hart hatten sie SAMSAS TRAUM offenbar nicht erwartet. Dafür jedoch Stevie Lee, einen der Gitarristen. Dieser glänzt durch Nicht-Anwesenheit, was so manchem weiblichen Fan die Stimmung verschlägt. "Wir sind nicht zum Heulen hier" ruft Kaschte und drischt mit 'Schlaf in Flammen' wild um sich. Doch auch älteres Material wie 'Für Immer' und 'Stromausfall im Herzspital' bekommen einen härteren Anstrich. Nach 'Ein Foetus wie du' ist der Spuk vorbei.

Die Halle füllt sich zusehend, denn LONDON AFTER MIDNIGHT stehen auf dem Plan. Mit "Violent Acts Of Beauty" haben sie letztes Jahr ein starkes Album auf den Tisch gelegt und auch live können Sean Brennan und seine Jungs voll überzeugen. Weniger die Technik, denn Sean muss erst der Mac-Tante erklären, dass sie mal das Intro abspielen soll. Nachdem das geschafft ist, kommt Sean mit etlichen Rosen auf die Bühne und verteilt diese an die Glücklichen in den ersten Reihen. 'Feeling Fashist' haut MANSON-like durch das Gemäuer und auch alte Klassiker wie 'Shatter' kommen beim Publikum hervorragend an. Begleitet von einer punktgenauen Videoshow sehen wir hier einen, wenn nicht sogar den Höhepunkt des Festivals. 'Heaven Now' lässt die Herzen höher schlagen und 'Nothing Sacred' die Tanzbeine zucken. Nach dem unglaublich schönen 'Sacrifice' hat Sean allen gezeigt, wie technisch anspruchsvoller Death-Rock im dritten Jahrtausend zu klingen hat - ganz großes Kino!

Nach einer guten Stunde Pause dann der Sargnagel des Abends. Die alten Heroen von FIELDS OF THE NEPHILIM geben sich die Ehre. Angekündigt als größter Headliner, den das WGT je gesehen hat, ist die AGRA prächtig gefüllt. Was dann aus den Boxen geschossen kommt, verzückt jeden Gitarrenfan. Beginnend mit einem minutenlangen Gitarren-Intro und mit etlichen wunderschönen Soli im Laufe der Show begeistern FIELDS OF THR NEPHILIM durchweg. Carl McCoy ist prächtig in Form, die Cowboy-Hüte sitzen und auch Randy von LONDON AFTER MIDNIGHT scheint es zu gefallen. Wieso sonst rennt er im Laufe des Gigs nur mit Slip bekleidet über die Bühne? Goth-Rock ... nein, Danke, das grenzt an Goth-Metal und schließt den Abend auf wundersame Weise ab.

Redakteur:
Enrico Ahlig

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