...TRAIL OF DEAD: Interview mit Jason Reece

28.05.2009 | 08:26

Jason Reece von ...TRAIL OD DEAD philosophiert über Medien, Wissenschaft und Musik. Zudem hat er Respekt vor DIMMU BORGIR und propagiert am Ende ganz in deren Sinne die Lösung aller Probleme: TOTAL ANNIHILATION!

Es ist Sommer. Wir sind in Bayern. Sommer in Bayern sind immer ein Paradies, die Biergärten sind geöffnet, alle Menschen sind fröhlich, das Bier wird in Maßen ausgeschenkt, die Madln haben ihre Dirndln an, die Burschen ihre Lederhosn und alles wird gut. Zoomen wir also mal rein in das schönste Bundesland Deutschlands, fokussieren wir auf München und noch genauer, auf München-Zentrum. Dort liegt das Muffat-Werk, ein schönes Areal mit kleineren und größeren Locations, wo oft Konzerte stattfinden oder Kunst ausgestellt wird. Inmitten dieses Areals ist auch ein Biergarten und dort sitzt ein kleiner Texaner und gibt Interviews über seine Band, ...TRAIL OF DEAD. Dass hier alles so fröhlich und paradiesisch ist – vor allem im Vergleich zu Texas – nutzt der kleine Texaner über alle Maßen aus und ist zum Zeitpunkt des Interviews mit dem bösen, schwarzen, satanischen POWERMETAL.de bereits beim Wein angelangt und da sicherlich auch nicht mehr beim ersten. Folgerichtig ergab sich für beide beteiligte Partner ein sehr lustiges und erstaunlicherweise trotz 3 Promille höchst interessantes Interview.  Doch lest selber, was das Gespräch mit John – pardon – Jason Reece so alles an Wissenswertem hergibt.


Jason:

Hey duuuuude, ya feel allright?

Thomas (seh ich aus wie Big Lebowski?):

All’s fine. Jason, ich führe hier ein Interview für das Magazin POWERMETAL.de. Ich denke, dass nicht sehr viele Leser mit ...TRAIL OF DEAD vertraut sind. Deshalb bitte ich Dich, Euch mal diesem Publikum vorzustellen. Wer seid ihr, was spielt ihr für Musik?

Jason:

We play Punk Ployd!

Thomas:

Haha, ja das ist eine passende Bezeichung für die Musik, schöner Ausdruck. Aber weshalb sollte nun ein Metal-Fan neben seiner SLAYER und METALLICA-CDs nun ausgerechnet eine ...TRAIL OF DEAD-CD stellen?

Jason:

Na, ja wenn jemand ein bischen open minded ist, vielleicht auch mal ein bisschen Rock braucht…ich meine…wir mögen Metal, wir haben Einflüsse aus dem Metal, unser Artwork ist Metal, (Anm.: auf dem Cover des neuen Albums ist immerhin ein Totenkopf und ein vierarmiger Mensch mit Löwenkopf zu sehen; und eine Eule. Wir wissen ja alle: Eulen sind mal SOWAS VON METAL!) und vor allem unser Name. Unser Name ist METAL!

Thomas:

Woher stammt denn Euer Name? Ich habe gehört, ihr interessiert Euch sehr für die Maya-Kultur (dabei lacht Jason mich aus und setzt einen verschmitzen Blick auf).

Jason (geheimnisvoll):

Der Name kommt von einem geheim Kult, vom dem wir ein Teil sind. Er beinhaltet Lehren von Aleister Crowley, Jesus Christus, etwas Buddha, und etwas Entomologie (Anm.: das ist Insektenlehre! Vielleicht hab ich es aber auch falsch verstanden, war nicht so einfach).

Jason

Wir mixen einfach alles: Gut mit Böse! Evil with goodness!!! Hahahahaha.

Thomas:

Aha, das erklärt aber noch nicht den Namen!

Jason:

Er bedeutet: DIVINE INTERVENTION!!!!!

Thomas:

Das ist ja sein SLAYER-Album!

Jason:

Du bist gut, Du hast es verstanden! You got it, duuuuuude.

Thomas:

Okay, ihr wart bei einem Major Label gewesen und das ist ja alles nicht so gut gelaufen, ihr wart wenig erfolgreich. Was hat Euch denn trotz allen Widrigkeiten dazu bewegt, weiterzumachen?

Jason:

Es gibt Punkte in der Karriere, an denen man tatsächlich über die Dinge nachdenkt, die man tut. Wir haben gemerkt, dass, wenn man Songs schreibt, eine Platte aufnimmt, auf Tour geht, dies wirklich immer doch die Dinge sind, an die wir glauben, Dinge die vielleicht tiefer gehen als das meiste, das ein Durchschnittsbürger kennen und erleben kann. Viele meiner Kumpels meinen, das Bandleben sei wie ein großer Urlaub, nur Party und Spaß, aber das ist SHIT! Es ist viel harte Arbeit. Und deshalb scheitern wohl auch viele Bands in harten Zeiten. Meine Bandkollegen sind wie Brüder, das Bandleben ist wie ein Spiel, Du musst immer um alles kämpfen, aber sind wir eine Gemeinschaft, wir lieben und hassen uns!
Weißt Du, es lag nicht an Europa, dass wir es bei Universal Records nicht geschafft haben. In Deutschland hat man uns immer gut behandelt. Es lag an der Plattenfirma in Amerika. Sie haben dort keinen Pfennig auf uns gesetzt, sie hatten nicht den Glauben, dass wir eine tolle Band sind, sie haben uns einfach nicht verstanden und konnten uns nicht verkaufen.

Thomas:

Ich finde die Art und Weise, wie ihr Euch selbst im Internet verkauft, ziemlich witzig. Man kann dort auf allerhand Skurrilitäten treffen. Beispielsweise die Seite einer Organisation, die sich …'I hate John Reece'...

Jason:

JASON REECE!!!!!

Thomas:

Pardon: Jason Reece of course. Eine Seite, die sich 'I hate Jason Reece' nennt. Warum sollte man Jason Reece hassen?

Jason:

Ach, das war ein Freund von mir. Der hatte die großartige Idee, eine MySpace-Seite für einen Anti-Jason Reece-Fanclub einzurichten. Er findet uns gut, aber er hat Spaß daran, Leute ein bischen zu veräppeln. Ich sagte zu ihm, „dude get as weird as you can“. Daraufhin hat er all diesen fucked up shit erfunden und das ist, was man dann im Internet findet.

Thomas:

Man findet auch andere erstaunliche News, wie z.B. die Ankündigung einer Massenhysterie im Vorfeld des Albumreleases durch einen angesehen Professor der University of Texas.

Jason:

Hahahaha

Thomas:

All diese Wtzigkeiten führen dann dazu, dass man bei ...TRAIL OF DEAD gar nicht mehr weiß, was man nun glauben soll und was nicht, es verleiht ...TRAIL OF DEAD eine mystisch-durchgeknallte Aura und man fragt sich am Ende, inwieweit man ...TRAIL OF DEAD überhaupt ernstnehmen soll!?!

Jason:

Hahahahaha. Weißt Du, wenn man an Rockmusiker denkt, meinen doch die meisten Leute, da sind irgendwelche bescheuerten Hampelmänner, die Gitarre spielen, auf der Bühne rumspringen. Das ist natürlich nicht alles! Wir nehmen unsere Musik sehr ernst, aber wir haben auch einen Sinn für Humor und Selbstironie. Wir möchten über die ganze Rockergeschichte hinaus gerne ein künstlerisches Statement setzen. Und dies machen wir am liebsten auf einer Ebene außerhalb der Musik. Deswegen machen uns gerne lustig über so mache Dinge, vor allem die Boulevardpresse und das Kleinbürgertum. Weißt Du, manche Leute nehmen immer alles, was sie lesen, für bare Münze. Du darfst aber nicht immer alles glauben! Du musst tiefer gehen!

Thomas: Ich glaube ich verstehe so langsam...

Jason:

You got it, dude, you got it!

Thomas:

Die nächste Frage interessiert mich persönlich sehr, denn ich spiele selber in einer Band. Wenn wir Songs schreiben, läuft das meistens so ab, daß einer ein Riff hat, dazu findet man eine Melodie, es gibt ein Refrain, ein Break, Solo und fertig ist der Song. ...TRAIL OF DEAD haben da aber einen ganz anderen, sehr intellektuellen und wissenschaftlichen Ansatz. Ihr wollt Songs unter dem Aspekt schreiben, einen musikanthropologischen roten Faden zu finden, ihr übernehmt Einflüsse aus verschiedenen Kulturen aus Papa-Neuguinea, der Maya-Kultur etc. Allerdings klingt Eure Musik, insbesondere auf dem neuen Album, überhaupt nicht verkopft oder konstruiert, sondern eher roh und laut, fast wie live eingespielt.

Jason:

Nun, es geht darum, dass wir in Grunde alle sehr vielfältig interessiert sind. Wir interessieren uns beispielsweise dafür, wie verschiedene Aspekte der Geschichte, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Musik miteinander zusammenhängen. Im Grunde basiert Musik auf Mathematik, es gibt Strukturen und Formeln in der Musik, alles ist in einer wissenschaftlich erklärbaren Weise miteinander verbunden. Die Wissenschaft gibt der Musik eine Form vor, eine Art Gerüst. Ein guter Künstler vermag nun daraus ein richtiges Haus zu bauen, oder aber eine Statue mit allerlei 'shit hanging out of it' (Anm.: was auch immer Ihr Euch nun darunter vorstellen mögt).

Nun wird es wild und Jason philosopiert über Marketing, Massenkonsum, Manipulation und schließlich Geschichtsbewusstsein. Ich hab vermutlich zu wenig Alkohol im Blut, um dies alles richtig wiederzugeben und die Logik zu finden. Schließlich ertappt mich Jason.

Jason:

You always gotta beware of your history, you got it, dude?

Thomas:

Jaja…(eine Lüge, sorry...)

Jason
:

Okay, dude, old fuckin' metalhead! Hast Du schonmal DIMMU BORGIR interviewt?

Thomas:

Leider nein, das ist heute erst mein zweites Interview.

Jason:

Wie heißt noch mal der Sänger?

Thomas:

Du meinst Shagrath?

Jason:

Yeah! Macht er Dir Angst?

Thomas:

Ach, ich glaube, der tut nur so, der ist sonst ganz normal. Das ist nur Image!

Jason nimmt den letzten großen Schluck Wein.

Thomas:

Okay, das war ja sehr aufschlussreich, gestattest Du mir noch eine letzte Frage?

Jason:

Duuuude…

Thomas:

Was kann man in der 'University of Trail of Dead' lernen?

Jason:

Was man da lernen kann?

Thomas:

Ja, ich dachte, Du wärst dort ein Professor?

Jason:

I am the master of misinformation and …TOTAL ANNIHILATION!

Thomas:

Danke, das ist doch ein schönes Schlußwort!

Redakteur:
Thomas Becker

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