Perfect Tens: Die euphorischsten Rezensionen aus 2016

03.02.2017 | 21:22

Fünfundzwanzig Schmankerl aus unseren Rezensionen des vergangenen Jahres!

38 Mal hat unsere Redaktion im Jahr 2016 in Rezensionen die subjektive Höchstwertung vergeben. 25 davon waren Neuerscheinungen! Wir lassen das vergangene Musikjahr anhand dieser Schmankerl noch einmal für euch Revue passieren.


Im Februar hat Yvonne Päbst sich begeistert über ein etwas anderes Werk geäußert: AYAHUASCAs "Instinct" nämlich. Instinct
Dabei handelt es sich um technisch versierten Death Metal von einer Band, die Yvonne bereits 2014 live erleben durfte. Die drei Songs starke EP brennt ein raffiniertes Feuerwerk des Death Metals ab, wenn man Yvonne Glauben schenken darf. Sie lobt insbesondere präzise Gitarrenlinien, schnelle, harte Drums, abwechslungsreiche Percussions, ein Wechselspiel aus Growls und fast doomigem Clean-Gesang, eine Detailverliebtheit, die für das Entdecken immer wieder neuer Nuancen sorgt, sowie eine lupenreine Produktion des Ganzen.

Das Mitte Februar erschienene Debütalbum "Give It Back To You" von THE RECORD COMPANY Give It Back To Youbiete "schlichtweg Classic Rock der allerfeinsten Sorte, gespickt mit vielen Zitaten aus dem Electric Blues der 60er und Ehrerbietungen an den Sound solcher Acts wie MUDDY WATERS bzw. der Soloband von John Lee Hooker" - so beschrieb Björn Backes das Werk quasi als die Seele des Rock.
Mit phänomenalen Gitarren, feiner Mundharmonika, saucoolen Grooves und leicht rauchiger Note erschaffe die Band einen Retrosound, der sich zwischen den musikhistorisch bedeutsamen geographischen Polen London und St. Louis bewege: "Gigantisch, dieses Werk!"

Über das aktuelle HYPNO5E-Album vom Februar vergangenen Jahres schrieb Jakob Ehmke:Shores Of The Abstract Line
""Shores Of The Abstract Line" ist ein Gesamtkunstwerk, das ganzheitlich zu überzeugen und emotional zu bewegen vermag, wie es bei mir nur ganz wenig Musik schafft. Ja, es ist unglaublich komplex und auch ist es hässlich, laut, aggressiv, verstörend, düster und depressiv. Aber ebenso ist es wunderschön, lädt zum Träumen ein, ist still, zerbrechlich und geheimnisvoll." Hypnotisch vereine die Band in Perfektion die krassesten Gegensätze, streue immer wieder englische und französische Samples ein, die zur bipolaren Atmosphäre beitrügen, könne trotz überlanger Songs tief ergreifen und durch alle Extreme mitreißen. "HYPNO5E hat jeden Support verdient", fällt Jakob sein Urteil.

Für nicht weniger als "die aktuell beste Psychedelic-Folk-Band der Welt" hat sich TUSMORKE bei Raphael Päbst mit "Ført Bak Lyset" qualifiziert. Ført Bak Lyset
Von geradlinig bis wahnwitzig findet Raphael einfach alles magisch, was die Band im März abgeliefert hat: "Das feine Gespür für Ohrwurmmelodien", "das verträumte 'Vinterblot'", "eine urwüchsige und zugleich filigrane Musik, angetrieben von Flötenmelodien, umspielt von psychedelischen Synthesizerklängen und gekrönt von charismatischem, melodischem Gesang, dessen Melodien unerwartete Haken schlagen, sich ineinander verschlingen und fesseln."

Die Top 10 im April-Soundcheck erreichte MAYFAIR mit "My Ghosts Inside" und zugleich einem der "allergrößten Favoriten" von Thomas Becker: My Ghosts Inside
Musik mit Persönlichkeit, Bindung und Vertrautheit, mit Gefühlen wie Wut, Trauer, Aggression, mit einzigartiger Stimme und Saitenzauber bietet MAYFAIR Thomas, und damit ist er offenkundig nicht allein. Sänger Mario sprach im Interview von innerer Zerrissenheit während der Aufnahmen, doch "diese führt zu kreativer Energie", wie Thomas in seiner Rezension glaubwürdig darlegt. Auch Parallelen zum 1990er Psychedelic-Prog-Album "Die Flucht" erschließen sich dort: "Zwischen Réné und Mario scheint es wohl sowieso einen unsichtbaren geistigen Draht zu geben, und Rénés oft orientalisch klingenden Melodien und psychedelischen Gitarren-Sounds sind die beste Untermalung für die manchmal schwer fassbaren Fantasien des Sängers." Fürwahr ein faszinierendes Album!

"Balsam für Ohren und Seele" sei WYTCH HAZELs jüngstes Folk-Metal-Album "Prelude" ihm, schrieb Raphael Päbst zum Erscheinen des Werks im April. Prelude
Auf einer Ebene mit den Landsmännern DARK FOREST sieht Raphael die Band aus Britannien, lobt ihren warmen, natürlichen Sound, die Instrumentalfertigkeiten der Musiker, ein versiertes Songwriting "mit großzügigem Einsatz unverzerrter Gitarren und tollen Melodien zuhauf". Gerade der Zusammenklang von wunderschönen Gesangslinien, umspielt von folkigen Gitarrenleads erinnere die Band "mal an SOLSTICE, mal an DARK FOREST und mal an PAGAN ALTAR". Auch ASHBURY und deren Vorbilder JETHRO TULL meint er in Akustikpassagen wiederzuerkennen. "Hier stimmen eben alle Aspekte, Sound, Musik, Texte, Atmosphäre", fasst Raphael seinen Lobgesang zusammen.

Die ebenfalls im April erschienene DVD "20 Jahre. Das Fest. Der Abschied. Die Geschichte" der Oi!-Punker LOIKAEMIE schlug bei Björn Backes voll ein: 20 Jahre. Das Fest. Der Abschied. Die Geschichte
Da die "kompromisslose Kapelle" Jubiläumsfeier und Abschiedsgig zugleich auf Bildtonträger bannte, war "Gänsehaut vorprogrammiert". Auf hundertzehn Minuten hat sich LOIKAEMIE quer durch zwanzig Jahre Bandgeschichte gespielt, hinzu kommt eine Dokumentation zu ebendieser. Björn ist begeistert und meint: "Es war schön mit euch, Jungs, und auch wenn Reunion-Wünsche oftmals nicht gerne gesehen sind - hier wäre ein solcher durchaus angebracht!"

Björn Backes lobte das im Mai erschienene Comeback eines südamerikanischen Death-Metal-Abrisskommandos mit den Worten: The Hell's Decrees"Triumphaler als mit "The Hell's Decrees" hätte REBAELLIUN kaum auferstehen können!".
Als "Offenbarung der absoluten Extreme" müsse die Band mit diesem Album sowohl technisch wie musikalisch als Messlatte für den Death Metal gelten: rohe, brutale, mitreißend schnelle Songs; brachiales, präzises Gemetzel im mittleren Tempo; samt und sonders kombiniert in Perfektion.

Liebhaberinnen und Liebhaber progressiven Thrash Metals konnten bereits im Mai neuen Blütenstaub sammeln, von VEKTOR nämlich: Terminal Redux
Holger Andraes Lobpreisung von "Terminal Redux" kam jedoch nicht ganz ohne versteckte Warnung und Mahnung zu Geduld aus: "Der heisere Gesang von Gitarrist David DiSanto könnte ein Stolperstein sein, den man kurz überwinden muss und auch die [...] überfallartigen Gitarrenangriffe muss man erstmal verdauen. Dazu ist 'Pillar Of Sand' mit seinen pfeilschnellen Melodien ganz ausgezeichnet geeignet. Hat man sich an dieses Klangbild gewöhnt, kann man sich frohen Mutes an die restlichen, weitaus vetrackteren Nummern heran machen und wird seine helle Freude daran haben." Denn: "Wenn Bienen Gitarre spielen würden und der rockende Bär auf der Suche nach neuer Musik seine Pranke gierig in den Gitarrenhonig stecken würde, in der Hoffnung dort neuen Notensirup abgreifen zu können, dürfte sein Gefühl dem des Hörers unter dem Kopfhörer beim Genuss dieses Albums sehr ähnlich sein." Also: Bienenfleißig stilistische Blüten sammeln, geduldig zu Ohrenhonig verdauen, schließlich als bärenstarkes Techno-Thrash-Album genießen!

Um die Jahresmitte herum stellte Stephan Voigtländer ein progressives Rockalbum ins Glanzlicht der Höchstwertung: "Everchild" von DARK SUNS. Everchild
Es sei das bislang eindrücklichste und ergreifendste Werk der Band, "übergegangen in solch vielseitige und eigenständige Musik, dass man das eigentlich gar nicht mehr klassifizieren möchte", so Stephan, der die Band damit in ihrer Kreativität noch vor OPETH sah. Anknüpfend an "Orange" habe sich die Band noch einmal gesteigert, klinge vielschichtiger und an manchen Stellen auch experimenteller. Trompete, Saxophon, Hammondorgel, Piano, Streicher - alles fließe nun homogen zusammen, vollends veredelt von Niko Knappes alles vereinnahmendem Gesang. Mit Klangfarben von fragil bis Rrrock hatte das Album Stephan ganz in seinen "sirenengleichen" Fängen. Ein gutes halbes Jahr später lautet sein Urteil: "Vor "Everchild" wusste man nicht, dass die Leipziger DARK SUNS trotz allesamt toller Vorgängerwerke ihre beste Scheibe noch gar nicht geschrieben hatten. Ergreifend!"

Das Zweitwerk von SLEEP OF MONSTERS, "Poison Garden" hat Raphael Päbst besonders verzaubert: II: Poison Garden
"Eine Mischung aus typisch finnischem Gothic Rock, gerne auch Death Rock genannt, irgendwo zwischen HIM, SENTENCED und den BABYLON WHORES mit etwas Psychedelik, Versatzstücken aus der Popmusik der 60er, 70er und 80er und ein extrem gutes Gespür für eingängige Rocksongs treffen hier zusammen." Doch nicht nur das, denn die Musik vereint sich mit religionsphilosophischen Texten, Okkultismus und Artwork zu einem Gesamtkunstwerk. Konzept und Leitlinie des Albums sind wunderwirkende Pflanzen, daher auch der Titel. Wie Raphael schreibt: "Eine Meditation über das Verhältnis von Mensch und Natur, über den Kreislauf des Lebens, über alte Riten, magische Praxis und den Umgang mit dem Tod zugleich. [...] Aufgeschlossene Fans jeglicher Rockmusik sollten daher unbedingt einen Spaziergang durch diesen Garten der Wunder und Wunderlichkeiten unternehmen, er lädt zum Verweilen ein und belohnt jeden weiteren Besuch."

THE WAKES beschrieb Leoni Dowidat anlässlich ihres Ende Juni erschienenen Albums "The Red And The Green" als "zwar einschlägig im musikalischen Erbe Irlands verwurzelt, aber irgendwie doch ganz... anders" - und das im positivsten Sinne. The Red And The Green
Folk, Punk und Rock seien die Eckpunkte des THE WAKESchen Stiles, der letztlich jedoch "bis zum Schluss ganz schwer fassbar" bleibe. Doch zünde die Band Feuerwerke, zeige sich enorm wandelbar, und das markante Timbre des Sängers Paul Sheridan stecke gar "den Vater des Folkpunks" Adam Ant in die Tasche. Außerdem erkennt Leoni an: "Trotz der stark politischen und gesellschaftlichen Texte habe ich nie das Gefühl, von den sechs Iren mit erhobenem Zeigefinger belehrt zu werden." Vielmehr habe das Album echtes Kult-Potential.

Mit "Aita's Sentence" klinge ETRUSGRAVE vielleicht sogar so brillant wie auf dem Debüt, lobte Raphael im Monat darauf. Aita's Sentence
Die "Bibel des Epic Metals" werde kongenial fortgeschrieben "von Fulbertos originellem Gitarrenspiel einerseits und dem charismatischen Gesang Tiziano 'Hammerhead' Sbaraglis andererseits." Textlich werden Themen aus Historie und Mythologie aufgegriffen, die Band biete "zum dritten Mal in Folge die reine Lehre des italienischen Epic Metals, voller Mystik, Gefühl und Erhabenheit". Ein Fest für Liebhaber!

Der Juli stand bei Leoni Dowidat im Zeichen von TANZWUT: Schreib es mit Blut
"Sänger Teufel und seine Band bleiben auch auf dem neusten Album ihren Wurzeln im Mittelalter-Rock treu, der Dudelsack gibt auf den meisten Songs Tempo und Rhythmus vor. Dennoch muss er auf "Schreib es mit Blut" mit überraschend klaren und harten Gitarren konkurrieren. Und die laufen ihm beinahe den Rang als tragendes Element ab", schrieb sie. Melancholische Orgelklänge, industriell angehauchte Intros, typischer Mittelalter-Rock, Mitgröhlohrwürmer, ein Seemannslied als Duett mit Liv Kristine - all das mache das Album zur facettenreichsten Scheibe, die TANZWUT bisher veröffentlicht habe. Sie mache "berauscht, glückstrunken und irgendwie auch ein kleines bisschen wahnsinnig. Ein echtes Teufelswerk!"

Ende Juli veröffentlichte das VIVALDI METAL PROJECT seine Kollaboration "The Four Seasons" und riss Björn Backes ein gutes Vierteljahr später zu der Behauptung hin, es sei keines der renommierten Symphonic-Projekte so nah an der Klassik dran wie das VIVALDI METAL PROJECT. The Four Seasons
Daran beteiligt waren Musiker von DELAIN, KAMELOT, RAGE, SAVATAGE, SOILWORK, SYMPHONY X, TESTAMENT und dem TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA unter der Leitung des italienischen Keyboarders, Komponisten und Produzenten Mistheria. Björn zufolge werde die Stimmung der Vorlage nahezu eins zu eins aufgegriffen, würde durch die Gesangsdarbietungen jedoch zunehmend eigenständiger, "The Four Seasons" setze gar "in all seiner Kunstfertigkeit neue Grenzen in der klassisch-metallischen Musik", der es künftig als Maßstab gelten müsse.

Eigenständige, geheimnisvolle Kunst bietet laut Leoni Dowidat auch die im Juli erschienene, besondere Werkschau von CORVUS CORAX: Ars Mystica
"Ars Mystica" ist mehr als ein Best Of aus 27 Jahren, denn Neueinspielungen kitzeln aus den im Mittelalter-Folkstil gespielten 16 mystischen Songs neue Nuancen hervor. "Ich setze mich brav auf den Hosenboden und lausche den Songs wie ein kleines Mädchen einem Geschichtenerzähler", schrieb Leoni somit denn auch über ihre Hörerfahrung; "über die ganze Scheibe hinweg verstehen die Spielleute es, mich als Hörerin so zu fesseln, dass ich wirklich NUR zuhöre."

Colossus, ihres Zeichens finnische Gesellschaft zur Förderung progressiver Rockmusik, gab schon mehrere an literarischen Vorbildern orientierte Alben unter Beteiligung mehrerer Musikschaffender heraus, Ende Juli dann über das Label Seacrest Oy "Decameron. Ten Days in 100 Novellas. Part III" nach Giovanni Boccaccio. Decameron. Ten Days In 100 Novellas. Part III
Die dritte und abschließende Box des Projekts enthält sage und schreibe vier CDs und ein dickes Booklet, und Raphael Päbst war begeistert von der großen Bandbreite und hohen Qualität der enthaltenen Musik. Neben den gängigen Sprachen Englisch und aus Boccaccios Heimat natürlich Italienisch auch japanischer Gesang, Kabarettistisches, Literatursamples, Orchestermusik, Funk, Jazz, Renaissance-Folk und jede Menge progressiver Rock sind nur einige Eindrücke aus den rund viereinhalb Stunden Spielzeit, mit denen man Raphael zufolge "viele, viele Monate Hörzeit verbringen kann, ohne sich zu langweilen." Insbesondere Retroprog-Fans eröffne sich hier eine wahre Fundgrube; "die Sammlung, zusammen mit ihren beiden Vorgängern, eignet sich somit perfekt als musikalische Begleitung zur Lektüre von Boccaccios fantastischem Werk, das in Abwechslungsreichtum der musikalischen Vielfalt in nichts nachsteht."

"Meisterhaft!" - so bezeichnete Raphael Päbst den Heavy Metal von DARK FOREST. Beyond The Veil
"Beyond The Veil" ist ihm ein besonderes Schatzkästchen, denn "Christian Horton hat sich erneut eine schier endlose Menge an überragenden Leads und Soli einfallen lassen, die mit viel Hingabe und Spielfreude aus den Boxen sprudeln, wie einer jener kristallklaren Bäche in den Wäldern Englands, die hier so oft besungen werden." Zur Naturverbundenheit der Band gesellen sich ansteckende Leads, Ohrwurmrefrains, Freude, Melancholie, filigranes Spiel, Herzblut und Leidenschaft, meint Raphael.

Episch und von tausend Seiten zeige "Armageddon" im August die Pagan-Metaller von EQUILIBRIUMArmageddon, feierte Leoni das Album schon kurz darauf begeistert ab.
"Armageddon" führe weiter weg von der Trinkliedvergangenheit, hin zu würdevoller Ernsthaftigkeit, voller Macht der Gefühle, trotz vielseitigem Instrumental- und Stil-Einsatz hart und brachial, immer wieder überraschend und modern trotz Folk-Metal-Basis, die immer wieder den eigenen Stempeldruck durchscheinen lasse.

Ende August zeigte sich Leoni Dowidat zufolge die Band KRAYENZEIT mit "Tenebra" von ihrer stärksten Seite. Tenebra
Mit mehr Härte versorgt als von anderen Mittelalter-Rockbands, mit griffigen Refrains, raffinierten Arrangements und virtuosen Soli, Spielfreude und einer Pratchett-Hommage fühlte sich Leoni auf "einen makaber-mitreißenden Ritt durch die Nacht" geschickt; von einem "Werk, das Liebhaber des Mittelalter-Rocks einfach haben MÜSSEN. Dabei beweist die Gruppe auch textlich ein echtes Gespür für ungewöhnliche Geschichten, Sichtweisen, einen tiefschwarzen Humor und starke Bilder."

"Auf "Leuchtfeuer" spielt SCHANDMAUL auf der großen Klaviatur der Gefühle", schrieb Leoni im September über das aktuelle Werk der Mittelalter-Rock-Band. Leuchtfeuer
Obwohl sie deren jüngere Alben bislang kritisch sah, hat das "Leuchtfeuer" es Leoni angetan. Das liegt wohl nicht zuletzt an der darauf gebotenen Vielfalt: Von heroisch-kämpferisch, über Stammtisch-Song und Partyhymne bis hin zu wehmütiger Ballade und emotionalem Duett, ja sogar selbstironisch humorvolles Material findet die geneigte Hörerin und lobt das echte Gemeinschaftswerk der Gruppe. Zwei Gäste gibt es auch zu hören: Pianist Heiner Jaspers und Sängerin Tarja Turunen. Laut Leoni setzt sich SCHANDMAUL damit "ein strahlendes Denkmal, welches auch das verlorenste Schiff bis weit aufs Meer sehen sollte".

Dreizehn Alben hat FIDDLER'S GREEN mit "Devil's Dozen" bereits unterm Gürtel.
Die irischen Speedfolker haben es Leoni damit besonders angetan. Devil's DozenAtemberaubend, verblüffend vielseitig zwischen Partystimmung und traditioneller Würde changierend, bzw. beides miteinander verbindend - das sind die Qualitäten, die sich aus Leonis Rezension herauslesen lassen; eben die Qualitäten einer teuflisch guten Liveband, die hier offenbar bestens auf Tonträger gebannt wurden und somit alle in ihren Bann schlagen müssten, für die die Spannung zwischen Tradition und Moderne erst das Salz in der Suppe ist.

"Nichts Geringeres als eine Erleuchtung in Sachen Extrem-Metal" erhielt Thomas Becker im Oktober von SERPENTINE DOMINION: Serpentine Dominion
"Serpentine Dominion" mit George "Corpsegrinder" Fisher (CANNIBAL CORPSE) am Mikro, dessen "unbarmherzige Stimme befiehlt, weiter zu laufen und den Schmerz zu umarmen", so Thomas wörtlich, war es ausgerechnet, was ihm, dem bisherigen CANNIBAL CORPSE-Kostverächter den Reiz von in unfassbarer Geschwindigkeit hackenden Drums und Gitarren, Höllengrooves, reinshreddernden Soli etc. schmackhaft machten. Perfektion und Präzision seien derart "bedingungslos Gehorsam einfordernd", dass Thomas "vor allen drei Musikern nur kniend und mit dem Blick zu Boden weinend "Ja Schlangenmeister, wie Du befiehlst, Schlangenmeister" murmeln" könne; "ich werde bis an die Ende meiner Tage über rostige Nägel laufen, Schlangenmeister". Mit Adam Dutkiewicz (KILLSWITCH ENGAGE) an der Gitarre und Shannon Lucas (BLACK DAHLIA MURDER) am Schlagwerk kann man hier mit Fug und Recht von einer All-Star-Band sprechen. Und Thomas kommen sogar noch Assoziationen an PANTERA, MEGADETH, THE HAUNTED, VEKTOR und DEATH, "nur alles zehn Stufen krasser, schneller, fieser, höher, weiter, extremer."

"So geht Doom!", meinte Raphael Päbst bezüglich "The Year Is One" von SPIRITUS MORTIS im November. The Year Is One
Besser gar als CANDLEMASS, LORD VICAR & WRETCH fand Raphael diese Scheibe mit Ex-REVEREND BIZARRE-Sänger Sami Hynninen, dessen Stimme er höchst charismatisch findet, und der hier alles aus selbiger heraushole. Roh, schwer, druckvoll und dennoch transparent sei zudem die Produktion des Rittes "durch alle Facetten des traditionellen Dooms", "stets voller brillanter Riffs, einzigartiger Gesangslinien und mit einem mörderischen Druck und Groove eingespielt."

Mit "Blue And Lonesome" hätten die ROLLING STONES im Dezember "die größte Überraschung des Musikjahres" abgeliefert, schrieb Tobias Dahs und ist um Begründungen nicht verlegen: Blue And Lonesome
Zehn Jahre seit dem letzten Studioalbum, danach nur wenige Klassikerkonzerte und zahlreiche Re-Releases, vorweggenommene Nachlassverwaltung quasi; und nun auch wieder keine Eigenkompositionen, sondern Blues-Klassiker als Coversongs angekündigt... - dennoch hätten sich die STONES "im 54. Jahr ihrer Geschichte mit "Blue And Lonesome" vitaler denn je" zurückgemeldet. Ungeplant während Studiosessions zu einem neuen Album entstanden, habe Produzent Don Was die spontanen Aufwärmübungen zwanglos im Studio mitgeschnitten, bis dann nach drei Tagen eben jenes Comeback mit seiner neuen, alten Roots-Ausrichtung entstanden sei. Die STONES klängen darauf "wie in ihren Anfangstagen in der Londoner Clubszene". Der spröde Livesound passe perfekt zum Material, vor allem Mick Jagger blühe richtig auf, biete neben befreitem Gesang auch regelmäßig hervorragende Bluesharp-Einsätze, doch auch die Gitarristen Wood & Richards böten ein jungbrunnengetränktes Spiel, verwoben "wieder wie zu "Exile On Main Street"-Zeiten, über dem unaufgeregt perfekten Rhythmusgespann von Charlie Watts und Darryl Jones. Kurzum: Höchstleistungen.

Redakteur:
Eike Schmitz

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