WARHEAD: Interview mit Peter Breitenbacher

01.01.1970 | 01:00

Anlässlich des neuen Albums "Beyond Recall" von Warhead führte ich ein Interview mit Peter Breitenbacher (Drums).

Georg:
Welche Chancen rechnet ihr euch mit der neuen Platte aus?

Peter:
Es ist nicht so daß wir nach draussen sehen und sagen: Wir müssen jetzt so und so klingen oder wir müssen so klingen um uns abzuheben oder anders zu klingen. Unsere Musik ist entstanden aus unseren Bedürfnissen. Das ist das was mir einfach fehlt in der heutigen Musik. Wenn ich ne neue Platte kaufen will, auf ein Konzert gehen will, mir ne Metalband anhören will, dann müsste das so klingen wie das was wir machen.
Bewusst Musik marktgerecht zu machen ist nicht unser Ding, denn wir sind weit weg von allen Trends. Ich denke schon, daß wir eine eigene Note haben. Und entweder wird es dazu führen, daß man auf uns aufmerksam wird oder es wird uns das Genick brechen.
Wirtschaftlichen Erfolg kannst du nur innerhalb eines Trendes haben. Für uns ist es ein ideller Erfolg einen Trend mit dem wir nichts zu tun haben zu überleben. Sicher muß es sich irgendwann auch wirtschaftlich rechnen, du kannst nicht 7,8,9,10 Jahre immer nur draufzahlen. Irgendwann ist das Geld einfach nicht mehr da. Das heißt nicht, daß ich dann aufhöre Musik zu machen, aber wenn du merkst daß 2/3 Jahre nichts passiert mit der Band (wirtschaftlich), dann geht es halt nicht. Es ist halt nicht so einfach. Aber bevor du auf die Idee kommst, daß es nicht mehr geht ist eh die Plattenfirma da, die es dir sagt.

Georg:
Wie entstehen eure Songs?

Peter:
Songs entstehen im Auto, auf dem Klo, oder in der Dusche, also in irgendeinem Kopf. Und im Proberaum trägt dann irgendeiner die Strophe, das Thema, den Riff, vieleicht sogar einen ganzen fertigen Song vor. Und da wird das dann gemeinsam bearbeitet und arangiert. Es ist also nicht so, daß unsere Songs im Proberaum geschrieben werden.

Georg:
Es gibt ja auch Bands die ihre Songs im Studio schreiben.

Peter:
Ja, das möchte ich auch mal machen. Das ist bestimmt ne nette Atmosphäre. Für uns ist das schier utopisch. Wir müssen sehen, daß wir spätestens nach 14 Tagen aus dem Studio wieder raus sind. Sowas bezahlt uns kein Mensch.

Georg:
Spielst du lieber Live oder im Studio?

Peter:
Das ist schwer zu sagen, ich bin wohl ein Freund von beidem. Ich kann nicht sagen daß mir eines besser gefällt.
Bei Björn ist das so, daß er lieber im Studio ist. Nicht daß er nicht gerne live spielen würde, aber er frickelt halt gerne.
Ich spiele total gerne live. Aber genauso gerne mach ich die Arbeit im Studio, wenn man hört was aus den Songs entsteht die man zusammen kreirt hat, das macht schon Spass.

Georg:
Eure Scheibe hat ja ein Konzept, kannst du dazu noch etwas erzählen?

Peter:
Beyond Recall heißt unwiderruflich. Es geht um die Todesstrafe, bzw. um jemanden den dieses Schicksal ereilt. Auf dem Cover ist die Execution mit der Giftsprize dargestellt. Diese Art der Totesstrafe soll halt besonders human sein, weil man als Aussenstehender den Todeskampf nicht sieht, da als erstes die Muskeln betäubt werden.
Wir haben an dem Thema Interesse und sind auch Gegner der Todesstrafe. Wir haben sehr viel recherchiert. Die Todesstrafe ist ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in den USA weil sehr viele Menschen daran verdienen. Deswegen hat auch niemand Interesse sie abzuschaffen.
Angefangen haben wir mit Dead Man Walking und diverse Reportagen. Wir haben ein Buch gefunden, das da besonders informativ war. Magret Sprecher - Leben und Sterben im Todestrakt. Sie hat das vor Ort in Hudsonville (bei Huston) recherchiert. In Amnesty Kreisen auch als Welthauptstadt des Todes bekannt. Dort wird mittlerweile wöchentlich hingerichtet. Dort sitzen noch 490 Menschen die auf ihre Execution warten und das ist nicht das einzige Gefängnis. Es sind nicht nur Einzelfälle, wie man immer meint. Ich fand es sehr erschütternd.

Georg:
Wie ist die Arbeit mit Noise Records?

Peter:
Wir sind total glücklich mit dieser Plattenfirma. Das Team ist wirklich gut. Die machen wirklich was für uns! Die Geschäftsführung nimmt sich auch die Zeit anzurufen was gerade anliegt, was sie tun und warum sie es tun. Das finde ich schon ziemlich beachtlich. Der Kontakt zur Geschäftsleitung ist da. Und wenn man mal einen erreichen will und der ist in einer Besprechung, dann ruft er danach zurück. Das sind so Sachen, da merkt man, daß die Interesse an den Bands haben. Die tun was für ihre Bands.
Wobei auch unsere vorhergehende Plattenfirma auch viel für uns getan hat. Sie haben alles getan um uns auf den Markt zu bringen. Von daher haben wir bisher eigentlich immer Glück gehabt. Wir waren in guten Händen.

Georg:
Ihr seid seit 93 das selbe Team ohne Umbesetzung. Habt ihr ein Geheimrezept?

Peter:
Geheimrezept in dem Sinne, wenn du mit Leuten zusammentriffst die das gleiche auf dem gleichen Level wollen. Aber so geheim ist das ja gar nicht. Wenn einer das nicht so ernst nimmt, dann wird das auch nichts. Aber wir verstehen uns auf dem Level ganz gut.

Georg:
Was sind / waren deine Lieblingsbands?

Peter:
Das ist sehr diplomatisch gefragt. Also meine harten Roots sind die alten AC/DC bis 81, Maiden bis 88. Maiden, das war meine Jugend, sie waren meine Kultband. Die hab ich mir auch immer Live angeschaut. Also bis 7th Son, dann hat mein Interesse nachgelassen, wegen personeller Umbesetzungen und so. Meine Heavy Metal Welt war halt das. Als die erste Dio rauskam, das war schon sensationell, das war so meine Musik, Holy Diver, Last at Line auch noch. Black Sabbath eigentlich auch bis zu dem Zeitpunkt, wobei die Headless Cross finde ich auch schweinegeil. Und Slayer mag ich auch unheimlich gerne. Das ist so mein harter Sektor. Inzwischen höre ich aber weniger Metal weil es für meinen Geschmack einfach nicht mehr soviel gibt.
Meine Entdeckung der 90er ist Massive Attack und Bjork, die find ich total geil, sie ist zwar ziemlich durchgeknallt, aber sie ist jemand der autenthisch Musik macht. Was in den letzten 10 Jahren noch gutes rausgekommen ist, ist die letzte Gorefest, das ist ein absolutes Megaalbum.
Und dann bin ich seit Urzeiten absoluter Cure-Fan. Ich habe auch nicht das Bedürfnis mich an eine Musikrichtung zu krallen. Meine emotionalen musikalischen Roots sind wirklich im Metal Bereich anzusiedeln. Das hat mit AC/DC angefangen. Das ist die Musik mit der ich mich auch am besten ausdrücken kann, mit der ich mich identifizieren kann. Aber das heißt nicht, daß ich rund um die Uhr Metal hören muss. Es ging bei mir auch ganz schnell in andere Richtungen. Ich habe in meiner Jugendziemlich früh eine Cure Kasette bekommen und dachte mir, was ist dass denn? Das ist ja total geil. Killing Joke find ich halt total klasse. Ohne Killing Joke wäre niemals so ein Song entstanden wie Blindly auf der ersten Platte, oder auf der zweiten The Other Side oder Into the Light, da sind so spährische Gitarren, die es im Metalbereich eigentlich weniger gibt. Es ist halt andere Musik, aber es ist gut wenn man über den Telerrand hinausguckt.

Georg:
Woran glaubst du?

Peter:
An mich, an uns und an gute Energie.

Georg:
Wie stehst du zu Black Metal? Das böse sein wollen?

Peter:
Lass sie machen. Jeder braucht sein Kompesationsmittel. Jeder soll das machen was ihn glücklich macht. Kritisch wird es nur dann wenn das Publikum der Band hörig ist und das dann auch ausgenutzt wird, wenn Friedhöfe geschändet werden. dann ist wirklich genug.

Georg:
Wollt ihr dieses Jahr auf einem der großen Festivals spielen?

Peter:
Ja! Auf jeden Fall. Aber das wird wohl nicht funktionieren. Dafür sind wir einfach zu klein und die Quantität derer die so klingen wie Hammerfall zu groß ist. Das ist der Grund warum wir kein Set mehr bekommen.
Viele Journalisten unterscheiden auch nicht und sagen es gibt genug von euch, von eurer Klasse. Aber ich glaube es gibt nicht so viele Bands die solche Musik machen wie wir, daß unsere Eigenständigkeit, von der ich glaube, daß sie die Band erreicht hat, nicht erkannt wird.

Georg:
Wie sieht es mit eurer Tour aus?

Peter:
Sie findet vom 06.- 16 April statt. Es wir ein Rotationsprinzip geben. Es werden wohl 3-4 Bands gleichwertige Bands spielen, die jeden Abend mal am Anfang und mal am Ende spielen. Möglicherweise fällt sie auch aus, weil die 2 anderen Bands ausgefallen sind. Aber ich bin da nicht so auf dem aktuellen Stand.

Georg:
Wie fandest du die Tour mit U.D.O. letztes Jahr?

Peter:
Super! Wir haben eine sehr gute Publikumsresonanz bekommen. Wir sind auch super integriert worden und es ist ein Kontakt zu U.D.O. über die Tour hinaus entstanden. Das ist echt super gelaufen. Es hat total Spass gemacht. Wir haben das Licht und den Sound bekommen von U.D.O. Ich hätte nicht gedacht, daß es bei einer Band von unserem Status soetwas geben kann. Der Frank (Tourleiter und Manager von U.D.O.) hat für uns den Sound gemacht und wir hatten die selbe Lautstärke wie U.D.O.

Georg:
Habt ihr auch schon daran gedacht klassische Instrumente einzubauen?

Peter:
Auf unserem letzten Album Perfekt Infect gab es ein Intro, ein klassisches Thema, das von unseren Freunden den Inchtaboktables gespielt wurde. Mit Streichern und allem Drum und Dran. Wie gesagt, es ist nur ein Intro, aber es sind echte Streicher, das glaubt man uns fast gar nicht, weil wir ja auch kein so großes Budget haben.
Und sowas wie Metallica? Das haben wir nicht vor. Das kann ich mir nicht vorstellen.

Georg:
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Peter:
Live spielen bis der Arzt kommt. Präsent sein und spielen.

Georg:
Könnt ihr von der Musik leben? Weil sonst wird die Präsenz doch sicher durch den Beruf eingeschränkt.

Peter:
Wir haben alle Jobs. Aber wir haben das Glück einen Arbeitgeber zu haben der uns spielen lässt.

Georg:
Bist du online?

Peter:
Wir haben uns sehr früh ne Homepage angeschafft und seit Anfang des Jahres haben wir uns auch eine Domain gekauft : Warhead.de. Die Homepage soll als Anlaufpunkt dienen für alle, die sich für die Band interessieren. Sie sollen dort alles erfahren können und mit der Band in persönlichen Kontakt treten können. Und wenn eines Tages die Plattenfirmen von uns nichts mehr wissen wollen, dann machen wir alles über das Internet. Das Internet ist das Medium der Zukunft.

Georg:
Vielen Dank für das Interview.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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