WARBRINGER: Interview mit John Kevill

27.05.2020 | 21:52

WARBRINGER is back! Das Thrash-Metal-Schlachtschiff aus Ventura, Kalifornien, hat mit "Weapons Of Tomorrow" ein mehr als heißes Eisen im Gepäck, das darauf brennt, sämtliche Bühnen in Schutt und Asche zu legen. Bis es dazu kommt, bleiben zumindest die heimischen Stereoanlagen nicht verschont, denn die Band um Frontmann John Kevill macht auch im sechsten Ansturm keinerlei Gefangene. Wir nahmen die aktuelle Platte zum Anlass, um dem Sänger ob der neusten Bandveröffentlichung ein wenig auf den Zahn zu fühlen, wollen aber zunächst einmal wissen, wie es ihm und WARBRINGER geht.

"Ich fühl mich gut, vielen Dank. Das liegt natürlich auch an den unglaublichen Reaktionen auf "Weapons Of Tomorrow". Aber natürlich sind wir auch recht frustriert, da wir aufgrund der aktuellen Situation zu Hause feststecken und das Album live nicht promoten können, aber finden es toll, dass die Leute da draußen die Platte anscheinend genauso sehr mögen wie wir es tun." John spricht gerne über den aktuellen Output und blickt bei der Frage, wie lange der Entstehungsprozess gedauert hat, einmal zurück. "Zwischen beiden Veröffentlichungen hatten wir viele Auftritte im Zuge der "Woe To The Vanquished"-Scheibe. Anfang 2019 entstanden dann Züge für die neuste Platte. Klar existierten die ersten Ideen schon lange vorher, aber zu dem Zeitpunkt wurde das alles konkreter und spruchreifer. Und im Juli haben wir die einzelnen Songs dann aufgenommen, also der Großteil des Songwriting-Prozesses war innerhalb von fünf bis sechs Monaten erledigt."

Allein vom Titel her dürfte die Marschrichtung bei WARBRINGER bekannt sein. Wir fragen John nach einer direkten Verbindung zwischen Titel und den Songs. "Der Titel selbst bezieht sich auf den Opener 'Firepower Kills', in dem auch die Titelphrase verwendet wird. Die Idee zu dem Song kam auf, als ich die Geschichte der Feuerkraft und Waffen von ungefähr 1860 – 1914 etwas genauer betrachtete, also die Zeit, in der die Entwicklung explodierte. Und dieser Prozess wurde nie gestoppt. Der Song setzt den Zuhörer direkt zu Beginn ein, ein altes, klappriges Maschinengewehr abzufeuern - natürlich mit den passenden Riffs! Und im weiteren Verlauf wird die Fortsetzung dieser tödlichen Technologie beschrieben." Was sind denn seiner Meinung nach die Waffen der Zukunft? "Und was die Bedeutung angeht, nun, der springende Punkt ist, dass niemand genau weiß, wie die Waffen der Zukunft aussehen können. Zu den heutigen Waffen zählen auch Dinge wie eine geführte Drohne, die ein präzises, gezielt politisches Attentat durchführen kann. Wenn so etwas heute passiert, was ist denn dann morgen möglich? Alles, was ich dir mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es die vollste Kraft der aufkeimenden Technologie auf modernste Weise nutzen wird, denn das ist es, was die Militärs auf der ganzen Welt seit mindestens hundert Jahren ununterbrochen tun. Und die heutige Technologie ist jetzt weitaus gereifter als sie noch damals war."

Hierbei bohren wir bei John und "Weapons Of Tomorrow" tiefer und fragen nach noch mehr Background. "Songs wie 'The Black Hand Reaches Out' oder 'Glorious End' handeln von eher historischen Zeiten, in denen Waffen, die damals brandneu waren, die Kriegsführung entscheidend veränderten und verheerende Folgen für die Menschen hatten. Aber andererseits behandelt die Platte auch Themen, die in eine etwas persönlichere, sehr emotionale Richtung gehen wie beispielsweise 'Unraveling' oder 'Defiance Of Fate', eine Art Science-Fiction-Story. "Weapons Of Tomorrow" geht musikalisch wie auch textlich in viele Richtungen."

Und ein Song, nämlich 'Notre Dame (King Of Fools)' passt aktuell leider wie die Faust aufs Auge. Wir schauen traurig auf den 15. April 2019. "Der Track wurde an jenem Tag geschrieben, als wir von dem Feuer in der Kathedrale erfuhren. Das beeinflusste die lyrische Richtung des Songs enorm, die schließlich zu den Themen der persönlichen Isolation Quasimodos in Victor Hugos "Der Glöckner von Notre Dame" führte. Die letzte Strophe behandelt eine Art Retrospektive über das Niederbrennen der Kirche und stellt eine Vermächtnisfrage, was mit den Geschichten um diesen Ort passiert, nachdem sie verbrannt wurden."

Musikalisch hat die Platte einiges zu bieten. John berichtet von der musikalischen Verbindung zwischen "Woe Of The Vanquished" und "Weapons Of Tomorrow". "Die aktuelle Scheibe setzt im Grunde den Weg fort, der mit "Woe Of The Vanquished" angefangen wurde und erweitert die Thrash-, Extreme-, aber auch melodischen und epischen Momente. Ich denke, dass der epischere Sound aktuell noch mehr zum Vorschein kommt als bei unseren älteren Platten, auf denen dieser Aspekt der Band eher an das Ende gepackt wurde." Mir als Hörer kommt die Platte auch noch abwechslungsreicher vor als WARBRINGER in der Vergangenheit agierte. Ich denke, ich liege mit meiner Vermutung nicht ganz weit weg. "Ein gewisses Maß an Abwechslung ist natürlich auch für uns sehr wichtig. Wir wollen, dass alles, was wir schreiben, ziemlich metallisch rüberkommt, aber wir denken, dass es auch viel Raum gibt, um sich darin anzupassen. Sowohl innerhalb einzelner Alben als auch zwischen den Platten sollte der Zuhörer immer ein Gefühl der Veränderung und des Fortschritts spüren, sonst ist es schlichtweg keine interessante Kunst. Aus dem gleichen Grund muss es jedoch auch immer recht bandtypisch klingen und als WARBRINGER erkennbar sein. Das ist eine sehr enge Gratwanderung, auf der wir gehen."

Damals, speziell bei den ersten beiden Scheiben, waren stets Verweise zu Bands wie KREATOR, EXODUS, SLAYER und TESTAMENT im Sound WARBRINGERs zu hören. Und trotz der namhaften Referenzen entwickelten die Amis einen ganz eigenen, bandtypischen Sound, auf den wir John ansprechen. "Natürlich ist es immer noch unsere eigene Version vom guten, alten traditionellen Thrash Metal. Ich denke, dass ist stets die Grundlage unseres Sounds, aber wir sehen uns nicht nur auf diese Art von Einflüssen beschränkt. Trotzdem ist dies das zentrale Element unserer Band." Zum Abschluss dieses Gesprächs richtet Mr. Kevill noch einige Worte an die Fans und macht Hoffnung auf künftige Live-Darbietungen. "An unsere Fans: Wir sehen uns sobald wir können wieder in Europa. Sobald die Pandemie vorbei ist. Jedes Lied, dass ihr auf der Platte hört, kommt live noch viel härter und geiler rüber. Also freut euch! Prost und keep it Metal."

Wir freuen uns jedenfalls und zelebrieren seit dem 24. April die neuste WARBRINGER-Kostprobe. "Weapons Of Tomorrow" erschien via Napalm Records.

Redakteur:
Marcel Rapp

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