VOLBEAT: Interview mit Thomas Bredahl & Jon Larsen

10.09.2010 | 14:13

Wenn sich jemand in den letzten fünf Jahren den Durchbruch hart erarbeitet hat, dann war das wohl VOLBEAT. Sie haben mit überragenden Liveshows und einem eigenständigen Stil immer mehr und mehr Fans gewonnen. Am 10. September erscheint das vierte Album "Beyond Hell/Above Heaven" beim neuen Label Universal. Wir trafen Gitarrist Thomas Bredahl und Schlagzeuger Jon Larsen in der 8. Etage des Universal-Hauptsitzes in Berlin.

Der diesige Septembertag zeigt Berlin nicht von seiner allerbesten Seite, dennoch sind Thomas & Jon extrem entspannt. Von Nervosität aufgrund der baldigen Veröffentlichung keine Spur. Das ist auch nicht nötig, denn mit "Beyond Hell/Above Heaven" liefern die dänischen Senkrechtstarter erneut ein bärenstarkes Album ab, dass die bekannten Trademarks enthält und dennoch ein paar kleine Feinheiten einbaut. Entsprechend überragend ist das Feedback, welches VOLBEAT bekommen. Der zweite Platz im September-Soundcheck bei POWERMETAL.de ist da nur ein weiterer Beweis. "Das Feedback gerade in Deutschland ist bislang wirklich fantastisch." steigt Sonnyboy Thomas in das Gespräch ein. "Wir bekommen nur positive Reviews hier und landen in all den Soundchecks weit oben. Auch in Dänemark sind die Reaktionen bisher toll. Es gibt lediglich einen Journalisten eines Magazins, der uns zwei von sechs Punkten gegeben hat. Der hat uns auch schon bei einem Konzert verrissen, das eigentlich ziemlich gut war. Er scheint irgendein Problem mit unserer Musik zu haben, aber das ist natürlich auch okay. Es ist halt alles eine Frage des Geschmacks. Interessant wird es, die Rezensionen von der normalen Tagespresse zu lesen, denn es könnte etwas schwieriger werden, sie davon zu überzeugen, dass ein Song mit Barney von NAPALM DEATH toll ist, wo sie sonst doch eher die ROLLING STONES hören.", lacht Thomas und liefert damit gleich die Steilvorlage zum nächsten Punkt. Neben Barney ist auch noch KREATORs Mille auf dem Album zu hören. In beiden Fällen kam es auf ziemlich ähnliche Weise zur Zusammenarbeit wie Jon erzählt: "Sowohl mit NAPALM DEATH und auch mit KREATOR haben wir schon mal zusammengespielt und die beiden dabei kennengelernt. Barney kannte uns auch schon, weil seine Freundin ihn gezwungen hatte VOLBEAT zu hören und hatte eine Menge Spaß dabei. Michael (Poulsen - v. & gt.) und ich sind schon lange große Fans von NAPALM DEATH und so kam er auf die Idee, dass Barney doch bei 'Evelyn' singen könnte. Barney wollte dann den Text sehen, weil er da schon etwas wählerisch ist und als der für ihn okay war, kam er für einen halben Tag ins Studio, brüllte seine Parts ein und verschwand wieder, während Michael und ich ihn wie kleine Schuljungs bewundert haben, haha. Mit Mille lief es ganz ähnlich. Ihn haben wir auf der "Danish Dynamite"-Tour kennengelernt, die er sich angesehen hat, weil er schon mal mit HATESPHERE unterwegs war. Auch da hatte Michael die Idee ihn zu fragen und schon war er im Studio, hat seine Parts für '7 Shots' gesungen, mit uns gegessen und war wieder weg. Das war auch einfach nur toll." An eine Zusammenarbeit mit James Hetfield, um die es einige Gerüchte gab, wurde allerdings nie gedacht. Thomas winkt nur ab, "Das wäre doch auch nicht wirklich spannend gewesen. Klar, wir waren zusammen auf Tour, James hat mehrfach betont, dass er unsere Musik mag, aber da muss er ja nicht gleich auf unserem Album als Gast auftreten. Ich bin auch gar nicht sicher, ob er das machen würde." Jon steigt ein und zeigt sich als Intimkenner der Band. "Er hat mal Gastauftritte bei DANZIG und C.O.C. gehabt, aber das ist auch schon ewig her." "Davon abgesehen, kennt doch eh jeder VOLBEAT-Fan METALLICA", übernimmt Thomas wieder. "Das nützt doch keinem was. Aber ich bin nicht sicher, ob jeder Fan von uns auch KREATOR oder NAPALM DEATH kennt. Da ist es doch viel besser auch diese Seite unserer Einflüsse zu zeigen und vielleicht ein paar Leute dazu zu bringen, sich mit diesen Bands zu beschäftigen und im besten Falle ihre Diskografien zu kaufen."


Wobei die Einflüsse nicht nur durch die Gäste deutlich zum Ausdruck gebracht werden, sondern auch musikalisch immer wieder Tribut gezollt wird. So beginnt 'Who They Are' mit einer deutlichen Hommage an SLAYER und METALLICA. "Ja, du hast Recht. Das klingt wirklich nach SLAYER und METALLICA. Und das wollen wir auch so.", macht Jon deutlich. Das ist auch gut so, denn diese Form von Tribut zeigt ja Größe, zumal der Song am Ende doch wieder nach VOLBEAT klingt. "Wenn man heutzutage Musik macht, kann man doch eh nichts mehr wirklich Neues machen." sinniert Thomas. "Man kann maximal bekannte Elemente mischen, so wie es VOLBEAT gemacht haben, aber dabei ist es eben auch unvermeidbar, dass man bereits Bekanntes spielt." Das eigentliche Phänomen dabei ist, dass VOLBEAT einfach immer nach VOLBEAT klingen, egal, was die vier Musiker zusammen machen. "Ja, das stimmt. Ich denke, das erleichtert es uns auch auf dem schmalen Grat zwischen Veränderung und Selbstkopie zu wandern. Wir fügen unserem Sound immer mal etwas Neues hinzu, so wie beim letzten Album mal Ska- und Reggae-Elemente eingebaut wurden, aber wir entfernen uns dennoch nicht allzu sehr vom Kern unserer Musik. Wir könnten wahrscheinlich auch Jazz spielen und es würde immer noch nach uns klingen." lacht Thomas. "Wir haben sowieso beobachtet, dass es eine einzigartige Chemie zwischen uns geben muss. Wenn andere Musiker unsere Songs spielen, dann klingt das einfach nicht richtig. Wir hatten schon Gäste auf der Bühne, die einfach viel zu gut waren, um unsere Riffs zu spielen." Und fügt hinzu: "Wir sind halt alle vier keine großartigen Musiker. Wir haben das alle nicht professionell gelernt, sondern uns alles selbst beigebracht. Und wenn wir dann noch auf unseren Instrumenten unser Zeug spielen, dann ist es nun mal schwierig für andere, das gleiche Ergebnis zu erzielen." Was Jon noch zu einer Anekdote bringt: "Es gibt jetzt eine holländische Coverband, die nennt sich VOLBEER. Die Jungs sind wirklich gut und sind nah an VOLBEAT, aber man hört doch sofort, dass wir es nicht sind." Und Thomas ergänzt: "Alle anderen müssen eben auch darüber nachdenken, wie wir Songs spielen oder wie Michael irgendetwas singt. Wir tun es einfach. Ich denke, dass man dies auch merkt. Wir sind nicht perfekt, aber spontan und selbstbewusst."

Attribute, die auch auf die Shows der Band zutreffen. Auch wenn noch nicht klar ist, wie Songs wie '7 Shots' oder 'Evelyn' live umgesetzt werden. "Das ist natürlich immer das Problem mit Gastmusikern und vor allem Gastsängern. Wir sind uns da auch noch nicht sicher, wie wir das umsetzen wollen. Vielleicht kann Jacob Bredahl von THE KANDIDATE oder L.G. von ENTOMBED (Supportbands bei der kommenden Tour - PK) die Parts von Mille und Barney übernehmen, aber da ist noch nichts klar." erzählt Jon und Thomas ergänzt: "Es war ja auch in der Vergangenheit schon so, dass wir Songs für die Bühne verändern mussten. Im Studio haben wir schon mit Cello und Kontrabass gearbeitet und das werden wir halt live nicht machen. Wir können nicht für ein paar Sekunden einen Musiker engagieren und wir wollen keine Samples nutzen. Stattdessen werden wir dann andere Lösungen finden. Wir wollen einfach nur eine Rockshow spielen." Wobei die größeren Hallen durchaus auch nach mehr Showelementen verlangen. "Wir sind ja eigentlich Fans davon, nur ein Backdrop aufzuhängen und loszuspielen", erzählt Thomas, "aber mit den immer größeren Hallen reicht das einfach nicht mehr aus. Von daher haben wir jetzt ein richtiges Stagedesign, das natürlich Elemente des Covers wiedergibt und es hat Laufstege hoch zum Schlagzeug und verschiedene Ebenen. So ist es auch für uns als Musiker etwas spannender über die Bühne zu laufen. Außerdem haben wir das erste Mal unsere komplette Licht- und Soundanlage dabei. So haben wir die volle Kontrolle darüber, wie die Qualität der Show ist. Das ist natürlich ein Riesenfortschritt für uns."

Dass VOLBEAT in den letzten Jahren derart durch die Decke gegangen sind, ist auch für die Band selbst immer noch eine Überraschung. "Ja, wir fragen uns schon immer, wie lange es dauert, bis die Leute merken, dass wir gar nicht wirklich spielen können." übt sich Thomas in Understatement. "Selbst bei unseren letzten Tour in den USA sind die Hallen voll geworden. Und dort gibt es ja wirklich mehr als genug tolle Bands und viele Konzerte und doch kommen Leute nach der Show zu uns und sagen, dass VOLBEAT das beste seien, was sie seit Jahren gehört hätten." erzählt Thomas nicht ohne Stolz. "Hier in Deutschland spielen wir jetzt bereits in Hallen, die 4.000 - 6.000 Leute fassen. Und in manchen Städten denkt man schon darüber nach, es in ein noch größeres Venue zu verlegen. Dabei ist das Album noch gar nicht erschienen." freut sich Thomas. Dies hat aber auch ein paar kleine Nachteile. Nach der Show am Merchandise-Stand die Fans zu treffen, wird in Zukunft nur noch schwer möglich sein. "Ja, das ist natürlich ein bisschen schade, denn ich mag es mit den Leuten zu reden. Aber die Security hat uns davon sehr dringend abgeraten." erzählt Jon. Und Thomas ergänzt "Es nützt ja auch nichts, wenn der Fan in einer Riesenschlange steht, nur um vielleicht schnell eine Unterschrift zu bekommen und dann weiter muss. Wenn wir schon die Leute treffen, wollen wir auch Zeit für sie haben. Wir überlegen daher vielleicht ein paar Meet & Greets zu verlosen, wo wir mit den Fans dann auch richtig Zeit verbringen und mit ihnen reden und alles signieren können." sagt Thomas und fügt lachend hinzu: "Nur gebrannte CDs werden wir nicht unterschreiben. Da kam doch neulich tatsächlich ein Fan mit einer gebrannten CD und einem kopierten Cover und wollte eine Unterschrift. Ich hätte ihm am liebsten sein Bier aus der Hand genommen und angemerkt, dass in der Welt jetzt wohl alles umsonst sei."

Erscheinen wird das Album bei dem Majorriesen Universal. Eine gewisse Erwartungshaltung gibt es da auch bei der Band. "Ja, wir erwarten natürlich, dass sie in die Läden gehen und so viele CDs kaufen, dass wir in die Charts kommen.", lacht Thomas. "Die Nummer 1 zu werden, dürfte schwierig sein, da ja auch die neue LINKIN PARK und die neue PHIL COLLINS erscheint. Aber im Ernst: Mascot haben einen tollen Job gemacht, aber wir denken, dass Universal uns jetzt auf das nächste Level bringen können. Wie auch immer das aussieht." Offensichtlich wird VOLBEATs Aufstieg auch mit "Beyond Hell/Above Heaven" weitergehen. Es ist den sympathischen Jungs zu gönnen.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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