Artikel | VIU DRAKH: Interview mit Björn Langkopf

VIU DRAKH: Interview mit Björn Langkopf

01.01.1970 | 01:00

Ohne wenn und aber kann ich mich der Aussage meines Kollegen Alex anschließen, VIU DRAKH's fünfte Veröffentlichung "Death Riff Society" kann man nahezu blindlings weiterempfehlen. Kein Wunder, die Scheibe des Quartetts aus Halle überzeugt auf ganzer Strecke und vermag in Sachen Qualität und Power Maßstäbe zu setzen. Kleiner Wehrmutstropfen am Rande ist die Präsenz eines nicht unbedingt originellen Coversongs, wie auch schon Kollege Alex mokierte ... von MOTÖRHEADS "Ace Of Spades" ist hier die Rede, der schon zahlreichen anderen Bands in ihrer Coverwut zum Opfer fiel. Warum es ausgerechnet dieser Song sein musste und vieles mehr verrät uns im folgenden Klampfer Björn.

Oliver: Nun Björn, warum unbedingt "Ace Of Spades"?

Björn: "Ace Of Spades" spielen wir schon viele Jahre bei unseren Konzerten. Auf Bitten vieler Leute haben wir das Ding mit auf die Scheibe genommen, obwohl das mit Sicherheit keine ganz neue Idee war. Letztendlich hat es sich aber als Glücksgriff erwiesen, da "Ace Of Spades" ein Metal-Standard ist und Cliff (DRILLER KILLER) und Johan (DRANGED) spontan bei den Aufnahmesessions mitmachten.

Oliver: Wie sind die Reaktionen denn bis dato auf Eure neue Scheibe "Death Riff Society" ausgefallen?

Björn: Bisher können wir uns nicht beklagen und insbesondere die Fans nehmen das Ding mit Begeisterung auf. Die Scheibe ist ja erst ganz frisch rausgekommen und auf einige Meinungen werden wir wohl noch ein bisschen warten müssen.

Oliver: Eure Lyrics wirken auf mich sehr düster und negativ? Sehe ich das richtig?

Björn: Das ist nur teilweise so. Natürlich befassen wir uns in den Texten viel mit Hass / Krieg / Tod. Bei einigen Lyrics stehen aber auch die Freude an der Musik und die Lust am (Metal-) Leben im Vordergrund (z. B. im Titeltrack "Death Riff Society").

Oliver: Hat der Name VIU DRAKH auch eine Bedeutung?

Björn: VIU DRAKH heißt in etwa "kämpfender Drachen". Dieser Begriff ist uns mehr zufällig in den Schoß gefallen, ohne dass wir wussten was dahintersteckt. Ein Sprachkundiger des osteuropäischen Sprachraums hat uns einige Monate nach der Namenswahl darüber aufgeklärt. Da hatten wir wohl Glück, dass es nicht "röchelnder Elch" oder "kaputter Staubsauger" bedeutet ... hehe!

Oliver: Seit Ihr eigentlich große PROFANITY Fans oder warum wurden die Jungs zweimal im Booklet erwähnt? Zufall?

Björn: Ist mir noch gar nicht aufgefallen. PROFANITY ist natürlich eine spektakuläre Band. Wir haben letzten Sommer zusammen auf einem Open Air gespielt und ich hab Ihre ganze Show lang jeden Gitarrenton genossen. Echt verrückt die Band!

Oliver: VIU DRAKH ist eine sehr rührige Liveband (300 Shows seit Bestehen der Band ist nicht übel). Welche Bedeutung haben für Euch live Gigs? Könnt Ihr Euch eigentlich noch an die bisherigen 3 Shows erinnern, die Ihr in Ulm (mehr oder weniger meine Heimatstadt) bis dato gespielt habt und welche Erinnerung habt Ihr an die jeweiligen Gigs?

Björn: Live Shows sind für uns das wichtigste am Bandleben. Nur so kann man den Puls der Szene spüren und mit den Leuten in Kontakt bleiben. Ulm haben wir, glaub ich erstmals 1994 (damals noch als TIN PAN ALLEY) gesehen. Danach waren wir zweimal mit DRILLER KILLER dort. Das letzte Konzert (+ ACCION MUTANTE) war eigentlich das Beste. Habe gehört der Laden sei abgebrannt? (In der Tat ... Brandstiftung; aber das Betei soll wieder aufgebaut werden ... Anm. d. Red.)

Oliver: An welches Land und seine Fans habt Ihr besonders gute Erinnerungen, bezogen auf die jeweiligen Gigs?

Björn: Deutschland ist definitiv immer noch eines der metalverrücktesten Länder. Weiterhin natürlich Tschechien und Polen. Allerdings hab ich unsere letzten Gigs in Belgien, Frankreich und der Schweiz auch nicht in schlechter Erinnerung.

Oliver: Ist Studioarbeit für Euch eher Erholung vom Live-Alltag oder eher mit viel Stress und Krampf verbunden?

Björn: Studioarbeit kann wirklich anstrengend sein. Zum Glück herrschte bei den Aufnahmen zu "Death Riff Society" eine sehr entspannte Atmosphäre. Man muss natürlich mit einer gewissen Bestimmtheit am Ball bleiben und es gibt auch mal Stress. Ich empfinde Aufnahmen aber eh mehr als einen kreativen Prozess und freue mich dabei über jeden Schritt in Richtung eines guten Endproduktes.

Oliver: Die neue Scheibe wurde von Euch selbst produziert bzw. den beiden Gitaristen. Warum habt Ihr keinen außenstehenden Produzenten hinzugezogen?

Björn: Wir waren uns eigentlich recht sicher, dass wir das alleine in den Griff bekommen. Natürlich kann man mit einem guten Produzenten noch einiges mehr rausholen, aber das währe vielleicht auch über unsere Machbarkeitsgrenzen gegangen. Außerdem war es schlichtweg schon schwierig (und teuer) genug uns vier Musiker über die Fähre zu bekommen und in Malmö unterzubringen.

Oliver: Jede Band hat ja was das Songwriting angeht ihren eigenen Stil. Wie muss ich mir die Entstehung eines VIU DRAKH Songs vorstellen?

Björn: Innerhalb der letzten Jahre hat sich die Kompositionsarbeit immer mehr vom Proberaum ins Wohnzimmer verlagert. Fish und ich tüfteln uns am Computer / Multitracker etwas zurecht, was dann letztendlich im Proberaum nur noch final arrangiert wird. Diese Arbeit ist sehr effektiv. Trotzdem gibt es aber im Proberaum auch immer noch diese typischen "Ich habe hier ein Riff..."-Situationen, aus denen dann ein Song entsteht.

Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Wann ist für Dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

Björn: Ich denke mal Du beziehst diese Frage jetzt auf meine Rolle als Musiker?
Wenn man Musik macht, muss man ständig mit unterschiedlichen Ansichten leben. Die Geschmäcker sind verschieden und so ist Kritik an Musik immer eine subjektive Sache. Damit muss man umgehen können. Zuviel wird's mir, wenn Leute aufgrund unterschiedlicher musikalischer Ansichten eine Schlammschlacht beginnen. So was muss nicht sein.

Oliver: Pfeift Ihr Euch privat auch nur harte Mucke rein oder darf es da auch mal was anderes sein?

Björn: Also neben dem vielen Metal, Punk und Grind Zeugs kann man bei mir auch einige Blues- und Southern-Rock Sachen im CD-Schrank finden. Nur dreckig muss es sein!

Oliver: Das Interview, das Du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags, verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?

Björn: Das ist schwer zu sagen. Natürlich sind Online Mags aufgrund der schnellen Überarbeitungszeiten wesentlich fixer und informativer als Printmedien. Insbesondere Termine und News sind somit wesentlich schneller zugänglich. Es hat sich ja in den letzten Jahren ein regelrechtes Netzwerk von Online Mags weltweit aufgebaut. Leider kann man aber Net-Zines nicht mit aufs Klo nehmen, was bekanntlich einer der beliebtesten Leseorte ist ... hehe!

Oliver: Eigentlich kann man das, was ich jetzt frage in der heutigen Zeit nicht mehr bringen, aber ich mach's trotzdem: als eine Band aus dem Osten Deutschlands, gibt es da noch Unterschiede in Sachen Einstellung, Verhalten, Professionalität … zu Bands aus dem Westen? Sollte es eigentlich nicht, oder!?

Björn: Nein! (Klare Aussage; ich weiß, die Frage hätte ich mir schenken können ... Anm. d. Red.)

Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?

Björn: Hmm. Noch nie drüber nachgedacht. Ich komm eigentlich ganz gut mit mir klar. Jung-dynamisch-erfolglos! Frag mich nochmal wenn ich 70 bin und keinen mehr hoch kriege...

Oliver: Was kannst Du uns zu der Split EP mit Driller Killer erzählen, die dieses Jahr über XETAL RECORDS erscheinen soll?

Björn: Uuuaahhh! Schwieriges Thema. Das Ding sollte eigentlich schon im Januar fertig sein. Wir haben komplett das Layout, die Master CD und den ganzen Kram fertig. Unglücklicherweise ist bei XETAL aber in letzter Zeit eine Menge Rummel losgewesen, weswegen sich der Release verschob. Ich bin aber zuversichtlich, dass es noch im Frühjahr klappt. Inhaltlich zeigen die Bands sich von einer nicht ganz so bierernsten Seite. Die Aufnahmen waren ein Mordsspaß und auch das Layout ist eher, ääähmm, ungewöhnlich für uns.

Oliver: Was hältst Du von MP3 Tauschbörsen und dem Internet im Allgemeinen?

Björn: Ich bin Internet-Freak und verfolge die Entwicklung des Mediums schon seit der Zeit in dem man sich noch in BBS´s einwählen musste um an irgendwelche Files zu kommen. Im Moment verbringe ich täglich mehrere Stunden in irgendwelchen verrückten Onlinegames. (Grüße an alle Drachenfelsler!) Es war wirklich recht traurig als im letzten Jahr die Tausch-Community von den großen Konzernen gemaßregelt wurde. Ich für meinen Teil hab kein Problem damit, wenn irgendwo im Netz irgendwelche VIU DRAKH MP3's rumschwirren. Ärmer macht uns das mit Sicherheit nicht.

Oliver: Welche 3 Dinge würdest Du nicht mit auf eine einsame Insel nehmen?

Björn: Bier - Kippen - Fressalien. Das wäre eine einmalige Gelegenheit ein paar Laster loszuwerden.

Oliver: Was ist das erklärte große Ziel von VIU DRAKH, bei dem Ihr sagen würdet, wenn wir das erreicht haben, könnten wir eigentlich aufhören?

Björn: Hmm. Als Fish und ich vor vielen Jahren angefangen haben auf unseren Klampfen rumzuklimpern, haben wir uns immer gesagt, dass wir mal irgendwann eine Platte machen wollen. Das war unser Traum. Naja, nun ist es schon die Fünfte. Hmm. Aber wie überall gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel. Es gibt an unseren Instrumenten mit Sicherheit noch einiges zu entdecken in den nächsten Jahren...

Oliver: Lass uns doch mal über die schrecklichen Ereignisse des 11. September in New York und Washington reden, die wohl jeder noch mehr als deutlich vor Augen hat. Wie und wann hast Du davon erfahren? Was waren Deine ersten Gedanken?

Björn: "Bullshit" war das erste, was mir dazu einfiel. Und genauso denke ich jetzt noch drüber. Wer so etwas macht ist krank!

Oliver: Kommen wir kurz vor knapp zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

Björn: Nichts! Alles was ich verlangen würde ist, dass man Zakk Wylde´s "Fadin´Away" spielt. Das reicht!

Oliver: Welche Festivals werdet Ihr dieses Jahr außer dem PARTY SAN OPEN AIR noch spielen?

Björn: Da ist eine Menge am köcheln, aber noch nix richtig spruchreif. Ich hoffe wir können unsere Livespielsucht diesen Sommer ordentlich befriedigen. Schaut regelmäßig auf www.viudrakh.de vorbei, um auf dem neuesten Stand zu bleiben!

Oliver: Jau, das wär's dann auch schon. Danke für Deine Zeit. Du hast das letzte Wort ...

Björn: Vielen Dank für Euer Interesse an VIU DRAKH. Hoffe wir sehen uns irgendwo diesen Sommer ... Cheers!