VERT: Interview mit Andy Dorsett

03.06.2007 | 20:53

Obwohl die britischen VERT bereits auf einen großen Erfahrungsschatz hinsichtlich Live-Gigs zurückblicken, haben sie mit "Accepting Denial" erst jetzt, fünf Jahre nach ihrer Gründung, ihr Debütalbum herausgebracht. Dass zumindest Bassist Andy Dorsett über den Metal hinaus noch Zugang zu anderen Stilrichtungen der Musik härterer Gangart hat, ist dem vielfältigen Album durchaus anzuhören. Warum das so ist, erklärt Andy im Folgenden.

Erika:
Zuerst würde ich gerne etwas über die Bedeutung eures Bandnamens VERT erfahren: Ist damit die Farbe grün aus der Heraldik gemeint oder die Halfpipe aus der Skaterszene?

Dorsett:
Es gibt keine richtige Bedeutung dieses Namens für uns – wir wollen lediglich unsere Musik sprechen lassen. Am Anfang mussten wir richtig kämpfen, bis wir uns entscheiden konnten, so dass wir als letzten Notanker einige CDs mit Einwort-Songtiteln durchsahen und schließlich "Vert" von der UK-Band VEX RED (R.I.P.) fanden und uns darauf einigten – so simpel ist das. Sorry, aber es gibt leider keine Story über uns, in der wir Loops auf einer Skaterrampe drehen, bevor wir eine Band gegründet haben - das wäre wahrscheinlich mehr Rock'n'Roll!

Erika:
Ihr habt eure Arbeit im Jahre 2002 begonnen. Fünf Jahre später nun die Veröffentlichung eures Debüt-Albums. Wie würdest du diese fünf Jahre beschreiben? Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Zeit im Musikbusiness gemacht?

Dorsett:
In diesen fünf Jahren hat das Band-Line-up mehrfach gewechselt, während wir hunderte von Gigs spielten, jede Menge großartiger Freunde fanden, die unterschiedlichsten Erfahrungen hinsichtlich der Performance sammelten und in weiteren Gigs unseren Sound grundlegend veränderten, so dass das herausgekommen ist, was du jetzt auf der CD hörst. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber dieses Album herauszugeben ist definitiv der Höhepunkt für uns.

Erika:
Als ich "Accepting Denial" das erste Mal gehört habe, musste ich an BAD RELIGION denken: ein bisschen Punk, ein bisschen Rock. Einflüsse des Metals fielen mir erst beim zweiten Durchgang auf. So klingt der Gesang manchmal wie Death-Metal-Growls, manchmal klingt der Sound auch nach Nu Metal. Was denkst du? Welche großen Einflüsse habt ihr verarbeitet?

Dorsett:
Es sind so viele Einflüsse auf dem Album, dass es schwierig ist, sie alle zu benennen, aber ich glaube einige der wichtigsten sind DAYS OF THE NEW, INCUBUS, 36 CRAZYFISTS und die gerade populär werdenden UK-Metaller I-D-E-F-I & PROFANE. Ich denke, wir haben eine Vielzahl von Genres auf dem Album eher unbewusst verarbeitet. Wir haben die Powerballade verwandt, den puren Metaltrack, Punk, Nu Metal und sogar ein bisschen Funk, aber wir haben uns nie hingesetzt und haben gesagt: "Okay, jetzt schreiben wir mal einen Punksong oder eine Powermetalballade." Unsere Kompositionen sind immer darauf konzentriert, was sich automatisch entwickelt – fette Riffs und heavy Grooves!

Erika:
Track acht mit dem Titel 'My Desolation' ist komplett anders. Er ist langsamer und nicht so hart, fast ein bisschen folkig. Habt ihr auch Bezüge zu anderen Musikstilen wie Folk oder Country?

Dorsett:
Ich persönlich höre alles von FRANK SINATRA über DILLINGER ESCAPE PLAN und CHEMICAL BROTHERS bis hin zu den TOTEN HOSEN. Ebenso wie die anderen Bandmitglieder liebe ich es, möglichst viele unterschiedliche Quellen in die Musik einfließen zu lassen, um die bestmögliche Musik zu kreieren. Du könntest Ideen in einem Johnny-Cash-Song hören, die du nie, sagen wir, in einem KORN-Song hören würdest. Es ist, als nehme man Ideen aus der Vergangenheit, um die Zukunft zu gestalten.

Erika:
Erzähl ein bisschen vom Anfang deiner musikalischen Laufbahn. Wann hast du begonnen, in einer Band zu spielen? Wer hat dich unterstützt?

Dorsett:
Wir alle spielen seit wir zwölf sind und die meisten von uns sind in eine Band eingetreten, sobald wir einen ganzen Song spielen konnten (was offenbar bei allen ein NIRVANA-Song war). Für mich waren es immer meine Mutter und meine Freundinnen, die mich unterstützt haben. Wir haben draußen im Park abgehangen, getrunken und uns gegenseitig Songs beigebracht, eine großartige Zeit!

Erika:
Ich vermute, ihr könnt noch nicht von der Musik leben, ohne andere Jobs. Wie bringt ihr das unter einen Hut?

Dorsett:
Jeder von uns hat einen Job, angefangen beim Gitarrenlehrer bis hin zum Graphik-Designer und Butterverkäufer. Wir müssen diese Jobs machen, bis die Band wirklich zu größeren Maßstäben aufbricht, aber ich bin mir sicher, dass wir alle lieber auf eine Sechsmonatstour gehen würden, als hinter einem Schreibtisch festzukleben!

Erika:
Wie ambitioniert seid ihr? Was sind eure Ziele mit VERT?

Dorsett:
(lacht) Weltherrschaft!! Nein, im Ernst – wir wollen alles, wollen mit unserer Musik so viele Leute erreichen wie wir können.

Erika:
Ihr könnt bereits auf eine beachtliche Anzahl an Gigs zurückblicken. Wie ich auf eurer Myspace-Seite sehen konnte, werden es in diesem Sommer auch noch mehr. Wenn du die Arbeit im Studio mit einer Liveshow vergleichst, was bevorzugst du?

Dorsett:
Es sind die Shows, die es wert sind, alles zu geben, während du herumguckst und ein Gewimmel von Leuten siehst, die zu jedem Break und jedem schweißdurchtränkten Riff moshen. Von der Bühne gehend weißt du, dass du das Beste gegeben hast, wenn die Menge immer noch dasteht und brüllt. Das ist es!

Erika:
Ihr habt ein Video produziert, um euer Album zu promoten. Hat dir die Arbeit daran Spaß gemacht? Welche Bedeutung haben Videos für dich im Verhältnis zu anderen Möglichkeiten der Promotion wie Interviews, Gigs, Reviews?

Dorsett:
Das Video zu drehen, war fantastisch. Ein Video zu machen ist genauso wie Interviews, Reviews und natürlich CDs einfach ein anderer Weg, den Leuten unsere Musik bekannt zu machen. Das entscheidende Ding bei dem Video zu "Accepting Denial" ist, dass es ein Livemitschnitt ist. Du kannst zuschauen und denken: "Die wissen, wie man rockt, die will ich sehen!" Das ist es eigentlich – die Leute zu der Party zu holen, die eine VERT-Show darstellt!

Erika:
Können die deutschen Fans davon ausgehen, dass ihr bald in Deutschland spielt?

Dorsett:
Sobald wir nächstes Jahr wieder ins Studio gehen, wollen wir auch herüber kommen und einige Shows spielen. So werdet ihr uns hoffentlich nächstes Jahr sehen und ich verspreche dir, dass ihr die ersten seid, die es erfahren!

Erika:
Gibt es noch etwas, dass du gegenüber den POWERMETAL.de-Lesern loswerden möchtest?

Dorsett:
Einfach danke, dass ihr uns gefunden habt – vergesst nicht, unsere Homepage zu besuchen, um News und Tourtermine in eurer Region zu erfahren. Ihr könnt auch bei http://www.myspace.com/vert mit den Bandmitgliedern chatten oder uns einfach eine Nachricht dalassen!

Erika:
Danke für das Interview und meine besten Wünsche für eure nächsten Schritte!

Dorsett:
Cheers! Danke an Powermetal.de!

Redakteur:
Erika Becker

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