VARG: Interview mit Freki

28.09.2020 | 21:02

Ein "Zeichen" gesetzt? VARG ist vier Jahre nach dem "Das Ende aller Lügen"-Album zurück und besinnt sich musikalisch vermehrt auf die bandeigene Vergangenheit. Das interessierte uns natürlich sehr und so baten wir Frontwolf Freki zum kurzen Gespräch, das wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten.

Grüß dich Freki, wie geht es euch? Ich hoffe ihr habt die Corona-Situation halbwegs gut überstanden?

Hallo Marcel, uns geht es sehr gut. Danke der Nachfrage. Ich glaube, dass wir, genau wie viele andere, durch die Quarantäne-Maßnahmen gezwungen waren umzudenken, aber es läuft ganz gut.

Seit eurem letzten regulären Studioalbum sind vier Jahre ins Land gezogen. Kannst du mir ein kleines Update geben, was neben der zweiten Wolfszeit und der Götterdämmerung in all den Jahren noch so bei euch passiert ist?

Da sind einige Sachen passiert, wo fange ich da am besten an? Wie schon viele von euch mitbekommen haben, gab es einen Besetzungswechsel. Drei Wölfe gingen und drei Wölfe kamen: Garm, Morkai und zu guter Letzt unsere wunderbare Fylgja. Ich bin in der Zeit Vater geworden und habe neben VARG jetzt noch mein eigenes kleines Wolfsrudel daheim. Ach ja, und Fenrier trägt wieder blond, haha.

Euer neues Album ist gleichzeitig euer bislang siebtes. Warum habt ihr es "Zeichen" genannt? Welche Zeichen möchtet ihr als VARG mit diesem Album setzen?

Wir wollten einfach unsere Musik wieder dahinbringen wo sie begonnen hat. Und das ist der Pagan mit seinen Geschichten und seinen Runen. Die Wolfsrune auf dem Cover ist eine sogenannte "Binde Rune". Sie setzt sich aus der W-, O-, L- und F-Rune zusammen. Wir wollten damit ein neues Zeichen für die Band schaffen, das für sich selbst spricht, ein Zeichen, das für uns und unsere eigene Bandgeschichte steht. Wir wollten unseren Fans, vor allem denen der ersten Stunde, zeigen, dass wir nicht vergessen haben, wo wir herkommen.

"Zeichen" wurde als euer "Back to the roots"-Album bezeichnet. Wie seht ihr das und wie weit war eurer Meinung nach denn "Das Ende aller Lügen" von selbigen entfernt?

Stilistisch als auch textlich sind es zwei verschiedenen Welten. "Das Ende aller Lügen" ist bis jetzt unser erfolgreichstes Album und steht für sich alleine sehr gut da. Nach dem Besetzungswechsel war klar, dass wir uns auf unsere Wurzeln berufen sollten. Kurz nach dem Eintritt von Garm und Morkai veröffentlichten wir das Re-Release von "Wolfszeit" als kleiner Vorgeschmack auf die Dinge, die da noch kommen sollten.

Was genau war für euch ausschlaggebend, dass ihr euch wieder vermehrt auf den Pagan bzw. Melodic Death Metal der früheren Tage besinnt?

Es fühlte sich einfach richtig an und wir hatten tierisch Bock darauf. Die Neuzugänge haben die Band wieder neu aufleben lassen. Fenrier und ich haben uns von ihren Ideen und ihrem Tatendrang mitreißen lassen. Plötzlich fühlte sich alles so an wie vor über zehn Jahren. Die Neuen haben in ihrer Jugend selber VARG gehört und wussten dadurch, wo die Reise hingehen soll.

Was war ausschlaggebend, dass ihr "Zeichen" mit dem Jahr beginnt, an dem Lindisfarne von den Wikingern überfallen wurde? Zieht sich diese Thematik durch das komplette Album?

Mit dem Akustik-Intro war der Song prädestiniert dafür, das Album zu eröffnen. Wir wollten kein superlanges episches Intro. Nicht, dass sowas schlecht ist, aber wir wollten einfach gleich zeigen, wo es lang geht mit dem Album. Die Inspiration dafür kam von Morkai. Er brachte den Song zu einer Songwriting-Session und meinte, er sehe das Meer und ein Schiff vor dem geistigen Auge, wenn er den Song höre. Ich hatte sofort die Idee zu Lindisfarne. Thematisch bleiben wir bei brutalen Schlachten, Paganismus und einer kleinen Note VARG-Vergangenheit.

Wen konntet ihr eigentlich für die Female Vocals bei 'Fara Til Ranar' gewinnen? Ist das Fylgja?

Genau. Wer aufmerksam "Wolfszeit II" gehört hat und auf unseren letzten Konzerten war, der wird sie bereits kennen gelernt haben. Unsere Fylgja war auch beim Songwriting beteiligt und hat sich wunderbar in die Band eingebracht.

Generell konntet ihr für die zweite CD einige befreundete Musiker an Land ziehen, oder? Klär mich doch einmal auf, um wen es sich handelt.

Zu hören sind Sänger von Bands, mit denen wir im Laufe der Jahre die Bühnen der Welt geteilt haben. Wir haben da den Chrigel von ELUVEITIE, Robse von EQUILIBRIUM, den Atha von NACHTBLUT, Tetzel von ASENBLUT und noch viele weitere. Hört einfach mal rein in die Bonus-CD und lasst euch überraschen, wer da noch so alles ins Mikro brüllt.

Kommen wir nochmal kurz zum eigentlichen Album: Betrachtet man allein die Trackliste, wirkt das Album textlich schon sehr heroisch und energisch. War das auch die Zielsetzung, mit der ihr an die Arbeiten zu "Zeichen" herangetreten seid?

Wir sind ja nicht bekannt dafür, die schönsten und liebevollsten Balladen zu schreiben, sondern eher dafür die Bartaxt zu schwingen. Wir wollten zurück zu den Wurzeln: brachial und unbarmherzig.

Und wie lange habt ihr insgesamt für die Platte gebraucht?

Wir haben nach der Wolfsfest Tour 2019 abgefangen mit den Songwriting-Sessions und anschließend dann mit der Vorproduktion. Diese war dann auch im Frühjahr 2020 soweit fertig, dass wir ins Studio wollten. Dann kam leider der Lockdown und wir mussten umdenken. Garm und Morkai haben beispielsweise die Gitarren sowie den Bass in ihren Homestudios aufgenommen. Kommuniziert haben wir ausschließlich über FaceTime. Das hat uns trotz der Distanz sehr zusammengeschweißt.

Wir hoffen natürlich sehr, dass das 2020er Wolfsfest zustande kommt. Was habt ihr euch für diese Tour einfallen lassen? Worauf können sich Fans freuen?

Das hoffen wir auch. Das letzte Wort hat natürlich die jeweilige Landesregierung. Für die Shows, die wir dann spielen werden, haben wir uns schon ein paar Sachen einfallen lassen, aber niemand mag Spoiler, jaha! Wir werden euch aber definitiv nicht enttäuschen.

Was wird, wenn du mal in die Glaskugel schaust, generell die nächsten 12 Monate bei VARG passieren? Könnt ihr uns über die Tour hinaus einen kleinen Ausblick geben?

In zwölf Monaten ist die Festival-Saison 2021 ja schon fast wieder vorbei. Wir hoffen alle, dass sich die Situation bis dahin weitestgehend normalisiert hat und wir uns auf den staubtrockenen oder matschbedeckten Äckern dieses Landes wiedersehen werden.

Ich danke dir für das Interview. Was möchtest du zu guter Letzt noch loswerden?

Nichts zu danken. Auch wenn es hier in diesem Interview um uns geht, ist es nicht das, was wichtig ist. Wir wünschen, dass ihr alle gesund bleibt und viel Kraft denen, die Freunde oder Familienmitglieder durch Covid-19 verloren haben!

Redakteur:
Marcel Rapp

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