TRIBULATION: Interview mit Adam Zaars

10.02.2021 | 22:44

Das fünfte Album ist noch eine Spur dramatischer, noch melancholischer, durchdachter und - wie er es selbst nennt - auch noch eleganter als es "Down Below" war. Die Rede ist von "Where The Gloom Becomes Sound" von TRIBULATION. Zu Recht heimsen die Schweden damit die Silbermedaille unseres Januar-Soundchecks ein. Wir nutzten die Gunst der Stunde, um mit dem Gitarristen Adam Zaars einige Worte zu wechseln.

Hey Adam, wie geht es dir?

Im Moment geht es uns sehr gut. Das neue Album ist am Start und wir freuen uns darüber und darauf, was die Zukunft bringt.

Seit "Down Below" sind drei Jahre ins Land gezogen. Gib uns doch bitte einen kleinen Eindruck, was zwischen beiden Alben bei TRIBULATION passiert ist.

Wir haben viel getourt. Das führte uns durch fast ganz Europa und Nordamerika und wir gingen zum ersten Mal nach Südamerika und Russland. Darunter waren auch Headlinershows und Opening-Gigs für einige relativ große Bands und wir haben es dabei geschafft, vor vielen Leuten zu spielen. Wir haben eine dieser Shows aufgenommen, eine Show in Stockholm, die schließlich als Live-Album "Alive & Dead At Södra Teatern" veröffentlicht wurde. Danach haben wir uns an das neue Album gewagt, als dann im vergangenen Herbst Jonathan beschlossen hat, die Band zu verlassen, und er wurde folglich von Joseph Tholl ersetzt.

Wie konnte sich Joseph denn in die Arbeiten des neuen Albums integrieren?

Joseph ist auf dem neuen Album nicht zu hören, da Jonathan noch in der Band war, als wir es geschrieben und aufgenommen haben. Von nun an wird er jedoch am Songwriting beteiligt sein. Wie das sein wird, müssen wir nur abwarten und sehen. Wir glauben, dass es gut funktionieren wird, wenn wir anfangen, neue Songs zusammenzustellen, basierend auf seinen früheren Kompositionen und der Erfahrung, mit ihm schon viele Jahre zusammenzuarbeiten.

Mit "Where The Gloom Becomes Sound" habt ihr ein enormes Sound-Monster mit toller Atmosphäre und jeder Menge Gefühlen kreiert. Welche Idee steckt hinter dem Album?

Wir hatten wirklich keine Idee, das haben wir nie. Jonathan schrieb seine Songs zu Ende und ich machte es genauso und die Kommunikation zwischen uns war während dieser Zeit nahezu unübertroffen. Als sich die Aufnahme näherte, kannten wir unsere Songs natürlich besser und konnten rational darüber diskutieren, was funktionierte und was nicht, und viele Songs landeten auch nicht auf dem Album. Zu Beginn aber hatten wir keinen Plan, wie es klingen würde. Wir lassen es geschehen, wir glauben an den Prozess und wir lassen uns davon leiten. Meine Songs erwiesen sich als ziemlich metallisch und klangen dissonant, und Jonathans waren im Allgemeinen dramatischer.

Wie schwer erwiesen sich denn die Arbeiten während der Pandemie?

Gar nicht so schwer. Wir haben es nur bemerkt, als wir zum Studio gingen und vom Studio kamen. Wir konnten jedoch nicht aufhören, über alles zu reden, und ich wünschte, wir hätten darauf verzichten können, obwohl ich wahrscheinlich am meisten darüber geredet habe. Wir haben versucht, mit so wenig Leute wie möglich gleichzeitig im Studio zu sein, aber das hat die Sache nur einfacher gemacht, denke ich. Wenn es keine Pandemie gegeben hätte, hätte uns Tom, der das Album gemischt hat, sicher im Studio besucht, aber das hat am Ende trotzdem gut geklappt. Kein Problem. Und anders hätte die neue Scheibe auch nicht geklungen, da der Großteil der Musik schon geschrieben war, bevor die Hölle über uns hereinbrach.

Von deiner Sicht aus: Gibt es einen musikalischen Unterschied zwischen "Down Below" und dem neuen Album?

Es ist schon eine Weile her, dass ich "Down Below" gehört habe, aber ich denke, dieses Album klingt ein bisschen eleganter, ein bisschen weniger rau und die Songs sind, zumindest hoffe ich das, ein Schritt in die richtige Richtung. Als wir "Down Below" geschrieben und aufgenommen haben, trat Oscar, unseren Schlagzeuger, gerade der Band bei und es war eine sehr intensive Zeit für uns im Allgemeinen und für ihn im Besonderen. Er musste alle alten Songs, die wir live spielen, sowie alle neuen Songs lernen. Seine erste Show war ein ziemlich langes Headliner-Set! Seitdem haben wir, wie schon gesagt, viel live gespielt und ich denke, das hat uns besser auf dieses Album vorbereitet und als Band intensiver einstudiert. Ein weiterer Unterschied ist, dass Jonathan etwas mehr auf diesem Album geschrieben hat als sonst und das höchstwahrscheinlich auch zu hören ist.

Was kannst du uns denn zum Artwork und dessen Verbindung zu den einzelnen Songs auf "Where The Gloom Becomes Sound" sagen?

Sowohl Titel als auch das Cover sind mit der eigentlichen Musik verbunden, nicht aber miteinander. Der Titel fasst eine Kernidee hinter dieser Band zusammen, nach der wir vor dem ersten Album gesucht haben. Wir haben versucht, ein bestimmtes Gefühl, hier als "Finsternis" bezeichnet, durch die Musik auszudrücken. Einerseits ist es Metal, andererseits versucht es, diese Dunkelheit festzuhalten, die wir in anderen Kunstwerken finden konnten. Der Titel könnte also eine Idee hinter der Band als Ganzes erklären, aber er passt auch sehr gut zu dem, was wir auf dem Album hören. Das Kunstwerk hat dasselbe für uns getan, es hatte nur diesen melancholischen Ausdruck, den wir mit der Musik verbinden. Die Büste auf dem Cover ist Sibylle, eine Art altes mediterranes Orakel, das bis zu einem gewissen Grad gut zu einigen der Songs passt. Das ist eher ein Zufall als alles andere. Es wurde ursprünglich von einem belgischen Künstler namens Fernand Khnopff geschaffen.

Kommen wir zur Musik. Denn mit 'Hour Of The Wolf', 'Dirge Of A Dying Soul' und 'Daughter Of The Djinn' kann ich recht schnell meine Favoriten dingfest machen. Steckt ein Konzept hinter dem Album?

Die Songs sind nicht miteinander verbunden, nein. Wir haben in der Vergangenheit schon öfter Synchronizitäten, also miteinander verbundene Ereignisse, benutzt und dieses Mal hatten sowohl Jonathan als auch ich über die physischen und metaphysischen Elemente gelesen, was sie sind und wie sie in Ritualen verwendet werden. Die Arbeitstitel für einige der Songs, die wir beide gemacht hatten, waren nach den Elementen benannt. 'Daughter Of The Djinn' und 'Funeral Fyre' beispielsweise waren recht feurig. Dies ist kein Konzept im herkömmlichen Sinne, sondern ein roter Faden, der sich durch das Album zieht. Abgesehen davon drehen sich die Texte um Metaphysik, die übernatürlichen und alten sowie relativ späten, vormodernen Mythen. 'Inanna', 'Lethe', 'The Wilderness' oder auch der Opener 'In Remembrance' sind hierfür gute Beispiele.

Für die einen ist es Gothic Metal, für die anderen melancholischer Black Metal mit progressiven Einflüssen. Wie würdest du denn euren Stil nennen?

Langweilige Antwort, aber ich würde es TRIBULATION-Metal nennen. Ich habe kein großes Interesse daran, unserer Musik ein Label anzuhängen, weil sie scheinbar ein Eigenleben hat. Ich sehe nichts Falsches daran, Musik oder irgendetwas anderem einen Stempel aufzudrücken, aber TRIBULATION hat sich aus irgendeinem Grund dem weitgehend entzogen.

Was wird denn in den darauffolgenden Monaten bei TRIBULATION geschehen?

Wir haben noch keinen Plan geschmiedet. Ich denke, wir sind alle ziemlich gespannt, wohin wir mit Joseph gehen können. Sicher ist, dass sein Eintritt in die Band einen Funken entzündet hat, der wahrscheinlich gebraucht wurde! Wir wissen natürlich noch nicht, was mit Live-Shows passieren wird, aber wir haben einige Festivals gebucht sowie eine Tour mit BOLZER und MOLASSESS im September/Oktober 2021 in Westeuropa. Hoffentlich wird es auch dazu kommen und wir können noch mehr für dieses Album touren, aber wir werden höchstwahrscheinlich auch anfangen, Musik zu schreiben!

Dann danke ich dir, lieber Adam, für dieses Gespräch, möchte euch für dieses tolle Album viel Glück wünschen und all euren Fans "Where The Gloom Becomes Sound" ans Herz legen.

Gebt dem Album eine Chance - speziell mit den Streaming-Möglichkeiten ist das nicht schwierig. Wenn ihr es mögt, kauft es ruhig, damit ihr die volle Erfahrung damit machen könnt!

Redakteur:
Marcel Rapp

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