TOTENMOND: Interview mit Pazzer

01.01.1970 | 01:00

Mit "Unter Knochen" meldet sich eine der eigenwilligsten und mit Sicherheit auch eigenständigsten deutschen Bands nach knapp drei Jahren Funkstille zurück - und das mit einem Paukenschlag, der roher, stumpfer und aggressiver nicht hätte ausfallen können. Das neue Album klingt wieder deutlich bauchlastiger, erinnert des Öfteren an das Debut "Lichtbringer".
Gitarrist und Bandkopf Pazzer beantwortete meine Fragen:

Rouven:
Wie sind die Reaktionen auf "Unter Knochen" bisher? Was sagen die Fans,
was die Pressefritzen?

Pazzer:
Da ist es noch zu früh, um endgültig etwas darüber sagen zu können. Aber bis jetzt sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. Kommt auch immer auf die Magazine an, und logischerweise muss man da zuordnen können. Schließlich hat die Bild-Zeitung, jetzt als Vergleich, auch mal geschrieben, dass MOTÖRHEAD drei besoffene Schwachmaten sind und von Musik nichts verstehen, hüstel...

Rouven:
Welche Gründe gab es für die längere Pause seit dem letzten (regulären)
Studioalbum?

Pazzer:
Da gibt es keine Gründe. Jedenfalls nichts, was mit der Band zu tun hatte. TOTENMOND ist nur ein Hobby von uns und das wird es auch immer bleiben. Wir müssen uns mit wichtigeren Dingen als TOTENMOND beschäftigen, z.B. Geld verdienen, hahaha.
Wenn dann mal Zeit bleibt oder wir Langeweile haben, entstehen so Dinge wie freiwilliger Wille zum Proben, beim Proben entstehen Songs, wenn genügend Songs entstanden sind, entsteht ein Album - nichts weiter.

Rouven:
Das neue Werk klingt deutlicher nach den frühen Tagen der Band als
beispielsweise nach "Reich in Rost" - welche Gründe hat das? Oder habt ihr einfach aus dem Bauch heraus das gemacht, worauf ihr Bock hattet?

Pazzer:
Es gab nichts, was uns getrieben hat und wir haben uns im Vorfeld auch keine Gedanken gemacht inwieweit, warum und weshalb usw., wir ließen uns einfach treiben.

Rouven:
Die eigenständige, unnachahmliche Musik hat der Band schnell einen Ausnahmestatus in der deutschen Szene beschert. Wo seht ihr euch da?

Pazzer:
Ganz unten.

Rouven:
In der Vergangenheit wurden TOTENMOND des Öfteren mal lächerlicherweise in
die "rechte Ecke" gestellt. Fühlt ihr euch manchmal ein bisschen von der Öffentlichkeit unverstanden was eure Arbeit, euer Schaffen betrifft?

Pazzer:
Ach, solche Fragen werden entweder nur dann gestellt, wenn die Journalisten irgendwo angeschrieben haben oder weil ihnen nichts Vernünftigeres einfällt. Der Scheiß ist so alt, dass es schon ranzig riecht.

Rouven:
Welche Aussage steht hinter der Band TOTENMOND, und speziell hinter den
Texten von "Unter Knochen"?

Pazzer:
Das soll jeder für sich ausmachen, wenn er denn Lust dazu haben sollte. Ich erkläre meine Texte nie.

Rouven:
Welche Ziele habt ihr mit der Band noch, und welche habt ihr bereits verwirklichen können?

Pazzer:
Diese Ziele haben wir längst schon weit übertroffen. Es hätte am Anfang auch keiner von uns gewagt, diese an- oder auszusprechen. Wir sind vollauf zufrieden, eigentlich könnten wir auch aufhören und in Rente gehen.

Rouven:
Welches waren die einflussreichsten Bands für eure Musik? Wer hat euch am meisten inspiriert? Und was hört ihr euch heute an, von dem man sagen könnte, dass es eure musikalische Arbeit ein wenig beeinflusst?

Pazzer:
Das sind dann doch eher Bands, die mit Metal nicht so viel zu tun haben: BRÖZMANN, EISENVATER, JACUÄR, GROTMILL, JENZONE PEPERONE oder auch KRATTVROTT.

Rouven:
Wie sieht es tourtechnisch aus, was kann man da in Zukunft von TOTENMOND
erwarten?

Pazzer:
Vereinzelt Konzerte an den Wochenenden. Das wird jetzt nach aller Wahrscheinlichkeit wieder weniger werden, da uns ganz einfach die Zeit dazu fehlt und das Interesse.

Rouven:
Mit welcher/n Band/s würdet ihr gerne mal in musikalischer Hinsicht zusammenarbeiten?

Pazzer:
Ich würde ganz gerne mal 'ne Platte bei Rod Gonzalez (DIE ÄRZTE - d. Verf.) aufnehmen, weil ich die Vorstellung habe, dass er genau weiß, wie ein Schlagzeug, Bass und Gitarre klingen muss. Aber ob er sich das vorstellen kann, unser Album zu produzieren, das wage ich jetzt mal zu bezweifeln, haha.

Rouven:
Welches sind denn deine momentanen Lieblingsscheiben?

Pazzer:
EISENVATER: Eins, Zwei und Drei
KAISERSCHNITT, STUTTGART: Fluchend und Staubend
GROTMILL: Faustfickender Kühlschrank
KRATTVROTT: Schwarze Sonne 23
FARIN URLAUB: Endlich Urlaub

Rouven:
So, zum Abschluss noch irgendwelche "letzten Worte" an die Leser?

Pazzer:
Danke für dein bzw. euer Interesse, habt euch lieb und genießt das Leben!

Redakteur:
Rouven Dorn

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