THRICE: Interview mit Ed Breckenridge

29.10.2012 | 07:17

Die Post-Hardcore-Helden von THRICE sagen auf unbestimmte Zeit ersteinmal "Tschüss". POWERMETAL.de spricht mit Bassist Ed Breckenridge über die Auszeit der Band, das neue Livealbum "Anthology" und die Vergangenheit der Band.

Ihr legt erst einmal eine Pause ein. Was sind die Gründe dafür?

Unser Sänger Dustin offenbarte uns, was im Moment wichtig für ihn sei, Family etc. Für uns war das erst einmal hart, aber die Familie kommt nun einmal zuerst.

 

Ihr habt auch gesagt, dass dies nicht das Ende der Band ist. Wie lange wird eure Auszeit wohl dauern?

Schwer zu sagen. Der Rest von uns muss jetzt rausfinden wie wir über die Runden kommen. Wir wissen nicht, wohin uns diese Reise führen wird und wie sich unsere Ansichten und Prioritäten verlagern werden. Ich zweifle nicht daran, dass wir wieder zusammen Musik machen werden, aber ich kann keine Einschätzungen treffen, wann das sein wird.

 

Dustin und Teppei sind beide verheiratet und haben Kinder. Die Beckenridge-Brüder haben keine Familien gegründet. Was werdet ihr in der Zwischenzeit machen?

Der Gedanke auch eine Familie zu gründen, geht mir im Moment häufig durch den Kopf. Ich habe die Band immer vor alles andere gestellt und jetzt, wo Dustin diese erst einmal auf Eis gelegt hat, ist es schon eine verrückte Zeit für mich.

 

Mit "Anthology" veröffentlicht ihr nun ein neues Livealbum. Dieses habt ihr aber an verschiedenen Abenden aufgenommen. Warum habt ihr nicht nur ein Konzert mitgeschnitten, wie es bei vielen anderen Livealben auch der Fall ist?

Wir wollten die besten Performances nehmen. Viele Bands bearbeiten ihre Livemitschnitte nachher, aber genau das wollten wir nicht tun. Wir konnten an acht Tagen aufnehmen und die Shows in Orlando und New York City hatten die bestklingenden Hallen und auch gute Performances von uns. Wir wollten, dass sich die Aufnahmen echt und schön rau anhören. Wenn die Gitarre oder der Gesang nicht immer den Ton perfekt treffen, dann ist das großartig! Solange das Gefühl da ist, ist es gut. Was ist schon ein Livealbum, bei dem nichts echt ist und alles bearbeitet wurde?

 

Wie war die Stimmung in Camp THRICE während eurer Abschiedstour?

Erstaunlich positiv! Wir dachten uns, wenn dies unsere letzte Tour ist, dann sollte es auch unsere Beste werden. Manchmal war Dustin nicht in der Stimmung einfach nur rumzuhängen oder zusammen zu Essen. Aber ich denke, dass das alles für ihn härter war, als für uns andere. Je mehr Spaß er hatte, desto schwerer fiel es ihm, dass dies die letzte Tour sein wird fürs Erste.

 

Was sind deine schönsten Erinnerungen an die Tour?

Es ist schwer da eine auszuwählen. NYC war eine tolle Nacht für mich, weil viele Freunde bei der Show waren. Ich liebe New York und die Leute dort. Natürlich waren auch die vielen Home-Shows sehr schön, genau aus den Gründen, warum auch New York City so gut war.

 

Euer Material ist ziemlich vielseitig. Was macht dir mehr Spaß zu spielen? Die alten und raueren Songs oder das neue Material?

Ich mag die dynamischeren Songs lieber, egal ob sanfter oder heavy. Das war schon immer so, haha! 'Deadbolt' bietet mir zum Beispiel wenig. Ich mag Teile von dem Song, aber generell mag ich unsere alten Sachen nicht mehr so gerne, wo wir nur Pop Punk und Metal mixen. Schon damals fand ich es nicht so gut Pop Punk und Metal zu mischen.

 

Mit jeder neuen Platte haben sich THRICE weiterentwickelt. Von Emo zu einer modernen Prog/Alternative Rock Band. Welche ist deine persönliche Lieblingsscheibe von euch?

Ich würde sagen, dass "Vheissu" meine Lieblingsplatte von uns ist. Ich mag unsere neuen Alben auch, aber die Motivation während "Vheissu" war sehr inspiriert und irgendwo auch ein Protest gegen das, was in der Szene abging. Es gab viele melodische aber harte Bands, die Brüllen und melodischen Gesang verbanden und wir wurden immer mit diesen Bands, die wir furchtbar fanden, in eine Schublade gesteckt. Wir wollten Musik machen, die mehr war als nur Gesang und Gebrüll zu verbinden. Wir wollten experimentieren und zum Beispiel nur schreien, wenn die Stimmung und die Lyrics es forderten. Sicherlich haben viele Fans uns deswegen den Rücken zugewandt, andererseits haben wir für diesen Schritt auch viel an Integrität gewonnen. Das war Punk!

 

Welches Album würdest du jemanden empfehlen, der sich zum ersten Mal mit THRICE beschäftigt?

Das ist schwer! Ich würde sagen, er soll mit "Vheissu" anfangen und sich dann zu unseren neuen Alben durcharbeiten. Ich denke da hatten wir wirklich eine Ahnung, was wir mit unserer Musik machen und erreichen wollen.

 

THRICE war immer eine "everybody's darling"-Band. Egal, was ihr veröffentlicht habt, die Leute haben es in den höchsten Tönen gelobt. Habt ihr durch diesen Umstand größeren Druck auf euren Schultern gespürt? Oder hat das es sogar einfacher gemacht zu arbeiten?

Ich habe nie irgendwelchen Druck verspürt bis die Platte fertig ist. An diesem Punkt blickst du zurück und fragst dich, was du gemacht hast und ob die Leute das Ergebnis mögen werden. Das war es dann aber schon. Wir haben immer das gemacht, was sich für uns richtig anfühlt und haben dabei nicht unbedingt an den Fan gedacht. Glücklicherweise hat es bei uns immer geklappt so zu handeln. Wir hatten nie wirklich großen kommerziellen Erfolg und ich denke, dass wir den auch gar nicht wollten. Es wäre schrecklich gewesen, wären wir ein großer Name gewesen.

 

Hast du noch letzte Worte an eure Fans?

Ein großes Danke an die Leute, die uns immer unterstützt haben! Dass wir unseren Traum so lange leben konnten, ist unfassbar und dafür sind wir sehr dankbar. Ich hoffe ich bin bald wieder unterweges, entweder mit THRICE oder mit einem neuen Projekt. Wir sehen uns also wieder!

Redakteur:
Sebastian Berning

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