THEATRE OF TRAGEDY: Interview mit Lorentz Aspen

31.03.2006 | 10:01

THEATRE OF TRAGEDY dürften fast jedem Gothicfan ein Begriff sein. Mit "Storm" meldet sich das sympathische Sextett nach vier Jahren zurück. Wer mit Combos wie WITHIN TEMPTATION und LEAVES EYES' was anfangen kann, für den dürfte die Scheibe ganz nach seinem Gusto gestrickt sein. Aber schon komisch, denn immerhin haben die Norweger 1994 diesen Stil mitbegründet und die genannten Bands haben heutzutage mehr Popularitätspunkte als die Urväter. Zwar ist "Storm" nicht der Überhammer geworden, kann aber mit den "Nachzüglern" locker mithalten.
Kurz vor dem Tourstart hatte Keyboarder Lorentz Aspen die Zeit und Muse sich meinen Fragen zu stellen. Neben Neuzugang Nell (THE CREST) war natürlich auch Liv Kristine ein kleines Thema. In erster Linie ging's aber um die aktuelle Scheibe und Europatournee, für die der Startschuss am 1. April in der Alten Spinnerei in Glauchau fällt.

Tolga:
Wie sind denn bisher die Reaktionen auf "Storm" ausgefallen?

Lorentz:
Bisher hatten wir ausschließlich gute Reaktionen, sowohl von den Fans, als auch von den Medien. Die einzigen Verrisse kamen aus Norwegen, aber das ist nichts Neues!

Tolga:
Ihr verfolgt ja bestimmt die Entwicklung eurer Ex-Sängerin Liv Kristine. Kommt da nicht ein bisschen Neid auf, wenn man sich anschaut, welchen Erfolg sie mittlerweile mit LEAVES' EYES einfährt und wie übermächtig ist der Schatten, den sie immer noch auf THEATRE OF TRAGEDY wirft?

Lorentz:
Wir sind absolut nicht neidisch! Wir machen nicht Musik um berühmt oder erfolgreich zu werden, was sich darin ausdrückt, das wir jede Menge Alben verkaufen. Was unsere Musik angeht, so sind wir sehr darauf bedacht unsere eigene Musik nach unseren eigenen Vorstellungen umzusetzen und die Leute müssen entscheiden, ob sie es mögen oder nicht, aber natürlich wäre es schön, wenn wir davon leben könnten. Aber ist sie wirklich soo erfolgreich? Außer ein paar Mails, die von den Mastersound Studios (Aufnahmetempel von Alex Krull, Bandkopf von ATROCITY und Ehemann von Liv Kristine - Anm. d. Verf.) kamen, habe ich nicht allzu viel davon Kenntnis genommen.

Tolga:
Wo wir schon gerade bei anderen Kapellen sind: Wenn man sich zum Beispiel WITHIN TEMPTATION anschaut, so sind sie ja auch von euch inspiriert. Steht ihr auf diesen Bombast-Gothic-Pop und inwiefern gönnt ihr den Holländern ihren Erfolg?

Lorentz:
Natürlich! Wir unterstützen jede Band aus der Szene, die es geschafft hat. Ich persönlich höre mir so eine Art von Musik nicht an, und um ehrlich zu sein hab ich es mir nie übermäßig viel angehört, aber es ist die Art von Musik, in der wir uns als Band am besten ausdrücken können.

Tolga:
Auf der aktuellen CD hab ich Einflüsse von eben genannter Kapelle, aber auch HIM und PARADISE LOST herausgehört. Früher wart ihr mal Taktgeber eines neuen Stils und heutzutage lasst ihr euch von "Nachzüglern" beeinflussen. Hat sich eure Rolle in der Szene mittlerweile gewandelt bzw. gedreht?

Lorentz:
Ich denke, du hast etwas herausgehört, was in Richtung HIM und PARADISE LOST tendiert. Wir lassen uns von der Gothic-Szene nicht beeinflussen. Als wir mit der Band angefangen haben, waren wir schon von PARADISE LOST inspiriert, es war uns jedoch immer wichtig unseren eigenen Weg zu gehen, nicht unbedingt originell zu sein, aber auch nicht plump andere Bands zu kopieren. Aber nach ein bisschen Zeit im Business wäre es auch schwer, keine Ähnlichkeiten mit anderen zu entdecken.

Tolga:
Besonders positiv sticht eure "neue" Sängerin Nell hervor. Wie hat es sich ergeben, dass ihr auf sie gestoßen seid und wie zufrieden seid ihr mit ihrer Leistung auf "Storm"?

Lorentz:
Sie wurde gefragt, ob sie uns aushelfen kann, kurz nachdem Liv Kristine uns verlassen hat. Wir kannten sie von einem Livekonzert in Stavanger (Heimatort der Band - d. Verf.) und waren von ihrer Stimme und Präsenz auf der Bühne sehr angetan. Nachdem sie die Vocals auf ein paar Songs ausprobiert hat, fragten wir sie, ob sie einsteigen will, und sie sagte glücklicherweise zu. Sie hat einen unglaublichen und brillanten Job auf diesem Album abgeliefert. Sie war in jeder Hinsicht involviert und das Resultat ist sehr zufriedenstellend.

Tolga:
Euer letztes Album "Assembly" liegt ja auch schon vier Jahre zurück. Was habt ihr in den letzten vier bzw. zwei Jahren gemacht, denn Nell ist ja auch schon seit zwei Jahren in der Band?

Lorentz:
Wir haben zwar neue Songs geschrieben, sind aber in unvorhergesehene Probleme geraten. Wir hatten Liv aus der Band gekickt, trennten uns danach von der Plattenfirma und später vom Management. Aber während dieser Zeit haben wir auf der einen oder anderen Art und Weise immer an den Songs gearbeitet. Manche Lieder haben mittlerweile gut dreieinhalb Jahre auf dem Buckel.

Tolga:
Apropos Nell: Wie schaut's denn mit ihrem zweiten Projekt THE CREST aus? Werden da noch weitere Veröffentlichungen folgen oder ist die Band erstmal auf Eis gelegt?

Lorentz:
TOT beansprucht zwar eine Menge Zeit, aber Nell wird genauso wie früher mit THE CREST zusammen arbeiten. Da sie nicht so viele Liveshows spielen kann, wird sie diese Zeit sinnvoll in TOT investieren. Außerdem ist sie bei TOT mehr ins Songwriting integriert.

Tolga:
Ihr seid ja demnächst auf Tour. Dass der Schwerpunkt auf der aktuellen CD liegen wird, ist klar, aber welche alten Stücke werdet ihr denn mit im Gepäck haben?

Lorentz:
Wir werden einzelne Songs von jedem Album spielen. Es wird bestimmt lustig die Reaktionen der Fans zu sehen. Eines kann ich mit Sicherheit versprechen: Es wird auf keinen Fall langweilig!

Tolga:
Wird Nell sich dabei an die Vorgaben ihrer Vorgängerin halten, oder hat sie einen gewissen Spielraum, was die Interpretation der Songs angeht?

Lorentz:
Sie wird auf ihre Art und Weise singen, aber ich würde schon sagen, dass es sich von den Albumversionen nicht unterscheiden wird.

Tolga:
Habt ihr einige Festivals in Planung und wie wird die Zukunft von THEATRE OF TRAGEDY aussehen? Müssen eure Fans wieder vier Jahre auf das nächste Album warten oder habt ihr den Nachfolger von "Storm" so gut wie im Kasten?

Lorentz:
Zurzeit ist nichts bestätigt, aber wir würden gerne so viel spielen, wie es geht. Ich denke nicht, dass das nächste Album vier Jahre in Anspruch nehmen wird. Die Arbeiten an dem nächsten Release haben schon begonnen und ich hoffe, dass wir Anfang des nächsten Jahres das Studio entern können.

Tolga:
Habe ich etwas vergessen zu fragen und welche abschließenden Worte willst du den Lesern von POWERMETAL.de mitgeben?

Lorentz:
Ich hoffe, dass jede/r unser aktuelles Album " Storm" ancheckt und hoffentlich sehe ich die meisten von euch auf unserer Tour. Wir sind sehr aufgeregt zurück auf die Bühne zu kommen und den Leuten zu zeigen, dass TOT live immer noch am besten funktionieren... Prost!

Redakteur:
Tolga Karabagli

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